Irene Infanger
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Eine dunkle Wand aus Richtung Brünig lässt es erahnen. Eine Gewitterfront zieht an. Im beschaulichen Sachseln auf dem Camping Ewil beziehen Maya Müller und Bruno Bieri gerade ihren Platz. Kaum ist der VW-Bus auf der vorgegebenen Parzelle platziert, fallen schon die ersten Regentropfen zu Boden. Glück gehabt – in zweierlei Hinsicht. Ohne nass zu werden, haben sie rechtzeitig ein Plätzchen für die Nacht gefunden – eines der wenigen, das es so spontan auf dem Camping-Areal Ewil noch gibt. Maya Müller sagt:
«Ich bin ganz überrascht, dass alles so voll ist.»
Es ist ihr erster Ausflug mit ihrem neuen VW-Bus. «Wir sind keine Camper», sagt sie deshalb etwas entschuldigend. Sobald ihr Mann pensioniert wird, soll sich das ändern. Grössere Reisen in Europa stehen auf dem Plan.
Das Ehepaar aus Fällanden ist nicht allein auf seiner Suche. Immer wieder klingelt das Telefon in der Rezeption des privat geführten Campingplatzes. «Nein, leider haben wir keinen Platz mehr frei für heute Nacht», antwortet Marianne Berlinger-von Moos. «Täglich erreichen uns zahlreiche Anfragen per Telefon oder Mail», erklärt die langjährige Campingleiterin. Abgesehen von einzelnen Tagen zwischendurch sei der Campingplatz bis Mitte August jedoch ausgebucht. «Niemand wusste, wie es kommen wird. Umso schöner ist, wenn die Leute nun tatsächlich da sind», sagt Marianne Berlinger. Sie ist optimistisch, dass trotz verlorener Tage im April und Mai die Saison gut kommt. Mit einem Lächeln meint sie:
«Vielleicht können wir die Verluste bis im Herbst sogar wieder einholen.»
Hochbetrieb auch am Lungerersee
«Praktisch ausgebucht», heisst es auch auf der Camping-Anlage Obsee in Lungern bei Erika und Klaus Bürgi. «Das ist gut für uns Betreiber, aber schlecht für die Gäste», fasst Bürgi die Situation zusammen. So muss auch er immer wieder Gäste abweisen. Die Zahl der spontan erscheinenden Gäste habe aber abgenommen, die meisten reservieren vorher. «Jeder will sein, dass er einen Platz hat», umschreibt der langjährige Campingbetreiber die Ausgangslage im Jahr der Coronapandemie. Mit der Wiedereröffnung am 6. Juni sei sogleich Vollbetrieb eingekehrt. «Im Juni schalteten wir sofort auf Hochsommer um», sagt Bürgi.
Aber auch während des Lockdowns war die Anlage belebt. Langzeitmieter hatten Glück und durften ihr Zweitheim auch in dieser Zeit aufsuchen. So wie Ursula und Christoph Obrist aus Langenthal. Sie sind jedes Wochenende in Lungern anzutreffen, verbringen ihre gesamte Freizeit hier. «Für uns wäre es schlimm gewesen, hätten wir nicht mehr hierherkommen dürfen», sagt der Besitzer eines Häuschens am Lungerersee. Hier wollen sie einst als Pensionäre leben. Angst vor einem Krankheitsausbruch auf dem Camping-Areal hat er nicht. Im Gegenteil: «Ich bin ja in meinen eigenen vier Wänden.» Klaus Bürgi spricht den Gästen derweil ein grosses Lob aus:
«Es gilt nach wie vor, Abstand zu halten, insbesondere in den sanitären Anlagen. Die Gäste machen sehr gut mit und akzeptieren längere Wartezeiten.»
Hoffnung auf einen nachhaltigen Sommer
Inzwischen ist die Gewitterfront weitergezogen in Richtung Nidwalden. Ums Buochserhorn ist es dunkel geworden. Die Kinder auf dem TCS-Camping Buochs stört es nicht. Sie spielen ausgelassen auf dem grossen Spielplatz. Währenddessen stehen ankommende Gäste geduldig vor dem Eingang: Nur zwei Personen sind im Empfangsraum erlaubt. Es herrscht reges Treiben an diesem Samstag und Campingleiter Markus Barmettler hat allerhand zu tun. «Mit der Wiedereröffnung am 6. Juni ging es sofort von 0 auf 100», erinnert er sich.
Wie in Lungern und Sachseln begrüsst man auch in Buochs fast nur Schweizer Gäste: Ob aus der Westschweiz, dem Tessin, Wallis: Von überall her zieht es die Leute an den Vierwaldstättersee. Barmettler wünscht sich:
«Schön wäre, wenn dieser Sommer nachhaltig wirkt und die Schweizer Gäste auch im kommenden Jahr wiederkommen und nicht ins Ausland reisen werden.»
Das Wetter könne er nicht steuern, aber mit Freundlichkeit und hoher Qualität dafür sorgen, dass die Gäste sich wohlfühlen und wiederkommen wollen. Sagts und zieht sich in die Rezeption zurück. Die Schlange davor ist länger geworden. Die Gewitterfront ist nun in Buochs angelangt – dicke schwere Tropfen fallen vom Himmel. Die Kinder haben sich inzwischen verzogen.