Pascal Linder
Bei belastenden Ereignissen, wie zum Beispiel bei Unfällen oder Todesfällen, leiden Angehörige stark. In solchen Situationen kümmern sich Notfallseelsorgende und Care-Giver um die Angehörigen und Augenzeugen. Diese werden von den Blaulichtorganisationen aufgeboten.
Die Organisation Ökumenische Notfallseelsorge/Care Team im Kanton Luzern hatte im vergangenen Jahr alle Hände voll zu tun. Das 38-köpfige Team leistete 99 Einsätze. Dies ist ein neuer Höchststand, wie die Römisch-katholische Landeskirche Luzern in einer Mitteilung schreibt. Im Jahr 2019 waren es noch 90 Einsätze. Seit der Gründung im Jahr 2006 sind die Einsätze um rund 50 Prozent gestiegen, heisst es in der Mitteilung weiter.
Christoph Beeler, Co-Leiter der Ökumenischen Notfallseelsorge/Care-Team Luzern, sagt auf Anfrage:
«Die Anzahl Einsätze ist über die vergangenen Jahre kontinuierlich gestiegen. Wir rechnen in den kommenden Jahren mit über 100 Einsätzen.»
Am meisten wurden die Notfallseelsorger und Care-Giver im vergangenen Jahr bei ausserordentlichen Todesfällen gerufen. Darunter zählen beispielsweise plötzliches Herzversagen in der Öffentlichkeit oder zu Hause sowie Todesfälle nach längerer Krankheit. Mit 37 Fällen machten sie über einen Drittel aller Aufgebote aus. Bereits im Vorjahr waren 36 Einsätze auf ausserordentliche Todesfälle zurückzuführen.
Abnahme von Suiziden, Zunahme von Unfällen
2020 leisteten die Luzerner Seelsorger 14 Einsätze bei Unfällen – im Vorjahr waren es noch deren sechs. Einsätze im Zusammenhang mit Suizid wurden hingegen weniger verzeichnet: Die Anzahl Einsätze sank von 23 auf 15.
Im vergangenen Jahr leisteten die Notfallseelsorger 879 Arbeitsstunden. Dies sind 16 Stunden mehr als noch 2019. Ein Blick in die Einsatzstatistik zeigt, dass der Aufwand in Stunden über die Jahre massiv zugenommen hat – 2010 waren es beispielsweise 122 Einsatzstunden. Pro Einsatz rücken in der Regel zwei Fachleute aus, wie Christoph Beeler erklärt. Einzig bei einem Badeunfall mit vielen Zeugen seien letztes Jahr mehr Seelsorger und Care-Giver ausgerückt. Der Badeunfall war der einzige Grosseinsatz des Teams.
Corona beeinflusste auch die Arbeit der Seelsorger. Einige Beratungen haben telefonisch stattgefunden, wie die römisch-katholische Landeskirche des Kantons Luzern schreibt. Zudem stand die Notfallseelsorge/Care-Team mit dem kantonalen Führungsstab in Verbindung, um Szenarien zur Bewältigung von übermässig vielen Todesfällen zu erörtern, heisst es in der Mitteilung weiter.