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Luzern

Schulen, Läden, Golfplätze und Restaurants sind wieder offen – Eindrücke vom Tag der Lockerungen in Luzern

Der 11. Mai ist der Tag der grossen Lockerungen nach dem Shutdown wegen dem Coronavirus. Wir sind auf Entdeckungstour in der Region Luzern.
(Bild: Roger Grütter (11. Mai 2020))
(Bild: Roger Grütter (11. Mai 2020))
(Bild: Pascal Linder (11. Mai 2020))
(Bild: Hugo Bischof (11. Mai 2020))
(Bild: PD)
(Bild: PD)
Christian Petrachi und Melanie Zemp.  (Bild: Pascal Studer (11. Mai 2020))
(Bild: Pascal Studer (11. Mai 2020))
Nach acht Wochen werden im Mill'feuille wieder Gäste bedient. (Bild: Nadia Schärli, Luzern,
11. Mai 2020)
(Bild: Nadia Schärli (11. Mai 2020))
(Bild: Pascal Studer (11. Mai 2020))
(Bild: Pascal Studer (11. Mai 2020))
(Bild: Pascal Studer (11. Mai 2020))
(Bild: Nadia Schärli (11. Mai 2020))
(Bild: Nadia Schärli (11. Mai 2020))
(Bild: Pascal Studer (11. Mai 2020))
(Bild: Pascal Studer (11. Mai 2020))
Im ONE blieb ein grosser Ansturm aus. (Bild: Pascal Studer (11. Mai 2020))
Regierungsrat Fabian Peter (links) mit Martina Stutz-Aregger, Präsidentin des Luzerner Detaillistenverbands, und Martin Bütikofer, Präsident Luzern Tourismus, im Landgasthaus Strauss von Gastro-Luzern-Präsident Ruedi Stöckli (stehend). (Bild: Roger Grütter (Meierskappel, 11. Mai 2020))
Das Shamrock bereit sich auf die Öffnung vor. (Bild: Pascal Studer (11. Mai 2020))

Schulhaus Roggern Kriens

(pl) Am Montagmorgen fand der Unterricht zum ersten Mal seit acht Wochen wieder im Klassenzimmer statt. Auch das Schulhaus Roggern 2 in Kriens nahm den Betrieb wieder auf. Es ist ein grosser Schritt in Richtung Normalität, dennoch ist der Schulalltag anders als zuvor. Die Schulen müssen diverse hygienische Massnahmen einhalten. Robin Burri, Sekundarlehrer in der dritten Oberstufe sagt: «Ich lüfte das Klassenzimmer regelmässig und desinfiziere die Flächen häufig».

Die Schüler müssten zudem die Hände waschen, wenn sie das Klassenzimmer betreten:

Die Pulte der Schüler wurden auseinandergestellt, sodass die nötigen Abstände eingehalten werden. Für die Schüler ist es ungewohnt, dass sie sich an die Abstandsregeln halten müssen. «Es ist gewöhnungsbedürftig, denn normalerweise umarmen wir uns bei der Begrüssung», sagt Luzia Borner, Schülerin aus der dritten Oberstufe. Und auch auf dem WC heisst es: Abstand halten.

KKL-Restaurant «Le Piaf»

(hb) Am Montag wurde auch im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) der Gastronomiebetrieb wieder aufgenommen. Die KKL-Restaurants wurden völlig neu gestaltet. Das bisherige World Café im Erdgeschoss heisst neu Le Piaf. Das Spezielle daran ist, dass es nun direkt von vorn, vom Europaplatz her, erreichbar ist. Der neue Ein- und Ausgang wurde am Montag um 10.30 Uhr feierlich eröffnet.

Auch das bisherige Restaurant Red im ersten OG wurde umgebaut. Es wird am Mittwoch unter dem neuen Namen Lucide wieder eröffnet. Ebenfalls wiedereröffnet werden das Café im Kunstmuseum und die Sommerbar Dock14.

Der Umbau dauerte rund zwei Monate. Sie kosteten wie vorgesehen rund 3,8 Millionen Franken. Die Eröffnung war eigentlich am 2. April vorgesehen. Sie musste wegen der Coronakrise aber verschoben werden. «Das Resultat nach einer so erfolgreichen Bauphase nicht präsentieren zu können, schmerzte uns sehr. Umso mehr freuen wir uns nun auf die Neueröffnungen der Restaurants Le Piaf und Lucide», sagte Philipp Keller, CEO der KKL Luzern Management AG. Der zusätzliche Eingang am Europaplatz wurde in Absprache mit dem französischen Architekten Jean Nouvel konzipiert.

Und hier noch ein Blick ins «Le Piaf»

sowie ins «Lucide»:

Café Gugelhupf

(stp) Christian Petrachi steht in der Empfangszone des Cafés Gugelhupf. Er trägt die Gesichtsmaske korrekt - sie ist gleich unter dem Nasenbein angedrückt und reicht unter das Kinn. Er nimmt Vor- und Nachname sowie Handynummer auf: «Damit wir wissen, wer in unserem Lokal war», sagt er. Derzeit ist es nämlich wichtig, die Kontakte positiv getesteter Personen nachverfolgen zu können. Hat sich beispielsweise jemand mit dem Covid-19-Virus infiziert und war Gast im Gugelhupf, können die Gesundheitsämter nachvollziehen, welche Personen sich zeitgleich im selben Lokal aufgehalten haben. «Nach zwei Wochen werden die Daten jedoch gelöscht», erklärt Petrachi.

Im Gugelhupf sitzen um 9.50 Uhr sechs Personen. Auch hier sind gewisse Plätze gesperrt. Gemäss Betriebsleiterin Melanie Zemp sind gewöhnlich mehr Gäste im Lokal. «Am ersten Tag ist es noch etwas ruhig,» sagt sie. Doch sie hätten bereits viele telefonische Anfragen gehabt: «Seit Freitag waren es etwa 60», sagt Zemp.

Die Schutzmassnahmen des BAG werden auch hier sehr strikt eingehalten. War die Kommunikation der Behörden entsprechend gut? Zemp verneint: «Der Bundesrat hat sehr abrupt kommuniziert.» So sei am Anfang nicht klar gewesen, unter welchen Auflagen der Betrieb wieder aufgenommen werden dürfe. Ausserdem sei die Zeit zwischen dem Entscheid und dem Öffnungstag sehr knapp bemessen. «Wir hatten etwa zehn Tage, um uns auf die Wiederöffnung vorzubereiten», erklärt Zemp.

Auch der Verband Gastrosuisse habe erst spät ein Schutzkonzept publiziert. Zemp betont:

«Das war vergangenen Donnerstag. Der Verband hat geschlafen.»

So hat sie selbständig ein Hygienekonzept ausgearbeitet - und später mit demjenigen von Gastrosuisse abgeglichen. «Wir halten die Hygienemassnahmen ein», ist sich Zemp sicher.

So würden sie beispielsweise stündlich diverse Türklinken desinfizieren. «Dies ist vom BAG so nicht vorgeschrieben», sagt Zemp. Für sie und ihr Team sei es aber wichtig, dass sich die Kundinnen und Kunden wohlfühlen: «Wir wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben.» Die Schiebetüre öffnet sich wieder. Christian Pertrachi begrüsst einen weiterer Gast und nimmt die Kontaktdaten auf.

Mill'feuille

(stp) Alexandra Wüsts braune Haare sind zurückgebunden. Es ist Mittag und im Mill'feuille am Mühlenplatz sitzen acht Personen an verschiedenen Tischen. Vereinzelt trennen Plastikwände Tische ab, die näher als zwei Meter voneinander entfernt sind. «Wir haben alles genau abgemessen», sagt Wüst lächelnd. So gibt sie auch sehr präzise Zahlen: Auf dem Aussenbereich dürfen 86 Personen platznehmen. Drinnen seien es 50 Sitzplätze. «Wir haben eine Kapazität von etwas über 60 Prozent», sagt Wüst.

Sie hofft nun, dass sie im Spätfrühling vermehrt Gäste empfangen darf. Weil das Mill'feuille ein beliebter Platz für Treffen von Singles ist, sagt sie schmunzelnd: «Wir wollen in den nächsten Wochen natürlich auch Singles bei ihrem Dates verwöhnen.» Selbstverständlich freut sie sich aber auf Kundschaft jeglicher Art.

Personalien nimmt das Personal des Mill'feuilles grundsätzlich nicht auf. «Gäste können diese aber freiwillig angeben», sagt sie. Auch Schutzmasken tragen nicht alle im Lokal: Einzig in der Küche und hinter dem Buffet tragen die Mitarbeitenden gemäss Wüst die Gesichtsbedeckung. «Wir halten aber immer zwei Meter Abstand, beschränken die Kontakte aus Kürzeste», erklärt Wüst. So würde das Servicepersonal beispielsweise nicht mehr direkt am Tisch das Getränk einschenken. Alles in allem sagt Wüst: «Wir habe einfach grosse Freude, konnten wir wieder öffnen.»

Buchhaus Stocker

(stp) Eine grosse Ladenfläche steht Gabi Bearth zur Verfügung. Das Buchhaus Stocker am der Hertensteinstrasse misst rund 1800 Quadratmeter. Dies ist heute relevant, denn das Buchhaus darf pro 10 Quadratmeter eine Person in den Laden lassen. «Bei uns dürfen sich also insgesamt 180 Personen im Laden aufhalten», rechnet Bearth die BAG-Vorgaben vor. Der Kassenbereich ist neu mit einem Plexiglas geschützt:

So gross sei die Kundschaft jedoch selten. «Vielleicht an Weihnachten», sagt Bearth. Damit nicht zu viele Personen das Buchhaus betreten, ist eine Mitarbeiterin vor dem Eingang und zählt die Kundschaft. Personalien nimmt sie nicht auf. «Das muss sie auch nicht», erklärt Bearth. Daher habe das Kaffee im zweiten Stock auch noch nicht geöffnet.

Am ersten Tag rechnet Bearth mit einer Kundschaft von rund 200 Personen. Diese Prognose sei jedoch schwierig, denn man wisse nicht, wie die Leute auf die Öffnung reagieren. Bis am Mittag habe man aber eine gute Erfahrung gemacht. Bearth sagt:« Bereits vor der Öffnung um 9 Uhr warteten etwa vier Personen vor dem Eingang.» Fünf Minuten später seien bereits 17 Leute im Bücherladen gewesen. «Das hat uns sehr gefreut», sagt Bearth lächelnd.

Allgemein sei man froh, dass das Geschäft wieder öffnen konnte. Schweizweit gäbe es 18 Filialen, überall habe man Kurzarbeit angemeldet. «Die letzten acht Wochen gingen finanziell nicht spurlos an uns vorbei», sagt Bearth. Umso erfreulicher sei, dass der Online-Shop sehr gut lief. «Wir hatten viele Bestellungen online.»

Café «la vie en rose»

(stp) Die Schiebetür öffnet sich beim «la vie en rose». Sanfte Jazzmusik – eine instrumentale Interpretation von Louis Armstrongs «What a wonderful World» – dringt hinaus auf die Pilatusstrasse in der Stadt Luzern. Trotzdem zögert man leicht, wenn man nach acht Wochen erstmals wieder ein Café betritt.

«Wir merken, dass die Leute etwas geprägt sind.» Atila Kalayci hat gerade einen Stammgast verabschiedet. Der Betriebsleiter ist jedoch froh, dass sein Café wieder offen hat. «Das ganze Team hat sich gefreut, wieder arbeiten zu können.» Der Umgang miteinander sei familiär, die Rückkehr zur Normalität wurde lang ersehnt.

Finanziell sei die Situation nicht einfach gewesen. Kalayci sagt: «Auch wir haben Kurzarbeit angemeldet.» Nun geht er davon aus, dass sein Café etwa zu 40 Prozent ausgelastet sein wird. Unter der Berücksichtigung der Fixkosten wie Löhne, Waren oder Miete, sei es jedoch schwierig, einen Gewinn zu erzielen.

Die Gastronomie darf heute nur unter Auflagen öffnen. So hatte der Bundesrat beispielsweise entschieden, dass Cafés oder Restaurants zwar öffnen dürfen, aber nur Gästegruppen bis vier Personen ins entsprechende Lokal hineinlassen dürfen. Ebenfalls dürfen Gäste nur sitzend konsumieren, auch der Abstand von zwei Metern muss weiter eingehalten werde. «Daher haben wir mit Schildern einzelne Tische gesperrt», erklärt Kalayci. Tatsächlich ist etwa jeder zweite Tisch gesperrt.

An einem Einzeltisch sitzt Jessica Spencer. Sie hat gerade ihr Cappuccino und Gipfeli bezahlt. Ihre blauen Augen strahlen, als sie sagt: «Es ist schön, wieder ein normales Leben zu führen.» Vor zwei Woche habe sie wieder angefangen zu arbeiten – Spencer ist Coiffeuse in Ebikon. «Heute habe ich aber frei», sagt sie. Die Schiebetür geht auf, sie verlässt das Café wieder.

Golfplatz Sempach

(ss) Offen sind auch wieder die Schweizer Golfplätze. Bereits um 5.30 Uhr fanden sich im Club Golf Sempach die ersten Gäste ein. Vereinzelt wurden sogar Frühschwärmer mit Stirn- und Taschenlampe gesichtet. Die beiden 18-Loch-Plätze auf dem grössten Golfareal des Landes waren mit 540 Besuchern zunächst restlos ausgebucht. Aufgrund des mässigen Wetters kam es kurzfristig zwar zu Stornierungen, mit rund 400 Golfern war die Auslastung für einen Montag aber immer noch ausserordentlich gut. «Die Leute wollen wieder zu uns kommen», stellte CEO Daniel Weber zufrieden fest.

Im Zehnminuten-Takt und höchstens in Vierergruppen gingen die Golfer auf die Runde. Die Freude, dem Hobby wieder frönen zu dürfen, war den Gesichtern abzulesen. «Super war es, der Platz ist in einem ausgezeichneten Zustand», sagte zum Beispiel Urs Herzog aus Steinhausen, nachdem er mit seiner Frau Anita zum Clubhaus zurückgekehrt war. Dass nach zweimonatiger Zwangspause etwas die Übung fehlt, war dem einen oder anderen anzusehen. So verschwand der Eröffnungsschlag des ehemaligen Luzerner Regierungsrats Max Pfister gleich zwei Mal im hohen Gras.

Restaurant «barbès»

(stp) Viele Gastrobetriebe konnten am Montag nach rund zwei Monaten praktischen Stillstands wieder öffnen und Gäste empfangen. Nicht so das «barbès» an der Winkelriedstrasse. «Wir können die Abstandsregeln nicht einhalten», sagt Inhaber Hamid El Kinani. Der Grund: Der Platz ist zu klein. «Unsere Restaurantfläche beträgt rund 25 Quadratmeter», sagt El Kinani.

Wer das «barbès» kennt, der weiss, dass die Platzverhältnisse tatsächlich eng sind. El Kinani gestikuliert, zeigt in Richtung Bar: «Wenn Leute an der Bar sitzen, kann ich diesen Tisch nicht besetzen.» Für El Kinani ist daher klar: «Gastrosuisse hat nicht an die kleinen Betriebe gedacht. Diese sind benachteiligt.» Werden gewisse Kleinbetriebe daher nicht überleben? El Kinani nickt und sagt: «Ich gehe davon aus, dass etwa jedes Dritte Lokal schliessen muss.»

Gänzlich zu hat das «barbès» jedoch nicht. «Wir bieten weiterhim Take-Away an», sagt El Kinani. Seit dem 18. März - also einen Tag nach Ausruf des Lockdowns - kann man beim marokkanischen Restaurant Essen auf die Gasse mitnehmen. Somit erzielt El Kinani immerhin etwas Umsatz. Denn die letzten acht Wochen sind auch bei ihm nicht spurlos vorbeigegangen. Umso erleichterter ist er, dass der Vermieter beim Mietzins Kulanz gezeigt hatte. «Er ist von sich aus an uns herangetreten - das schätzte ich sehr», sagt er.

Café Alfred

(stp) In einem kleinen Lokal wirtet Jan Halter. Er ist Inhaber des Cafés Alfred zwischen dem Helvetiagärtli und dem Bundesplatz in der Stadt Luzern. Er findet, dass die kleinen Betriebe mit der Abstandsregel mehr Mühe haben: «Wenn man klein ist, sind zwei Meter plötzlich sehr viel.» Halter, der keine Gesichtsmaske trägt, aber gerade alleine arbeitet, bedient daher nur zwei Tische draussen. Er sagt dennoch: «Ich fühle mich nicht benachteiligt. Irgendwo muss man halt die Grenze setzen.» Dass die Grossen dabei aber besser wegkommen, findet auch Halter.

«Ich hoffe, dass alles geht schnell vorüber», sagt er. So könnte er dann auch seine 24 m² grosse Ladenfläche vollständig nutzen.

One Training Center

Auch das ONE Training Center am Bundesplatz ist seit heute geöffnet. Andrin Henggeler ist hier Fitnesstrainer. Er sagt: «Bis 14 Uhr kamen 150 Personen zu uns trainieren.» Dies sei verhältnismässig wenig, so seien es an normalen Tagen auch schon doppelt so viele gewesen. Henggeler sagt entsprechend: «Wir haben schon mehr erwartet. Die Leute freuen sich, sind aber auch vorsichtig.» Vor allem die Risikogruppe bleibe noch zu Hause. Henggeler: «Wir haben viele Kundinnen und Kunden über 65 Jahre.»

(stp) Das ONE darf 80 Prozent aller Trainingsstationen freigeben. Auch die 2-Meter-Abstandsregel müssen die Besucherinnen und Besucher einhalten. «So haben wir 114 Trainingsstationen zur Verfügung», erklärt Henggeler.

Dies bedeutet, dass maximal 114 Personen ins Fitnesszentrum dürfen. Damit diese Zahl nicht überschritten wird, ist eine entsprechende Grenze am Eingang hinterlegt. «Wenn die 115. Person rein will, macht die Türe automatisch zu», erklärt Henggeler. Er sagt jedoch auch: «Nur zu Spitzenzeiten haben wir mehr Kundschaft.»

Die Hygienemassnahmen sind auch in Fitnesszentren wichtig. Im ONE müssen die Leute etwa die Trainingsgeräte jeweils desinfizieren. «Derzeit bieten wir auch keine geführten Trainingseinheiten an», erklärt Henggeler.

Für morgen erwartet er mehr Kundschaft. Eine genaue Prognose wagt er jedoch nicht. Henggeler sagt: «Das ist schwierig. Aber ich erwarte, dass die Leute allmählich wieder vermehrt ins Training kommen.»

Regierungsrat Fabian Peter im Restaurant Strauss Meierskappel

(std) Heute ist für Luzerner Gastronomen und Detailhändler ein freudiger Tag – sie dürfen nach dem Lockdown wieder öffnen. Trotzdem werden die Folgen der Coronakrise noch lange zu spüren sein. Der Kanton Luzern mit seinen zahlreichen Tourismus- und Gastrobetrieben sei von dieser überdurchschnittlich betroffen, sagte Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdirektor Fabian Peter (FDP) am Montag an einer Medieninformation anlässlich der Lockerung der Coronarestriktionen. Er nutze diese vor allem für einen Appell an die Bevölkerung:

«Gehen Sie wieder in die Restaurants und Läden, um die Wirtschaft anzukurbeln.»

Um mit gutem Beispiel voranzugehen, hielt Peter die Information im Gasthaus Strauss in Meierskappel ab – und kehrte dort danach gleich ein. Strauss-Betreiber ist Ruedi Stöckli, Präsident von Gastro Luzern.

Der Luzerner Regierungsrat will aber nicht nur auf symbolischer Ebene aktiv werden. Er plant ein weiteres Unterstützungspaket, um die Auswirkungen der Coronakrise zu mindern, wie Peter an der Medieninfo bekannt gab. Dabei soll der Schwerpunkt auf dem Neustart der Wirtschaft liegen, man wolle deren Rahmenbedingungen verbessern. Derzeit würden die Massnahmen in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern erarbeitet. Konkrete Informationen seien Anfang bis Mitte Juni zu erwarten.

Anwesend war auch Martin Bütikofer, Präsident von Luzern Tourismus und Direktor des Verkehrshauses. Weil im Sommer voraussichtlich kaum ausländische Gäste nach Luzern kommen werden, plane man eine Kampagne im Inland. Dabei stünden Ausflugstipps in der Region im Zentrum. Man werde auch in anderen Kantonen – etwa in der Romandie – werben. Der Start der Kampagne erfolgt voraussichtlich ebenfalls im Juni. «Aktuell ist die Situation noch schwierig, weil noch nicht ganz klar ist, wann die Schiffe und Bergbahnen wieder fahren», so Bütikofer. Er hofft, dass die Zahl der Schweizer Gäste dieses Jahr zunimmt. Den Wegfall der ausländischen Gäste werde man aber nicht kompensieren können. «Insbesondere für die Städte, die stark international ausgerichtet sind, wird es hart.» In der Stadt Luzern etwa kamen letztes Jahr 77 Prozent der Übernachtungsgäste aus dem Ausland.

Ruedi Stöckli betonte, er sei «sehr froh», dass er nun wieder Gäste bewirten kann. «Ich bin voller Tatendrang und zuversichtlich.» Nichtsdestotrotz trifft die Krise die Gastrobranche sehr hart. Auch jetzt gebe es viele, vor allem kleinere Betriebe, die aufgrund der Coronaschutzmassnahmen noch nicht öffnen – oder allenfalls den Betrieb gar nie mehr aufnehmen. Wie viele das sein werden, könne man jetzt aber noch nicht abschätzen, so Stöckli. Das werde sich erst in ein paar Monaten zeigen. Ebenfalls noch schwierig abzuschätzen sei für ihn, wie die Gäste mit den Schutzmassnahmen umgehen – etwa, wenn sie aufgefordert werden, die Hände zu desinfizieren.

Auch Martina Stutz-Aregger, Präsidentin des Luzerner Detaillistenverbands, war in Meierskappel dabei. Die Lage sei trotz dem Ende des Lockdowns «mehr schlecht als recht». Viele Läden kämpften ums Überleben. Die Notkredite würden zwar kurzfristig helfen, doch die Verschuldung sei auch eine grosse Belastung. Weiter sei die Umsetzung der Coronaschutzmassnahmen mit grossem Aufwand verbunden. Wie viele Läden nun in grössere Schwierigkeiten geraten, könne man derzeit nicht sagen. Die Lage präsentiere sich aber unterschiedlich. «Jene Geschäfte, die während des Lockdowns offen bleiben konnten, kamen teils sehr gut über die Runden», so Stutz-Aregger. Drogerien beispielsweise hätten teilweise hohe Umsätze verzeichnet. Weiter gebe es Inhaber, die grosse Kreativität an den Tag gelegt und eine Online-Offensive gestartet hätten. Zuversichtlich stimme sie, dass jene Anbieter, die bereits am 27. April öffnen durften, etwa Coiffeure, seither gute Frequenzen verzeichnet hätten.

Shamrock

Der Bundesrat hat entschieden, dass der Barbetrieb bis auf Weiteres noch geschlossen bleiben muss. Blickt man jedoch hinter dem Schwanenplatz ins Shamrock, stellt man fest, das sich das Personal auf eine Öffnung vorbereitet. Der Manager Gustavo de Paula erklärt: «Ein Betrieb gilt als Restaurant, wenn Tischservice und Sitzgelegenheiten existieren.» Auch das Roadhouse am Bahnhof habe daher geöffnet. Das Shamrock öffne um 16 Uhr.

Für das Shamrock bedeutet die Wiederöffnung, dass unter den Auflagen nur rund 20 Prozent des normalen Umsatzes erzielt werden könne. Für de Paula ist daher klar, dass unter diesen Bedingungen wahrscheinlich kein Gewinn resultiert. «Wir schauen, wie es diese Woche läuft. Falls sich der Andrang in Grenzen hält, schliessen wir nächste Woche wieder», sagt er. Mit dem kleinen Umsatz muss er nämlich für Miete, Löhne sowie Nahrungsmittel aufkommen. Eine grosse Marge bleibt dann nicht mehr. «Es wäre günstiger für uns, wenn wir geschlossen hätten», schliesst de Paula. Weshalb er dennoch geöffnet hat? «Für die Kundschaft», sagt er.

Wirte dürfen Aussenflächen in der Stadt Luzern nutzen

So soll die Luzerner Wirtschaft wiederbelebt werden

Übersicht: Diese Läden in Luzern sind offen

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