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Benediktiner-Kollegium Sarnen

Wie Religion und Medizin bei der Heilung zusammenwirken können

Das Gebet könne bei gläubigen Menschen helfen, die natürlichen Heilkräfte zu aktivieren. Dies und mehr gab es beim Referat von Urs Pilgirm in Sarnen zu erfahren.

Der Arzt Urs Pilgrim sprach diese Woche im Benediktiner-Kollegium Sarnen über den Einfluss der Religion auf die Genesung des Menschen. Dabei ging er neben historischen Ausführungen auch auf Erfahrungen aus dem medizinischen Bereich ein.

Während über drei Jahrzehnten führte Urs Pilgrim im aargauischen Muri eine Arztpraxis, wo er auch beratend für das dortige Spital tätig war. Gleichzeitig engagierte er sich für das kulturelle Leben in und um das ehemalige Benediktinerkloster Muri, dessen Mönche 1841 aus dem Kanton Aargau vertrieben wurden und in Sarnen und Gries/Bozen eine neue Heimat fanden.

Arzt Urs Pilgrim im Benediktiner-Kollegium Sarnen.
Bild: Bild: PD (14. November 2022)

In den ehemaligen Klostergebäuden stiess er dabei immer wieder auf Spuren des Zusammenwirkens von Religion und Medizin. Dies dürfte kein Zufall sein. Denn seines Erachtens haben beide Sphären das gleiche Ziel: die Verbesserung der Lebenssituation der Menschen. Ein Aspekt, an dem die Religionen auch gemessen werden sollen. Dabei habe gerade das Christentum in den vergangenen 2000 Jahren – neben negativen Aspekten wie Religionskriegen – eine breite Palette an Mitteln zur Unterstützung des Menschen hervorgebracht: die Seelsorge, medizinische Hilfe, Bildung, Arbeit und Nächstenliebe.

Jesus als «Heiler»

Der Blick des Christentums bewegte sich daher oft auf die praktische Lebenshilfe für die Bevölkerung. Nicht zufällig wird bereits Jesus im Neuen Testament mehrfach als Heiler von Kranken geschildert. Dabei geht es darum, den Menschen in seiner Krankheit ganzheitlich anzuschauen. «Jesus half seinen Menschen auf allen Ebenen – medizinisch, gesellschaftlich und spirituell», hält Urs Pilgrim fest.

Es stünden dabei nicht angebliche «Wunder» im Zentrum, die Pilgrim generell skeptisch beurteilt, sondern Leistungen im Namen der Nächstenliebe. Im Fokus geht es darum, diese in Form der Empathie zu pflegen. Gemäss dem griechischen Urtext der Evangelien fühlten sich die von Jesus geheilten Menschen «kalòs», was mit «gut» übersetzt werden könne. Darunter kann die spirituelle Heilung verstanden werden.

Nächstenliebe als Medizin

Damit gelangte der Referent zum Vergleich mit seiner Erfahrung als Arzt. Nicht selten gehe es bei der Behandlung von Kranken letztlich um das Lösen von inneren Spannungen, in der Bibel oft im Kontext von «Sünden» gesetzt. Als Erklärungsmöglichkeit dient hier der Ausgleich zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten. Die Natur kenne viele Regulationsmechanismen, die aber beim Menschen nicht immer funktionieren würden.

Wenn es mit Hilfe des Arztes gelingt, ein solches Gleichgewicht wiederherzustellen, liessen sich teilweise überraschende Heilerfolge feststellen. «Das Denken ist eine sehr grosse Kraft. Es geht über die Konditionierung heraus», so Pilgrim. Deshalb könne das Gebet bei gläubigen Menschen tatsächlich helfen, indem es über die Erwartungshaltung des Patienten die natürlichen Heilkräfte anregen könne. Und gerade hier zeige sich die Bedeutung der gelebten Nächstenliebe, die in der Tradition der christlichen «Caritas» steht. So konnte der Referent zusammenfassend festhalten: «Wenn sie den Patienten helfen wollen, gehen sie sie besuchen, zeigen sie Empathie!» (pd/lur)

Hinweis: Weitere Anlässe unter www.benediktiner-kollegium.ch .

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