Bisweilen weiss ich nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Denn inzwischen begebe ich mich auf sehr dünnes Eis, sobald ich meine Tastatur anschmeisse oder mich auf ein Gespräch einlasse.
Wer unachtsam ist oder sich nicht erklärt – sei es beim Gendern, dem Thema Corona oder beim Erwähnen einer Hautfarbe – muss sich heutzutage nämlich rechtfertigen oder aber wird kurzerhand mit Flüchen von allen Seiten zugedeckt. Die Sinne der Sittenwächterinnen und Sittenwächter, selbsternannten Rassismusbeauftragten und Virusfachleute sind landauf, landab geschärft, die Zündschnüre aber unglücklicherweise oft sehr kurz.
Das zeigt sich aktuell am Beispiel des Indianers Chief Wahoo: Der war über mehrere Jahrzehnte das Maskottchen der Cleveland Indians. Nun wurde die rote Figur nach endlosen Diskussionen und auch aufgrund des Drucks von einigen Organisationen aus dem Verein verbannt. Ausserdem verschwindet der Name des Baseballklubs ab sofort. Stichwort Rassismus. Gemäss Rauchzeichen in diversen Kommentarspalten stehen seit Bekanntwerden dieser Entscheide etliche Fans untereinander auf Kriegsfuss.
Es ist also wichtig, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen oder es nur leise auszusprechen. Ich werde nach dem Verfassen dieser Kolumne in meinem Lieblingswirtshaus im Wiggertal bei der Restaurationsfachkraft hinter vorgehaltener Hand einen «gespritzten Weissen» bestellen. In der Hoffnung, damit keine Diskussion am Tisch loszutreten.