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Luzern

Büffeln auf der Baustelle: Sporttalente gehen jetzt im Stadion Kleinfeld zur Schule

Die Sportschule ist an ihren neuen Standort im Fussballstadion Kleinfeld gezogen. 120 Jugendliche aus 24 Sportarten gehen hier zur Schule – in den Spitzensport schafft es aber nur ein kleiner Prozentsatz.
Sportschüler im Stadiongebäude Kleinfeld in Kriens. Seit diesem Sommer werden sie dort unterrichtet. (Bild: Roger Grütter (27. August 2018)
Valentin Stocker, Fussballer. 1989 in Kriens geboren. Besuch der Sportschule Kriens von 2002 bis 2004. Stocker spielte von 2007 bis 2014 beim FC Basel, danach bis 2017 in der Bundesliga bei Hertha BSC Berlin, zurzeit wieder beim FC Basel. 36 Spiele mit der Schweizer Nationalmannschaft (6 Tore).
Géraldine Ruckstuhl, Leichtathletin. 1998 in Altbüron geboren. Besuch der Sportschule Kriens in ihrem letzten Sekundarschuljahr 2012/13. Ruckstuhl wurde 2015 U-18-Europameisterin im Siebenkampf. 2017 stellte sie einen neuen Schweizer Rekord im Siebenkampf auf.
Calvin Thürkauf, Eishockeyspieler. 1997 in Zug geboren. Schweizerisch-kanadischer Doppelbürger. Besuch der Sportschule Kriens von 2009 bis 2012. Wechselte vom EV Zug 2016 zu den Columbus Blue Jackets in die National Hockey League in Kanada. Spielte in der Junioren-Nati Schweiz.
Lukas Räuftlin, Schwimmer. 
1989 geboren. Besuch der Sportschule Kriens von 2006 bis 2009. Ab 2005 im Schwimmverein Kriens, seit 2012 bei den Limmat Sharks Zürich. Mehrfacher Schweizer Meister. Schweizer Rekordhalter über 200 Meter Rücken.

Hugo Bischof

Hugo Bischof

Hugo Bischof

Hugo Bischof

Hugo Bischof

Zu Beginn dieses Schuljahres ist die Sportschule Kriens an ihren neuen Standort gezügelt – in das topmoderne neue Stadiongebäude des Fussballclubs SC Kriens auf dem Kleinfeld. Der Schulbetrieb ist vor einer Woche planmässig gestartet, der Zugang für die Schülerinnen und Schüler ist aber noch immer ein kleiner Hindernislauf. Sie können nur über einen schmalen Rasenstreifen und entlang von Bauabschrankungen zur Schule gelangen.

Der Grund dafür ist, dass das Kleinfeld noch immer eine grosse Baustelle ist. Das Stadiongebäude ist zwar weitgehend fertig erstellt. Beim Bau des Kunstrasenfelds des SC Kriens kam es hingegen zu baulichen Verzögerungen, weil hier eine alte Schadstoffdeponie entdeckt wurde, die noch entsorgt werden musste. Die Stadion-Gesamteröffnung musste deshalb auf den 12./13. Oktober verschoben werden.

Um 15.05 Uhr ist die Schule aus

Die Unterrichtsräume der Sportschule befinden sich im oberen Stockwerk des südwestlichen Gebäudetrakts – vis-à-vis dem Schwimmbad und den Beachvolleyballfeldern. Alles ist hell hier – Wände, Decken, Garderobenschränke. Vieles wirkt noch etwas steril. Doch: «Der Schulunterricht läuft bereits voll, alle Unterrichtsräume sind bezogen», sagt Schulleiter Thomas Küttel.

Die Sportschule Kriens ist Teil des kantonalen Volksschul­angebots. Sie ist also eine Sekundarschule wie jede andere. Nur, dass hier eben sportlich besonders talentierte Jugendliche unterrichtet werden. Der Lehrstoff ist der gleiche. Abstriche gibt es bei der Hauswirtschaft, bildnerisches und technisches Gestalten werden jeweils nur während einem Schuljahr angeboten. Musik ist ein Freifach, ab der dritten Sekundarstufe gibt es nur noch wenig Freifächer. Andere Sekundarschulen kennen bis zu 34 Wochenstunden, an der Sportschule sind es 26. Dienstags und donnerstags beginnt der Unterricht erst um 11 Uhr. Spätestens um 15.05 Uhr ist die Schule aus. Die Mittagspause dauert 45 Minuten, die Schüler können sich im Stadionrestaurant verpflegen.

So haben die Schüler am Vormittag und Nachmittag genügend Zeit für die Trainings in ihren jeweiligen Sportclubs und Leistungszentren. «Die Sportschule ermöglicht es Schülerinnen und Schülern, intensiv an ihren hohen sportlichen Zielen zu arbeiten, ohne die schulischen Inhalte zu vernachlässigen», heisst es auf der Schul-Website.

Die Sportschule Kriens ist kein Sportcampus wie Magglingen. Sie besorgt den schulischen Teil der Ausbildung; sportlich gefördert werden die Jugendlichen extern in ihren Vereinen sowie in den regionalen und nationalen Leistungszentren. Eine Turnstunde gibt es dennoch: «Sie ist ein Ausgleich zu den Hauptsportarten unserer Schüler», sagt Küttel. «Bei der Unterrichtsgestaltung müssen wir flexibel sein», fügt er an, «denn es gibt oft Absenzen wegen Spezialtrainings, Trainingslagern oder Nationalmannschaftsaufgeboten.»

Topmoderne Zimmer mit elektronischen Wandtafeln

120 Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur dritten Sekundarschulstufe besuchen die Sportschule Kriens. Sie sind aufgeteilt in drei Doppelklassen pro Jahrgang à je 40 Schüler. Jede dieser Doppelklassen wird in einem Grossraum-Schulzimmer von jeweils drei Lehrpersonen unterrichtet. Dazu gibt es zusätzliche kleinere Räume für spezielle Lerngruppen. Die Schulräume sind topmodern eingerichtet – unter anderem mit elektronischen Wandtafeln.

«Wir stellten dieses Schuljahr auf Empfehlung des Kantons auf das integrierte Unterrichtsmodell um», sagt Küttel. Das bedeutet, dass nicht mehr wie früher Klassen mit Lernniveau A, B oder C gebildet wurden. Der Unterricht erfolgt heute gesamtheitlich – nur in Deutsch, Französisch, Mathematik und Englisch wird weiterhin niveaugetrennt unterrichtet. «Das hat den Vorteil, dass wir die Schüler individueller betreuen können», erklärt Küttel. «Gerade an unserer Schule, wo es wegen der sportlichen Aktivitäten immer wieder Absprachen bedarf, brauchen wir eine persönliche Beziehung zu unseren Schülern.»

Ähnliche Angebote gibt es auch in Cham und Schwyz

Jugendliche aus der ganzen Zentralschweiz besuchen die Sportschule Kriens. Vergleichbare aber kleinere Schulangebote gibt es in Cham und Schwyz. Wer in Kriens aufgenommen werden will, muss sich in einem sportlichen Selektionstraining qualifizieren. Die Aufnahme erfolgt für ein Jahr, stimmt die sportliche Entwicklung, steht einem Verbleib dann meist nichts im Weg.

Für Schülerinnen und Schüler aus dem Kanton Luzern ist der Besuch der Sportschule Kriens kostenlos. Für Jugendliche aus allen anderen Kantonen muss die Finanzierung bei der jeweiligen kantonalen Sportförderung und der Heimatgemeinde abgeklärt werden. Absolventen der Sportschule Kriens stehen dieselben Berufs- und Studienanschlüsse offen wie denjenigen von anderen Sekundarschulen: Berufslehren, Berufsmatura oder Kurzzeitgymnasium. Viele Spitzensportler wählen den Weg an die Frei’s KV Talent School.

Wie viele der talentierten Sportlerinnen und Sportler schaffen es überhaupt an die Spitze? «Wenn es pro Jahrgang zwei bis drei schaffen, ist das gut», sagt Küttel. «Darunter sind auch Vertreter von Sportarten wie Squash, die nicht im Rampenlicht stehen wie etwa Fussballer.»

Erstmals auch Ballett vertreten

Ihren ersten Standort hatte die Sportschule im Schulhaus Meiersmatt in Kriens, wo sie 2001 eröffnet wurde – mit damals 26 Schülern in vier Sportarten. 85 Prozent der Absolventen waren Fussballer. Dazu wenige Leichtathleten, Volleyballer und Tennisspieler. Heute sind 24 Sportarten vertreten. Die Fussballer sind mit 34 Prozent noch immer in der Mehrheit. Dahinter folgen Eishockey (9,5 Prozent), Handball (9 Prozent), Volleyball (5 Prozent) sowie Schwimmen, Judo/Karate/Kickboxen und Unihockey (je 4,5 Prozent). Knapp 30 Prozent der Absolventen sind weiblich. Neu mit einem Anteil von 3 Prozent vertreten ist Ballett. «Für Sparten wie Musik oder Malen haben wir keine Kapazität», so Küttel. «Ballett ist ein Kompromiss, da hier der sportliche Anteil gross ist.»

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