Elsbeth Flüeler
Philipp Zumbühl ist auf der Suche nach Jagdgeschichten. Geschichten vielleicht, wie jene von den sechs Beckenrieder Jägern, die eben die Rucksäcke und Gewehre schultern, um unterhalb der senkrechten Felsen des Niederbauens, in einem langen waldigen Band Hirsche zu jagen. «Das haben wir noch nie gemacht», sagt einer. Dann trennen sie sich. «Weidmanns heil!» Sie wollen in zwei Gruppen Hirsche treiben. Drei von ihnen werden sich über einen Fluh abseilen. «Händ Sorg», hört man einen Kollegen nachschicken. Wortlos steigen die drei, ein 100-Meter-Seil auf dem Rucksack, zur Felswand ab. Die Spannung ist spürbar. Ob der Plan aufgehen wird? Philipp Zumbühl fiebert mit und hofft auf eine Geschichte. Denn er macht ein Buch. «Jagd» heisst es, ganz einfach, und trägt den Untertitel: «Momente prachtvoller Vergänglichkeit».
Auch der Tod ist ein Teil der Jagd
Alles begann mit dem Wunsch zu erzählen, dass die Jagd weit mehr ist, als das Ergebnis, mehr als der geschossene Stier. «Zu Beginn wählte ich einen eher rationalen Zugang», erzählt Zumbühl. Bald aber merkte er, dass nicht nur das Jagen selber zählt, sondern auch was es heisst, in den Bergen jagend unterwegs zu sein. Mit diesem neuen Konzept machte sich der 34-jährige Buochser an die Arbeit. Zu seinen Texten verrät er soviel: «Sie erzählen davon, was der Jäger in den Bergen antrifft. Da gibt es kein Jägerlatein. Meine Geschichten sind gefühlte Wirklichkeit». Und diese, sagt er, sei allgemeingültig für überall dort, wo es Berge gibt und man jagt.
Und er erzählt in knappen Worten einige Episoden aus dem Buch: Etwa jene, als er mit seinem Vater auf der Hochjagd einem Gamsbock nachstellte, um nach langen Stunden aufzugeben, weil das Tier sich in zu steiles Gelände zurückgezogen hatte. «Unantastbar» hat Zumbühl diese Episode betitelt. Oder wie ein Jäger ein Rehkitz schoss und dessen Mutter, die Rehgeiss, sich nur kurz umwandte und dann verschwand. «Warum? Und warum das Kitz und nicht die Geiss?», fragt Philipp Zumbühl stellvertretend für viele Nichtjäger und findet auch dazu in seinem Buch die Antwort. Ungeschminkt, schnörkellos sind auch die Bilder. Zumbühl will nicht beschönigen: «Da sieht man den Ausschuss», kommentiert er eines seiner Bilder. «Es zeigt den Tod.»
Noch fehlen einige Geschichten
Insgesamt wird sein Buch je drei Geschichten zur Reh-, Gams-, Hirsch- und Steinbockjagd beinhalten und eine zum Fuchs. Nebst den Erlebnissen auf der Bergjagd gibt es auch Einschübe zu jagdlichem Wissen, die mit Zeichnungen von Nadja Baltensweiler illustriert sind. Fürs Layout und den Satz zeichnet Marlène Burch Zumbühl, seine Partnerin und Mutter der gemeinsamen vier Kinder, verantwortlich.
Diese sehen Philipp Zumbühl während der Jagdsaison nur selten. Auch wenn er, wie dieses Jahr mit der geraden Zahl kein Patent gelöst hat – er ist trotzdem auf der Jagd. Mit Kamera, Objektiven und Stativ, tagelang, von frühmorgens bis spätabends beobachtet und dokumentiert er. Eine berufliche Auszeit macht es möglich. «Es fehlen noch fünf Geschichten», sagt er. Ob der Trieb ob Emmetten eine hergeben wird, wird das Buch zeigen.
«Wir wissen nicht, wo die Hirsche sind», wird Philipp Zumbühl spätabends auf Anfrage berichten, während die Jäger im Ansitz ausharren, gespannt drauf, ob sich das Wild doch noch zeigt...
Philipp Zumbühl widmet das Buch dem 100-jährigen Bestehen des Patentjägervereins Nidwalden. Die Vernissage findet am 22. Mai statt. Es erscheint im Eigenverlag. Er wird damit vom 30. Mai bis 2. Juni 2019 an der Gewerbeausstellung Iheimisch präsent sein und das Buch verkaufen. Voraussichtlicher Preis: 76 Franken.