Hugo Bischof
Der Fritschibrunnen ist nach dem sagenhaften Bruder Fritschi benannt. Dieser soll auf dem Friedhof neben der Peterskapelle begraben worden sein – «nach einem fröhlichen Leben». Diese These vertrat August am Rhyn, Mitglied der Zunft zu Safran, als er 1917 die Pläne für den Fritschibrunnen vorlegte. Historisch gesehen sei das unmöglich, sagt der frühere städtische Denkmalpfleger Ueli Habegger: «Der hochmittelalterliche Friedhof bei der Peterskapelle diente als Grabstätte (Rosengarten) für lediges weibliches Dienstpersonal, für Kinder und Durchreisende, die in Luzern ihr Leben liessen.»
Verkörperung des Heiligen Fridolin?
Auch wer Vorbild für die Figur des Bruder Fritschi war, ist umstritten. Möglicherweise war er eine Verkörperung des Heiligen Fridolin, dessen Jahrzeit jeweils vor der Fastenzeit gefeiert wird – in Gedenken an die Schlacht bei Ragaz am 6. März (Fridolinstag) 1446. Damals besiegten die Eidgenossen, mit Hilfe von Luzerner Landsknechten, die österreichische Übermacht. An späteren Heerschauen in Luzern, den Vorläufern der Fasnachtsumzüge, zog Fritschi als übergrosse Strohpuppe durch die Stadt.
Bruder Fritschi ist das imaginäre Oberhaupt der grössten und ältesten Zunft Luzerns, der um 1400 gegründeten Zunft zu Safran. Jeweils zum Auftakt der Fasnacht tritt er im blauweissen Staatsmantel mit seiner bekannten gefurchten Maske auf; in seinem Gefolge die Fritschene mit Fritschikind (Puppe) sowie Kindsmagd, Narr, Bajazzo und Bauern. Ein Brauch, der bis heute fest zur Luzerner Fasnacht gehört.