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Cham

Musikgesellschaft Cham: Von Zeus und irischen Schlachten

Das Programm des diesjährigen Herbstkonzertes der Musikgesellschaft Cham versprach mit «Helden und Legenden» vergangene Grandiosität. Für Kinder ab drei Jahren war ein separates Konzert über «Die Musikmäuse» vorgesehen.

Die Musikgesellschaft Cham präsentierte ein stimmungsvolles Herbstkonzert unter dem Motto «Von Helden und Legenden». Für die kleinen Gäste ergänzt wurde es durch die Geschichte «Die Musikmäuse». 
Bild: Bild: Maria Schmid (Cham, 20. November 2022)

Ein fantasievoller, unbeschwerter Titel. Ein riesiges, begeistert spielendes Blasorchester in voller Besetzung. Eine junge Dirigentin mit Können und Ausstrahlung. Sorgfältige optisch-szenische Umrahmung. Viel zu wenig Publikum, leider. Aber eine tolle kosmopolitische Stimmung. So könnte man das Herbstkonzert «Von Helden und Legenden» der Musikgesellschaft Cham zusammenfassen, das am Samstagabend im Lorzensaal stattfand.

Punkt 20 Uhr setzten sich die Chamer Musizierenden auf die Bühne, und herein kam von links eine zierliche Frau mit Dirigierstab in den Händen. Ohne weiteres Aufheben begann die Musik mit «A Huntington Celebration» (Philip Sparke, 2001). Das britische Stück erinnerte mit seinem fanfarenartigen Beginn an das 19. Jahrhundert, als im Bergbau praktisch jedes Minenwerk seine eigene Brassband besass.

Dirigentin voller Energie und Frische

Der Präsident der traditionsreichen Musikgesellschaft Cham, Peter Schwander, stellte daraufhin Isabelle Gschwend vor: Sie sei eine enthusiastische, fordernde, humorvolle Dirigentin voller Energie und mitreissender Frische.

Davon konnte man sich im Publikum während der nächsten 90 Minuten ständig überzeugen. Der Klarinettist Theo Halders führte durch ein Programm von acht Stücken, in dem jedes eine eigene Stimmungswelt eröffnete, die durch ein über dem Orchester projiziertes Dia verstärkt wurde.

Und in jedem veränderten sich Temperament und Körpersprache Gschwends leicht. Sie sang, klagte, litt und jubelte mit dem Klangkörper; die rechte Hand gab den Takt, die linke malte, strich, streichelte, hämmerte, besänftigte die Gefühle.

In Topform: Die Musikantinnen und Musikanten der Musikgesellschaft Cham.
Bild: Bild: Maria Schmid (Cham, 20. November 2022)

Konzert der starken Gefühle

Grosse Gefühle – zwischen griechischen Göttern, irischen Stammesfürsten, Hollywood-Spektakeln, israelischen Synagogenklängen und rätoromanischen Legenden. In «Lexicon of the Gods» (Rossano Gallante, 2015) wurden der Medusa-Bezwinger Perseus und sein Schwert in dramatisch-heroische Musik umgesetzt; Penthos, der Dämon der Klage, Verzweiflung und Trauer, versank in einer wunderbar lyrisch-sehnsüchtigen Meditation; und Göttervater Zeus enthüllte sich in Donner und Blitz, mit Pauken, Trommeln und Tschinellen.

In «Ireland: Of Legend and Lore» hat der Komponist Robert W. Smith drei Schlösser und farbige, legendäre Gestalten in Musik umgesetzt. Dafür wechselten die Querflötistinnen zur schrillen irischen «Tinwhistle». In der zweiten Hälfte aber war es, als kämpften zwei Perkussionsarmeen um das mittelalterliche «Cahir Castle».

Unter Ferdinand Hodlers Bild des Silvaplanersees im Herbst kehrte wieder Ruhe ein: «Legenda Rumantscha» (Oliver Waespi, 2008) stieg auf Bergeshöhen, feierte einen majestätischen Sonnenaufgang, um dann sechs rätoromanische Volkslieder erkennbar zu zitieren und in eine grossartige Rhapsodie zu verarbeiten. Mal schnell und hüpfend, mal dissonant sich reibend.

Filmmusik vom Feinsten

Nach der Pause ging es nach dem funkelnden «A Glorious Fanfare» (Franco Cesarini, 2022) schliesslich in die grandiose Unterhaltungswelt des Films. «Morricone Medley» (Ritsu Ono, 2017) war ein Arrangement aus Melodien des berühmten italienischen Komponisten, und «James Bond 007» (arr. Johann de Meji, 2021) vereinte bekannte Themen aus vier Bondfilmen.

Eine besondere Überraschung hielt das «multikulturelle, multireligiöse» (O-Ton Theo Halders) «Israeli Folk Songs» (Eva Fodor, 2017) bereit: Die Musizierenden zeigten «multimusikalische» Fähigkeiten, summten die Eingangsmelodie, legten ihre Instrumente zur Seite und begleiteten das Schlagwerk mit Klatschen und Schnipsen, Stampfen und Hey-Rufen. Das Publikum applaudierte begeistert und erhielt eine Zugabe.

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