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Stansstad

Neue Ausstellung in der Galerie Sust: Gertrud Guyer-Wyrschs Kunst ist ein Geheimnis

Die Stansstader Galerie Sust lässt das Werk von Gertrud Guyer-Wyrsch wieder und neu aufleben. Kunst, die viel Reichtum in sich birgt.

Historikerin Brigitt Flüeler und Tochter Anna Holenstein (von links) lassen das Erbe der Künstlerin Gertrud Guyer Wyrsch aufleben.
Bild: Bild: Romano Cuonz / Obwaldner Zeitung (Stansstad, 29.Oktober 22)

Gertrud Guyer-Wyrsch – geboren 1920 in Gersau, gestorben 2013 in Stans – hat sich als Künstlerin einen bedeutenden Namen gemacht. Dies mit Malereien, Illustrationen, Textilkunst, aber auch mit Werken in und an öffentlichen Bauten wie dem Bahnhof oder der Polizeikaserne in Bern. Fast genau neun Jahre nach ihrem Tod sorgen ihre Tochter Anna Holenstein-Wyrsch und die Galerie Sust Stansstad dafür, dass man Guyer-Wyrschs Werk nochmals entdecken kann. Die gegenwärtige Ausstellung widerspiegelt alle Techniken und Formate, mit denen die geniale Frau gearbeitet hat. Im Parterre breitet sich pittoresk der «Hudelwald» aus. Überaus eigenwillig, mal frech farbig, mal dezent grauschwarze Textilarbeiten sind es.

Im Treppenhaus und im ersten Stock werden abstrakte Kompositionen, Reliefs und Bilder, präsentiert. Präzise Dokumentationen und Modelle lassen einen vertieften Blick auf jene Zeit zu, in der sich Gertrud Guyer- Wyrsch vorab mit «Kunst am Bau» auseinandergesetzt hat. Ungewohnt und interessant ist der Einblick ins Frühwerk der Künstlerin, wie er im Dachstock gewährt wird. Viele der hier ausgestellten Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder waren noch nicht öffentlich zu sehen.

Da entdeckt man ein beredtes Selbstporträt (Bleistift auf Papier) von 1947, das Ölbild «Jetti» eines kleinen Mädchens im getupften Kleid, oder auch Bildnisse von Guyers Mutter und Vater. Mit Erstaunen begegnet man auch Stilrichtungen, die man bei dieser Künstlerin nicht erwartet hätte. Etwa eine «Provenzalische Landschaft» mit impressionistischen Zügen, oder nach Manier französischer oder italienischer Meister gestaltete Stillleben. All dies zeigt anschaulich die unglaubliche Vielfältigkeit der Künstlerin. Einer genialen Frau, die bekanntlich im hohen Alter von 88 Jahren noch das «Schweissen» erlernte und dann sogar Arbeiten in Metall erstellt hatte.

In die Kunst verliebt

Gertrud Guyer-Wyrsch war nicht eine Person vieler Worte. Zum Filmer Stefan Hugentobler, der ein Porträt über sie gestaltete, sagte sie:

«Ich kann nicht wie andere Künstler über meine Arbeit reden. Ich bin auch zu wenig intellektuell dafür.»

Und dazu, woher ihre Kunst denn käme, meinte sie: «Das ist eben das Geheimnis.» Dem Geheimnis der jungen Frau auf die Spur kommt die Historikerin Brigitt Flüeler. In der feinfühligen Vernissagerede wie in der dokumentarischen Produktion «Marginalien». Flüeler stellt fest: «Alles, was Guyer-Wyrsch Eindruck gemacht hat, hat sie, bewusst oder unbewusst, in ihr künstlerisches Werk einfliessen lassen».

Anhand von Briefen, die Gertrud zwischen dem 16. und dem 21. Altersjahr an ihre Cousine «Mädi» schickte, lernen wir ein Mädchen kennen, das ins Welschland reisen musste, verliebt war, Ziehharmonika spielte und aquarellierte. Und, das klar sagte, was es wollte:

«Dass ich mit meiner Zukunft und meinem Beruf spiele, kommt gar nicht in Frage. Ich bin nun einmal in die Kunst verliebt und es ist auch wirklich nichts anderes aus mir zu machen.»

Dabei ist sich Guyer-Wyrsch ein Leben lang bewusst, «welch ein Wagnis die reine Kunst ist und wie viel Kraft und Mut es braucht, sich so ohne allen äusseren Zuspruch seinen Weg durch die zerreissenden, widersprechenden Stile und Richtungen der Moderne zu finden.» Sie hat ihn gefunden. Ihren eigenen Weg.

Hinweis: Gertrud Guyer-Wyrsch «Unerschöpflich: Werke aus ihrem Nachlass.» 29. Oktober bis 20. November. Ein Rahmenprogramm bietet die Produktion «Marginalien zur Künstlerin» von Brigitt Flüeler und Buschi Luginbühl. Details: www.stansstad.ch

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