Hugo Bischof
Die Liegenschaft Casa d’Italia an der Obergrundstrasse 92 in Luzern wird wie geplant am 5. Oktober versteigert – und zwar dem Meistbietenden. Das hält Giulio Alaimo, der italienische Generalkonsul in Zürich, in einem Schreiben an unsere Zeitung fest. Das Mindestangebot beträgt, wie schon vor einiger Zeit festgelegt, 3,39 Millionen Franken.
Gleichzeitig betont Alaimo: «Die Genossenschaft Casa d’Italia Lucerna hat kein Vorkaufsrecht. Das hat uns auch das italienische Aussenministerium bestätigt.» In einem vor kurzem in unserer Zeitung erschienen Artikel war allerdings von einem solchen Vorkaufsrecht der Genossenschaft Casa d’Italia Lucerna die Rede. Wir stützten uns dabei auf Aussagen des Vorstandes der Genossenschaft.
Ippazio Calabrese, Präsident der Genossenschaft, ist enttäuscht. Er habe vom italienischen Minister für auswärtige Angelegenheiten einst die Zusicherung erhalten, «mit dem italienischen Staat über den Kauf verhandeln zu dürfen». Er verweist zudem auf einen Brief des Generalkonsulats, in dem der Genossenschaft eine «trattativa privata» (Privatverhandlung) in Aussicht gestellt wurde.
Genossenschaft entschuldigt sich
Aus heutiger Sicht muss Calabrese allerdings einräumen, dass es «ein Fehler war, daraus ein Vorkaufsrecht für uns herzuleiten – es ist ein «Missverständnis, für das ich mich beim Konsulat entschuldigen möchte». Ein vertraglich zugesichertes Vorkaufsrecht («diritto di prelazione») für die dem italienischen Staat gehörende Liegenschaft kann die Genossenschaft also tatsächlich nicht vorweisen.
Deshalb wird das Versteigerungsverfahren nun seinen vorgesehenen Verlauf nehmen: Angebote mit einem genügenden Finanzierungsnachweis müssen bis spätestens am Mittwoch, 3. Oktober, um 14 Uhr beim italienischen Konsulat in Zürich eingereicht werden. Die Versteigerung findet am Freitag, 5. Oktober, um 10 Uhr im italienischen Konsulat an der Tödistrasse 65 in Zürich statt.
«Wir sind nach wie
vor zuversichtlich.»
Ippazio Calabrese, Genossenschafts-Präsident
Die Genossenschaft Casa d’Italia hält an ihren Kaufabsichten fest. Allerdings steht ihr nun kein anderer Weg offen als jener über die Versteigerung. Ob die Genossenschaft die notwendige Geldsumme von mindestens 3,39 Millionen Franken zusammenbringen wird, ist ungewiss. «Wir sind nach wie vor zuversichtlich», sagt Calabrese.
500'000 Franken will die Genossenschaft mit dem Verkauf von Genossenschafts-Anteilscheinen à 1000 Franken beschaffen. Mindestens 1,5 Millionen Franken sollen über einen Bankkredit hereinkommen. Dafür braucht die Genossenschaft eine ausreichende Garantie. Die Stadt Luzern lehnte eine solche ab, da «ein allgemeines öffentliches Interesse der Stadt an diesem Gebäude fehlt».
Hoffnung auf die Albert Koechlin Stiftung
Vor wenigen Tagen hat die Genossenschaft Casa d’Italia ein Gesuch für finanzielle Unterstützung bei der Albert Koechlin Stiftung (AKS) eingereicht. «Ein Entscheid ist noch nicht gefällt», sagt dazu AKS-Geschäftsführerin Marianne Schnarwiler.
Der italienische Staat erwarb die Liegenschaft an der Obergrundstrasse 92 in Luzern in den 1930er Jahren, um dort ein Konsulat einzurichten. Jahrzehntelang war die Casa d’Italia ein Versammlungsort für Italiener der ersten und zweiten Generation; zudem beherbergte sie die Kindertagesstätte Asilo Italiano. Allen Mietern wurde per Ende 2016 gekündigt. Die Genossenschaft Casa d’Italia möchte das Gebäude «mit neuem Leben füllen», sagt Ippazio Calabrese: «Neben der Förderung der italienischen Kultur soll es zu einem offenen, gastfreundlichen und von Solidarität geprägten Treffpunkt für die ganze Bevölkerung werden.»