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Pater Theodor Amstad

Brasilianer suchen in Beckenried nach Spuren eines erfolgreichen Pioniers

In Brasilien ist er ein Held und Visionär, für den man in Nova Petrópolis sogar ein Denkmal errichtet hat: Pater Theodor Amstad. Jetzt kam eine Delegation nach Beckenried.

Der Name Amstad ist nicht nur in Beckenried ein Begriff; für die südbrasilianische Stadt Nova Petrópolis ist der Jesuiten-Pater Theodor Amstad ein Held, ein Visionär. Amstad war ein Pionier des brasilianischen «Cooperativismo», das Kooperationswesen, das zum Erfolgsrezept der deutschsprachigen Einwanderung in Brasilien geworden war.

Sie verfolgen das Wirken des berühmten Paters: Leonardo Souza (links), Daniel Amstad, Lukas Gysel, René Zeier, Urs Christen, Christine Amstad Zeier und Tiago Schmidt.
Bild: Bild: Sepp Odermatt (Beckenried, 26.9.2022)

Die Jesuiten waren damals bestrebt, die Einwanderer nicht nur in Glaubensfragen, sondern auch in sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Angelegenheiten zu beraten und zu betreuen. So entstand der Bauernverein, aus dem Pater Theodor Amstad die Genossenschaftsbewegung ankurbelte und die erste Genossenschaftsbank Lateinamerikas gründete. Als Vorbild diente das deutsche Raiffeisen-Modell, mit dem sich arme Leute durch Zusammenlegen ihrer Kräfte und Ersparnisse selbst helfen konnten.

Auf Spurensuche in Beckenried

Weil Amstad vor 120 Jahren ihre Bank gegründet hatte, waren diese Woche zwei Vertreter der brasilianischen Raiffeisenbank nach Beckenried gekommen, um den Spuren ihres Helden zu folgen. Dabei trafen sie neben verschiedenen Besuchen auch den Gemeindepräsidenten Urs Christen zu einem Gespräch und überreichten ihm ein Präsent zur Erinnerung an den Pater. Die wertvollen Informationen aus Beckenried und Umgebung wollen die Südamerikaner dann für ein weiteres Buch über Pater Theodor Amstad verwenden. Koordiniert wurde diese Reise von René Zeier und Christine Amstad Zeier. Sie verriet: «Theodor Amstad war mein Ur-Grossonkel, deshalb bin ich an dessen Biografie sehr interessiert.» Die Beckenrieder Rechtsanwältin, die in Zürich arbeitet, hat selber schon in Südbrasilien nach dem Wirken ihres Verwandten geforscht.

Ein Geschenk aus Brasilien für die Gemeinde Beckenried.
Bild: Bild: Sepp Odermatt (Beckenried, 26.9.2022)

Anerkennung im Heimatdorf

Theodor Amstad wurde am 9. November 1851 in Beckenried als Sohn des Nidwaldner Landesfähnrichs und Käsehändlers Joseph Maria Amstad geboren. Seine mathematische Begabung ermöglichte ihm ein Studium im Jesuiten-Gymnasium in Feldkirch. 1883 wurde er in England zum Priester geweiht und zwei Jahre später wanderte der zukunftsorientierte Amstad nach Südbrasilien aus. Hier schuf der Bankgründer eine der grössten Entwicklungsbewegungen im Land.

Der berühmte Beckenrieder, der in Brasilien als Pionier heldenhaft wahrgenommen wird, verdient es, wenn er auch in seiner Heimat an Bedeutung und Wertschätzung gewinnt. Vielleicht erinnert schon bald ein bescheidenes Denkmal im Nidwaldner Dorf an Pater Theodor Amstad – dies als Zeichen der Anerkennung und des Dankes.

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