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Nidwalden

Blasmusiker erobern Hergiswil: Das Innerschweizer Musikfest ist ein gewaltig tönendes Spektakel

Das allererste Innerschweizer Musikfest, das die Hergiswiler an diesem Wochenende auf die Beine stellen, gelingt in allen Teilen: Gleich 50 Musikkorps beweisen vor bis zu 3000 Zuhörerinnen und Zuhörern ein eindrücklich grosses Können.

«Als Bub habe ich in der Hergiswiler Jungmusik Trompete gespielt ... so etwas verpflichtet», schmunzelt Hans Wicki, der OK-Präsident des ersten Innerschweizer Musikfestes. Und er hat tatsächlich gut lachen: tagsüber herrliches Wetter, Hunderte in allen Farben uniformierte Musikerinnen und Musiker in allerbester Spiellaune. Dazu mehrere tausend Leute, die ihnen zuhören und vor allem Daumen drücken. «Ziel erreicht!», darf der Stratege Wicki schon bei Halbzeit zufrieden feststellen.

Die allerwichtigste Herausforderung war es, ein grosses Publikum – und darunter möglichst viele junge Leute – für Blasmusik zu begeistern. Dies hat man bravourös gemeistert: mit 50 Musikkorps von Seelisberg bis Lungern, von Sursee bis Pfeffikon, oder von Unterschächen bis Unterägeri. Auch das Publikum strömte aus allen sechs Innerschweizer Kantonen ins festlich geschmückte Lopperdorf.

Zittern mit Stansern und Surseern

«Es ist halt ein Wettkampf, bei dem es um Punkte und Ränge geht», sagt der Eufonium-Bläser Philipp von Ah von der Harmoniemusik Stans. «Wenn wir vor der Tür zum Festsaal stehen, ‹bibbern› selbst wir Alten ein wenig.» Eher gelassen nimmt es die junge Klarinettistin Natascha Furrer. «In Blasmusikkapellen müssen wir Frauen nicht für Gleichstellung streiken, wir sind bereits in der Überzahl, und unser Beitrag ist ganz unverzichtbar.» Derweil sitzen drinnen im Saal Mannen und Frauen der Stadtmusik Sursee. Gespannt und sichtbar nervös warten sie aufs Zeichen ihres jungen, temperamentvollen Dirigenten Thierry Rau. Wollen endlich loslegen. Nach monatelangem Proben. Nur einer mit tadelloser Uniform und Tschako verharrt stoisch am Rand. Wie ein Baum steht er da, hält die Fahne, der stattliche Franz Hürlimann. «Fähnrich zu sein, ist eine Ehrenaufgabe», sagt er. Aber als der Schlussakkord des fantastisch dargebotenen Selbstwahlstücks «Golden Land» von Saül Gómez Soler verklingt, sieht man selbst ihm die Spannung an. Bis die Stimme aus dem Lautsprecher ertönt: «Sursee erhält fürs Selbstwahlstück 93 Punkte!» Jetzt brechen alle Dämme. Gross ist die Erleichterung. Freude, und natürlich auch eine tüchtige Portion Stolz kommen auf. Mit Recht. «Wenn jemand sein Stück mit so viel Kraft auf den Punkt bringt, verdient er neben dem Applaus auch unsere Punkte», sagt Dieter von Arx als Verantwortlicher fürs Ressort Wettspiel.

Hat dann ein Verein die Kür einmal hinter sich, beginnt das grosse Fest. Jetzt ist auch ein Bierchen oder Most erlaubt. Und genau dafür hat sich der Chef Gastronomie, Markus Stöckli aus Eich, gewappnet. «In verschiedenen ‹Beizchen› halten wir 80 Tonnen Getränke bereit», sagt er. Den Hunger von Musikern und Publikum stille man etwa mit Älplermagronen, Fischknusperli, Bratwürsten oder auch Nussgipfeln. Der Höhepunkt im grossen Festzelt: Dort wartet eine Tonne Schinken und Fleischkäse auf hungrige Gäste!

330 «Chrampfcheibe» sind am Werk

Auf Schritt und Tritt begegnet man am grossen Fest Leuten mit T-Shirts, die die Aufschrift «Chrampfcheib» tragen. Diese packen an allen Ecken und Enden wacker zu. «Wir zahlen den 330 Hilfskräften etwas in ihre Vereins- oder Klassenkasse», sagt Hans Wicki. Eine von vielen ist die Schülerin Sarina Baumgartner. Sie bedauert ein bisschen, dass nur wenig Zeit bleibt, um Musik zu hören. «Ich spiele nämlich im Schulorchester Saxofon», erklärt sie. Apropos Instrumente. Welch grosses Vermögen an diesem Fest zusammenkommt, zeigt eine Instrumenten-Ausstellung im Foyer: Eine «billige» Trompete kostet im Laden 6 000, das teuerste Fagott gleich 26 000 Franken!

Dafür, dass sogar die Hauptstrasse für Stunden einzig und allein den Musikkorps gehört, ist der Chef Verkehr und Sicherheit, Ruedi Baumgartner, besorgt. Auch dank ihm wird der Höhepunkt des Musikfests möglich gemacht: Wenn ein Verein nach dem anderen, samt Tambouren, Fähnrichen und Ehrendamen im Takt marschiert und paradiert, schlägt vielen das Herz höher in der Brust. Der Sarner Tambour Ambrosius Widmer sagt es so: «Erst wenn es wie in der guten alten Zeit durch alle Gassen rattert, trommelt und tönt, bekommt so ein Musikfest sein ganz gewisses Etwas!»

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