notifications
Luzern

Parmelin bedankt sich für das Engagement

Begleitet von Luzerner Politikern besuchte Guy Parmelin wegen des Hochwassers am Donnerstag Luzern und Aesch. Es ist ein Spaziergang entlang von Sandsäcken und Bretterverschlägen.
Bundespräsident Guy Parmelin besucht Luzern, um sich ein Bild der Hochwassersituation zu machen. Mit ihm unterwegs sind unter anderem Beat Züsli, Fabian Peter, Paul Winiker und Vinzenz Graf.
(Bild: Pius Amrein (Luzern, 15. Juli 2021))
Feuerwehrinspektor und Stabschef Vinzenz Graf erklärt Bundespräsident Guy Parmelin die Lage im Kanton Luzern.
(Bild: Pius Amrein (Luzern, 15. Juli 2021))
Bei strömendem Regen besichtigt Guy Parmelin die Massnahmen gegen das Hochwasser der Reuss.
(Bild: Pius Amrein (luzern, 15. Juli 2021))
Guy Parmelin lässt sich auf einem Spaziergang durch das Dorf von Gemeindepräsident Christian Budmiger das Hochwasserkonzept der Gemeinde Aesch erklären. (Bild: Salome Erni (Aesch, 15. Juli 2021))
Vinzenz Graf zeigt Guy Parmelin auf der Karte, wo die Ressourcen für den Hochwasserschutz gelagert werden. (Bild: Salome Erni (Aesch, 15. Juli 2021))

Salome Erni

Alle Kameras und Mikrofone sind an diesem Donnerstagnachmittag auf Bundespräsident Guy Parmelin gerichtet, der unter tropfendem Himmel den Anstieg der Reuss in Luzern inspiziert. Feuerwehrinspektor und Stabschef Vinzenz Graf erklärt Parmelin auf grossen Karten die Situation im Kanton Luzern in den vergangenen vier Wochen.

Zuerst die Überflutungen im Gebiet Reiden, dann die Hagelschäden: 910 Feuerwehrleute und 190 Zivilschützer seien in 25 Gemeinden im Einsatz gestanden. «12'000 Gebäude im Kanton sind vom Hagel betroffen gewesen, also jedes zehnte Gebäude im Kanton. Das bedeutet 50 bis 200 Millionen Franken – nur Gebäudeschaden», sagt er. Zuletzt geht Graf auf die jetzigen Überschwemmungen ein und erwähnt die grosse Unterstützung durch Privatpersonen und Handwerksunternehmen aus der ganzen Schweiz. «Wir hatten grosses Glück, denn Personen wurden kaum verletzt», so Graf.

Auch für den Bundespräsidenten steht das Wohl von Mensch und Tier an oberster Stelle. «Die gute Organisation im Kanton Luzern ist beeindruckend zu sehen. Ich muss mich bei all den engagierten Personen bedanken», so der Bundespräsident. «Das liegt auch an unserem föderalen System», fährt er fort und lobt die Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen.

Spaziergang entlang der Reuss

Flankiert von Luzerner Prominenz wird Parmelin entlang des Ufers der Reuss geführt, über die Reussbrücke und durch die Altstadt zurück zum Jesuitenplatz. Auf dem Weg lassen sich Sandsäcke, orange Beaverschläuche, Wasserpfützen, Pumpen, Schläuche und Einsatzkräfte in Aktion erleben.

Die prominenten Spaziergänger stellen sich zum Schluss auf eine der Treppen, die über die Hochwasserverbauungen führen. Stadtpräsident Beat Züsli dankt Parmelin für sein Kommen, aber ebenso den Einsatzkräften. Er wagt eine Prognose und sagt, dass sich die Situation nun «wieder etwas entspannen werde».

Auch Regierungsrat Paul Winiker nennt den Besuch des Bundespräsidenten eine wichtige Geste für jene, die unermüdlich gegen das Hochwasser kämpfen – sowohl für die Profis als auch für die Milizkräfte.

«Wir müssen unsere Bemühungen beibehalten und sogar aufstocken»,

sagt er und betont, dass dafür finanzielle Mittel bereitgestellt werden müssen. Winiker nimmt damit Bezug auf den Personalmangel in der Feuerwehr und im Zivilschutz.

Kanton sei mit den Hausaufgaben noch nicht fertig

Regierungsrat Fabian Peter hingegen blickt zurück auf die Unwetter seit 2005 und findet, «die Investitionen haben sich gelohnt». Doch der Kanton sei mit seinen Hausaufgaben noch nicht fertig. Jährlich werden weiterhin 50 Millionen Franken für den Hochwasserschutz aufgewendet. Eines der nächsten grossen Projekte auf der Agenda sei das Hochwasserschutz- und Renaturierungsprojekt für 200 Millionen Franken bei der Reuss, das 2023 dem Volk vorgelegt werden soll, so Peter.

Gegen Ende der Ansprachen nimmt der strömende Regen etwas ab. Das sei ein gutes Zeichen, sagt der Bundespräsident, bevor er nach Aesch aufbricht.

Musterbeispiel Aesch

In der Seetaler Gemeinde stehen Gemeindepräsident Christian Budmiger und Angehörige der Regiowehr Aesch zur Begrüssung bereit. Es folgt ein Rundgang durch das Dorf, denn Aesch ist ein Paradeexemplar punkto Hochwasserschutz. In den Jahren 2005 und 2007 sei Aesch stark von Hochwasserschäden betroffen gewesen, blickt Budmiger zurück. Man habe aber seine Lehren daraus gezogen und ein Notfallkonzept erstellt. Deshalb sei es dieses Jahr kaum zu Schäden gekommen. Und tatsächlich, die Garageneinfahrten sind zwar verbarrikadiert, aber keine Überflutungen in Sicht.

Feuerwehrkommandant Christian Muff erklärt, dass er die Anwohnerinnen und Anwohner mit einem SMS alarmiert kann, sobald Hochwassergefahr droht. Dies geschah am Dienstag. «Grundsätzlich sind die Eigentümer für den Hochwasserschutz verantwortlich», sagt er. Sie würden auch das Material lagern und seien für den Auf- und Abbau zuständig. «Doch die Feuerwehr rückt nicht erst an, um Keller auszupumpen», so Muff. Sie unterstütze auch beim Aufstellen des Schutzmaterials, denn einige Anwohner seien gar nicht zu Hause, um genügend rasch zu handeln. In solchen Fällen weiss die Regiowehr Aesch, wo das säuberlich nummerierte Material gelagert ist, und kann sich Zugang verschaffen.

Ebenfalls zur Hochwasserprävention wurden bei den beiden Aescher Bächen Rückhaltebecken im Wald installiert. Muff sagt, dass die Wassermenge diese Woche gleich war wie 2005. Doch dank der Rückhaltebecken habe die Regiowehr Aesch genügend früh die angespülten Baumstämme und Gesteinsbrocken ausbaggern können, damit es gar nicht erst zu Überschwemmungen kam.

Ein «Merci» an den Kanton Luzern

Parmelin und die Luzerner Politiker spazieren nach der Besichtigung der präventiven Anlagen durch die Quartiere zurück, plaudern über Rückzonungen, regionalen Wein, den Gewässerschutz und das fortgeschrittene Wachstum des Weizens. Letzteres scheint Parmelin als Landwirt besonders zu interessieren. Zurück am Ausgangspunkt verabschiedet er sich, für ihn geht der Rundgang im Kanton Zug weiter: «Alles Gute für die Zukunft und ‹merci beaucoup›!», verabschiedet sich der Bundespräsident.

Kommentare (0)