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Einsturzgefahr

Botta-Turm verliert immer mehr Stufen – Luzerner Lehrlinge haben mitgebaut

Dutzende Treppenstufen des «Tour de Moron» sind in die Tiefe gestürzt. Entworfen wurde der beliebte Aussichtsturm von Stararchitekt Mario Botta, gebaut von 700 Lehrlingen – auch aus dem Kanton Luzern.
Einst Wahrzeichen der Region, stellte sich der «Tour de Moron» als Sicherheitsrisiko heraus. (Bild: Anthony Anex/Keystone (Valbirse, 24. Juni 2022))
Dutzende Treppenstufen sind bereits abgebrochen. (Bild: Anthony Anex/Keystone (Valbirse, 24. Juni 2022))

Julian Spörri

Er wird vom regionalen Tourismusbüro als «architektonisches Juwel des Berner Jura» bezeichnet: Der Aussichtsturm von Moron in der Gemeinde Valbirse – entworfen vom Tessiner Stararchitekten Mario Botta. An sonnigen Tagen hätte man von der Plattform auf 30 Metern Höhe eine Aussicht bis zum Mont Blanc oder dem Säntis. Mit Betonung auf den Konjunktiv: Denn der Zugang zum Turm ist seit Ende Mai für die Öffentlichkeit gesperrt.

Der Grund dafür ist so ungewöhnlich wie erschreckend: Dreizehn Stufen der Aussentreppe aus Kalkstein sind in der Nacht auf den 22. Mai abgebrochen. Letzte Woche stürzten Dutzende weitere der insgesamt 209 Stufen in die Tiefe.

«Für uns ist das ein Schock», sagt André Mercerat, der Sekretär der Stiftung des Turms von Moron.

«Wären die Treppenstufen am Tag abgebrochen, hätte dies Menschen gefährden können. So aber gab es zum Glück keine Verletzten.»

Lernende wurden in Sursee ausgebildet

Wieso es zu den Schäden kam, ist noch nicht geklärt. Nach dem ersten Vorfall wurden Vandalismus oder ein Blitzeinschlag als Ursache vermutet. Mittlerweile stehen jedoch ein Konstruktions- oder Materialfehler im Fokus. Die Berner Staatsanwaltschaft hat Untersuchungen eingeleitet, um den Sachverhalt auf seine strafrechtliche Relevanz hin zu prüfen, wie sie auf Anfrage von CH Media bestätigt. Dabei geht es insbesondere um die Tatbestände «Verursachen eines Einsturzes» und «Gefährdung durch Verletzung der Regeln der Baukunde».

Pikant daran: Das Projekt des «Tour de Moron» wurde 1996 zur Einführung von Lehrlingen in die Steinmetzarbeit lanciert. Rund 700 junge Erwachsene waren letztlich am Bau des 2004 fertiggestellten Turmes beteiligt. Der grösste Teil von ihnen stammte aus der Romandie, rund 70 bis 100 jedoch aus der Deutschschweiz, wie Mercerat sagt. Möglich machte dies eine Zusammenarbeit mit den Maurerlehrhallen Sursee. Dem Ausbildungszentrum im Kanton Luzern sind die Baumeisterverbände von elf Kantonen angeschlossen.

«Imageschaden» für Region befürchtet

«Viele der damaligen Lehrlinge haben mittlerweile Familien und sind in den Berner Jura gereist, um den Bau ihren Kindern zu zeigen», sagt Mercerat.

«Auch bei Touristen erfreute sich der Turm grosser Beliebtheit.»

Bei Tourismus Berner Jura spricht man deshalb sogar von einem «Imageschaden» für die Region. «Es ist ein enormer Verlust in dem Sinne, dass viele Spaziergänger, Wanderer, Leute, die Velo oder Mountainbike fuhren, hier vorbeikamen, und Tausende von Menschen auf diesen Turm stiegen», sagte Direktor Guillaume Davot gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS.

Trotz der abgebrochenen Treppenstufen ist für die Stiftung «Tour de Moron» klar, dass ihr Aussichtsturm erhalten bleiben muss. «Wir haben bereits Ideen für den Wiederaufbau, warten nun aber zuerst ab, was die Staatsanwaltschaft über die Ursache der Schäden herausfindet», sagt Mercerat. Seiner Einschätzung nach dürften Investitionen im siebenstelligen Bereich nötig sein, bis die Aussichtsplattform frühestens in zwei bis drei Jahren wieder geöffnet werden könnte.

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