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Obwalden

«Burgwall» für die Lehrer: So ist das Wiedersehen im Lungerer Klassenzimmer

Vom Homeschooling waren Lungerer Jugendliche begeistert. Die Rückkehr in die Schule fällt ihnen schwer – aus einem Grund.
Berti Kübler begrüsst die Schüler der Integrierten Oberstufe zurück im Klassenzimmer. (Bild: Romano Cuonz (Lungern, 11. Mai 2020))

Romano Cuonz

Mehr als nur eine Neuigkeit erlebten Schülerinnen und Schüler der Integrierten Orientierungsstufe (IOS) Lungern, als sie gestern, nach acht Wochen «Coronapause», wieder in ihr Schulhaus Grossmatt zurückkehrten. Zum einen wurde jedem Jahrgang eine eigene Eingangstür zugewiesen. «Wir wollen vom ersten Tag an dafür sorgen, dass es keine allzu grosse Durchmischung der Jüngeren und der Älteren gibt», erklärt Gesamtschulleiter Andreas Kneubühler diese Massnahme. Auch in den Schulzimmern war alles anders als vor der Krise: Jeder Schülertisch steht jetzt einsam und für sich. «Mindestens anderthalb Meter Distanz kriegen wir so hin», sagt IOS-Leiter Berti Kübler.

In einem Schulzimmer sind maximal 16 Jugendliche. Und, wenn Kübler auf den, wie er sich ausdrückt «Burgwall» vor seinem Pult zeigt, schmunzelt er:

«Wir Lehrpersonen haben auch genau definiert, welcher Bereich für die Schüler tabu ist. Zu unserem Schutz!»

Gleich noch eine Überraschung wartete an diesem ersten Schultag nach dem Lockdown auf die Jugendlichen. Kaum hatten sie sich – mehr oder weniger von ferne – begrüsst, meldete sich auf den Bildschirmen aller Klassenzimmer per Videotelefonie der Gesamtschulleiter. «So konnte ich alle Knaben und Mädchen über die ab sofort geltenden Regeln informieren», erklärt Andreas Kneubühler. Sein Appell war dringend: «Immer Hände waschen und das Social Distancing einhalten.» Auch bat der Schulleiter die Jugendlichen um Verständnis, wenn momentan keine Schulreisen im herkömmlichen Sinn möglich seien.

Schutzmasken empfiehlt die Schule Lungern – dem kantonalen Schutzkonzept folgend – den Kindern nicht. Trotzdem liegen in allen Schulzimmern Gesichtsmasken bereit. «Wenn ich als Lehrperson bemerke, dass jemand hustet, kann schon mal eine solche Maske zum Einsatz kommen», sagt Berti Kübler als Klassenlehrer der 2. IOS. Zwar betont er: «Mit dem Metermass Polizist spielen werden wir Lehrer nicht, aber punkto Händewaschen mit Seife gibt es kein Pardon.» Einer allerdings ist nun praktisch rund um die Uhr mit Maske und Handschuhen unterwegs: Hauswart Daniel Gasser, der hinter den Kindern hergeht und eins übers andere Mal Pulte und Unterrichtsgegenstände desinfiziert.

Wen immer man in der Pause auch fragen mochte, alle waren sie sich einig: Das Homeschooling sei «echt geil» gewesen und habe viel gebracht. Warum? Medienmässig war die IOS Lungern, dank dem versierten Mathematiker Berti Kübler und seinen Kolleginnen und Kollegen, schon lange vor der Coronakrise bestens unterwegs.

Modernes Homeschooling in Lungern

Als dann wegen der Schliessung der Schule Fernunterricht aktuell wurde, war man gut vorbereitet. Jede Schülerin und jeder Schüler der IOS besitzt sein eigenes Tablet. Dieses können sie von der Schule ausleihen oder für wenig Geld kaufen. Jetzt galt es nur noch, die Verbindung in alle teils weit verstreuten Lungerer Häuser und Weiler herzustellen. Vorerst wöchentlich – und später im Zweiwochenrhythmus – ging ein Brief mit Infos an alle Eltern.

Esther Amgarten, Mutter der IOS-Schülerin Luana, ist begeistert. «Die Lehrer haben das sensationell gemacht, ich staunte immer wieder über ihre grosse Präsenz auf dem Monitor meiner Tochter.» Was Esther Amgarten noch mehr erstaunte:

«Die Kinder nahmen via Videotelefonie auch miteinander Kontakt auf und halfen einander, wenn der eine oder die andere nicht mehr weiter wusste.»

Einfach cool fanden die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Teamkonferenzen, zu denen alle gleichzeitig zugeschaltet waren. Berti Kübler bestätigt: «Selbst wenn wir natürlich nicht immer genau kontrollieren konnten, was die Schüler daheim daneben taten, hat das Homeschooling sein Ziel erreicht.» Und so konnte der Schulleiter den Jugendlichen, die mitten in der Berufsfindung stehen, gestern über den Bildschirm mitteilen, dass das Schuljahr voll zählt und dass sie auch ihr Zeugnis erhalten.

Lungerer Schüler berichten von ihrem Alltag

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