Natalie Ehrenzweig
Carla Schmid hat soeben den Bachelor-Abschluss in Business Administration an der Hochschule Luzern absolviert. «Erst wollte ich nach der Matura die Hotelfachschule in Luzern besuchen, doch da kam ich drei Jahre auf die Warteliste. Also habe ich mich umorientiert. Den Bachelor in Business Administration mit der Vertiefung Tourismus und Mobilität war eine sehr gute Alternative», ist die 24-Jährige überzeugt.
Ihre Abschlussarbeit schrieb sie über Online-Marketing-Massnahmen für kleine Freizeitanbieter wie die Höllgrotten. Vor 155 Jahren wurde das Höhlensystem bei Baar entdeckt – unter anderem von Carla Schmids Urururgrossvater. «Wie viele Urs es sind, weiss ich nicht genau», sagt sie und lacht. Natürlich war sie deshalb besonders motiviert für das Thema ihrer Arbeit.
Mitbesitzerin der Höllgrotten
Am letzten Montag, ein sonniger Herbsttag, war es verhältnismässig ruhig bei den Höllgrotten. «Ende Oktober schliessen wir bis Ostern. Während der Öffnungszeiten haben wir etwa 60 000 Besucher», erzählt die Luzernerin. Sie spricht von «wir», weil die Höllgrotten seit 1942 einer Familienstiftung gehören, bei der natürlich auch Carla Schmid Mitglied ist. «Als Kind war das natürlich sehr cool, Mitbesitzerin der Grotten zu sein. Wir machen auch einmal eine Schulreise hierhin. Auch mit der Familie waren wir oft hier», schwärmt sie.
Später arbeitete Carla, wie auch ihre jüngere Schwester, neben der Schule auch an der Kasse. «Wir sind alle megastolz auf die Grotten. Ich freue mich sehr, dass ich jetzt dabei sein kann und die Höllgrotten auch der jüngeren Generation näherbringen kann», betont sie.
Die Auslastung der Grotten sei vor allem an den Wochenenden sehr gut, weshalb sich Carla Schmid in ihrer Arbeit auch auf die Schulklassen konzentriert hat. Diese können unter der Woche kommen und sind ausserdem ein potenziell nachhaltiges Publikum. «Hier können wir unser Marketing schon noch verbessern», findet sie. So hat sie bei Lehrpersonen eine Umfrage gemacht und gesehen, dass diese möglichst alle nötigen Informationen, auch etwa zur Anfahrt oder zu Grillmöglichkeiten, an einem Ort finden möchten. «Viele kleine Anbieter denken, dass Online-Marketing mit einer Website und Social Media schwierig und aufwendig sei und die Personalressourcen dafür fehlten. Doch es gibt ganz einfache Massnahmen und Möglichkeiten», weiss Schmid. Vor sechs Jahren wurde das Licht in den Grotten erneuert, das Tüüfali als Logo eingeführt und der Rundgang umgedreht. «Darauf haben wir die Website neu gemacht, doch seither hat sich diese nicht gross verändert. Nun werde ich mit unserem Geschäftsführer zusammen meine Arbeit umsetzen.»
Touristische Laufbahn möglich
Bei Carla Schmid ist es schwierig zu sagen, was erst kam: Erzeugte die Freude an der Grotte das Interesse am Tourismus oder erklärt sich ihre Leidenschaft für die Höllgrotten durch das Interesse am Tourismus? Denn die 24-Jährige reist selbst sehr gern. «Mich faszinieren die Menschen, die unterschiedlichen Kulturen. Das hat mir auch sehr am Praktikum bei Luzern Tourismus gefallen: der Kontakt zu den unterschiedlichsten Reisenden.»
Bis Ende Oktober dauert ihre Anstellung dort noch, dann bricht die begeisterte Reiterin und Kletterin zu neuen Ufern auf. «Ich könnte mir gut vorstellen, bei einer Airline oder einem Touroperator zu arbeiten und so weitere Aspekte des Tourismus kennen zu lernen, etwa im Produktmanagement», verrät sie. Im November sind dann auch die Tropfsteinhöhlen geschlossen, damit sich die Natur etwas in erholen kann. Und Carla Schmid kann derweil die Resultate ihrer Arbeit umsetzen.