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Luzern

Schock für Zentralschweizer Kultur

Das Blue Balls Festival wird nach zwei coronabedingten Absagen auch dieses Jahr nicht stattfinden. Festivaldirektor Urs Leierer ist schwer erkrankt, wie der Verein Luzerner Blues Session bekannt gegeben hat.
Das Blue Balls Festival zog jedes Jahr Zehntausende Zuschauer an. (Bild: Philipp Schmidli (Luzern, 22. Juli 2018))
Schwer erkrankt: Urs Leierer, Direktor des Blue Balls Festival. (Bild: Pius Amrein (17. Dezember 2020))
Pirmin Lötscher, Vizepräsident des Vereins Luzerner Blues Session. (Bild: PD)

Arno Renggli

Zahllose Menschen hatten sich auf das diesjährige Blue Balls gefreut, das am 22. Juli hätte starten sollen. Ganz besonders, nachdem es 2020 und 2021 wegen der Coronapandemie abgesagt werden musste. Mit Künstlerinnen und Künstlern wie James Blunt, Emeli Sandé, Robert Gray, Passenger oder den Söhnen Mannheims konnte bereits ein illustres Programm geschnürt werden.

Nun die Hiobsbotschaft: Urs Leierer, der Festivaldirektor und Präsident des Vereins Luzerner Blues Session, ist akut schwer erkrankt und gemäss Mitteilung des Festivals auf ärztliche Verordnung hin nicht mehr in der Lage, das Blue Balls Festival 2022 weiter zu organisieren und durchzuführen. Entsprechend müsse dieses nun abgesagt werden.

Nebst der Sorge um Urs Leierer selber, zu dessen Gesundheitszustand noch nicht mehr kommuniziert werden konnte, ist der Verein Luzerner Blues Session auch konsterniert mit Blick auf die Musikfans und die ganze Bevölkerung. Vize-Präsident Pirmin Lötscher:

«Wir wissen, wie sehr der Luzerner Bevölkerung das Festival fehlt, weshalb wir eine Absage verhindern wollten.

Doch die organisatorischen und finanziellen Risiken einer Durchführung sind in der jetzigen Situation zu hoch.» Die frühzeitige Absage ermögliche es, Aufwände möglichst gering zu halten und bereits jetzt mit der Neuausrichtung und Umstrukturierung zu beginnen, um im Juli 2023 ein neues Festival mit neuem Konzept und unter neuer Struktur durchführen zu können.

Nach Corona ist Organisation noch nicht genug etabliert, um ohne Direktor auszukommen

Auf Nachfrage erklärt Lötscher: «In jedem anderen Moment hätten wir das Blue Balls wohl trotz dieser Erkrankung durchgeführt. Aber wegen der coronabedingten Ausfälle des Festivals, die uns auch personell geschwächt haben, ist unsere Organisation noch nicht wieder so etabliert, dass sie das Festival ohne Direktor fertig aufgleisen kann.»

Der Verein sei zutiefst bedrückt über die aktuelle Situation und wünsche Urs Leierer eine rasche und vollständige Genesung. Lötscher: «Er hat das Blue Balls Festival zu dem gemacht, was es ist, und wir danken ihm von Herzen für seine Hingabe und seinen Einsatz.»

Urs Leierer: Von Anfang an dabei und stets mittendrin

Urs Leierer gehörte 1992 zu den drei Gründern des Festivals; neben Richard Köchli und Martin Vokinger. Dieses startete als einmalig geplante Luzerner Seenachts-Session auf dem Dampfschiff «Stadt Luzern». Daraus entstand die Idee für ein grosses Festival. Der Rest ist Zentralschweizer Kulturgeschichte: Bis 2019 wurden jedes Jahr zahlreiche Konzerte im KKL, aber auch am Luzerner Seebecken durchgeführt. Es traten Weltstars James Blunt, Alanis Morisette, Ed Sheeran oder Joss Stone genauso auf wie Neuentdeckungen oder Künstlerinnen und Künstler aus der Zentralschweiz.

Das Ganze ist zum Volksfest geworden– auch mit vielen kulinarischen Ständen –, an dem jeweils Zehntausende teilnehmen. Immer mitten im Geschehen Urs Leierer, der stets auch die persönlichen Kontakte zu den Musikerinnen und Musikern pflegt. Und der es sich nicht nehmen lässt, die Auftritte im KKL jeweils selber anzumoderieren.

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