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Luzern

Caritas entlässt fünf Angestellte: Standort in Luzern wird aufgegeben – Caritas-Markt in Sursee schliesst

Mit einem umfassenden Sparprogramm will sich das Hilfswerk für die Zukunft aufstellen. Der Standort an der Brünigstrasse in Luzern wird aufgegeben, der Caritas-Markt in Sursee geschlossen.
In den Caritas-Märkten können bedürftige Personen günstig einkaufen.
(Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 13. Mai 2020))
Caritas-Präsidentin Yvonne Schärli

Dominik Weingartner

Dominik Weingartner

Hinter der Caritas Luzern liegen bewegte Jahre. Nachdem der Kanton Luzern per 2016 die Betreuung von Asylsuchenden und Flüchtlingen selber übernommen und der Caritas diesen Auftrag entzogen hatte, kam es zu einer ersten Kündigungswelle. Anfang 2018 folgten weitere Entlassungen.

Jetzt kündigt das Hilfswerk an, fünf weitere Kündigungen aussprechen zu müssen. Zudem sind acht Mitarbeiter von einer Änderungskündigung betroffen und müssen ihre Pensen reduzieren. Zudem werden Angebote eingestellt, der Standort an der Brünigstrasse in Luzern aufgegeben und der Caritas-Markt in Sursee geschlossen.

Weniger Erwerbslose und Geflüchtete

Laut Präsidentin Yvonne Schärli haben verschiedene Faktoren zu den Massnahmen geführt. «Wir haben weniger Teilnehmende in unseren Programmen. Auch haben wir weniger Zuweisungen von den Gemeinden», sagt sie. Grund seien eine tiefe Erwerbslosenquote vor der Coronakrise sowie der Rückgang bei der Zahl der Geflüchteten.

«Wir bieten Angebote an, die wir selber finanzieren müssen und die nicht auf einem Leistungsauftrag basieren», sagt Schärli. Die Finanzierung der eigenen Angebote sei «herausfordernd» und nur dank Spender möglich. Auch die Leistungsaufträge seien «nicht immer kostendeckend, weil die öffentliche Hand auch im Sparmodus ist».

Geschäftsleitung wird verkleinert

Der finanzielle Druck habe zugenommen, weil die Coronakrise zu Umsatzeinbussen führte und die Beschaffung von eigenen Mitteln über Spenden nicht einfacher werde, so Schärli. «Wir sind nicht alleine, viele Hilfswerke sind auf Spenden angewiesen.» Eingestellt werden die Angebote «Camino» Mentoring für Jugendliche, «Alter-Migration-Vulnerabilität», das Werkatelier, die Freiwilligengruppe im Strafvollzug sowie der Lese- und Schreibdienst. «Für uns war bei allen Entscheidungen wichtig, dass es für die Betroffenen andere Angebote und Alternativen gibt», sagt Doris Nienhaus, Co-Geschäftsleiterin ad interim der Caritas Luzern.

Die von den Kündigungen betroffenen Mitarbeitenden seien in diesen Bereichen und im Support tätig, sagt Yvonne Schärli. «Gemeinsam mit der Gewerkschaft VPOD ist ein guter Sozialplan erarbeitet worden, der unter anderem eine verlängerte Kündigungsfrist von fünf Monaten enthält.» Zudem habe man darauf geschaut, keine Leute zu entlassen, die schwer vermittelbar seien, so die Caritas-Präsidentin. Die Entscheidung sei nicht einfach gewesen, da Mitarbeitende und Freiwillige in allen Angeboten mit viel Herzblut und Kompetenz engagiert sind, sagt Yvonne Schärli.

Sie betont zudem: «Bei den Sparmassnahmen lag der Sachaufwand im Vordergrund.» So könne man mit der Aufgabe der Büroräume an der Brünigstrasse in Luzern eine «beträchtliche Summe» einsparen. Die Bereiche soziale und berufliche Integration sowie alle Supportabteilungen werden im Caritas-Haus in der Grossmatte in Littau zentralisiert. «Dadurch ergeben sich künftig noch weitere Synergieeffekte», sagt Schärli.

Als weitere Sparmassnahme wird die Geschäftsleitung von vier auf drei Personen reduziert. «Das zeigt, dass wir auch von oben her sparen», sagt Schärli. Das sei ein wichtiges Signal gegenüber den Mitarbeitern.

Für Sursee wird eine Lösung gesucht

Ein «besonders schwerer Entscheid» sei die Schliessung des Caritas-Lebensmittelmarktes in Sursee gewesen, so die Caritas-Präsidentin. Es handelt sich dabei um den kleinsten Caritas-Laden in der Schweiz. «Das war fast nicht mehr zu stemmen.» Der Markt geht Ende Juli zu. An einer Alternative werde unter Beteiligung der Trägerschaften, der katholischen und reformierten Kirchgemeinden sowie dem Sozialberatungszentrums SoBZ Sursee, gearbeitet, sagt Schärli.

Noch unsicher ist, wie sich die Coronakrise auf die Caritas auswirken wird. Die Zahl der Stellensuchenden ist im Kanton Luzern gestiegen. Gibt das mehr Arbeit für die Caritas? «Wir haben mehr Einnahmen bei den Erwerbslosenprogrammen budgetiert», sagt Yvonne Schärli. Jedoch müsse man da «sehr verantwortungsbewusst und vorsichtig planen». Noch sei offen, in welcher Form es mehr Zuweisungen aus den Gemeinden geben werde.

«Es war uns wichtig, sorgfältig und mittelfristig zu sparen und nicht jedes Jahr wieder beim Budget abbauen zu müssen», sagt Schärli. Es gehe darum, die Caritas Luzern nachhaltig fit zu machen. Ob nun das Ende der Talsohle erreicht ist, bleibt abzuwarten. «Die Entwicklungen in diesem Bereich sind sehr unberechenbar», sagt die Caritas-Präsidentin. «Wir sind mit äusserster Sorgfalt und einem kritischen Blick auf die Zukunft vorgegangen.» Langfristige Prognosen aufzustellen, wäre aber «unseriös».

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