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Kanton Luzern

Bis nach Ostern sind fast alle Test-Termine vergeben

Nase hinhalten, 15 Minuten warten und schon ist das Resultat da: So einfach sind die Coronaschnelltests. Doch im Kanton Luzern einen Termin zu bekommen, ist schwierig. Die Apotheken sind überlastet – und sauer auf den Kanton. Dieser will nun die Kapazitäten wieder ausbauen.
Die Wartezeiten für Coronaschnelltests sind lang: Im Bild führt das Team der Vitaluce Apotheke in Hochdorf einen Test durch.
(Bild: Eveline Beerkircher (2. Dezember 2020))
Karin Häfliger (PD)
Das Drive-In-Testzentrum auf der Luzerner Allmend wird per 26. März geschlossen.
(Bild: Eveline Beerkircher (22. Oktober 2020))

Christian Glaus

Die Coronazahlen in der Schweiz steigen wieder. Damit kommt der neuen Strategie des Bundesrats besondere Bedeutung zu: Testen, testen, testen. Seit 15. März werden die Kosten für Coronaschnelltests vom Bund übernommen. Einfach und unkompliziert ist die Regelung. Jeder soll sich schnell testen lassen können, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Bloss: So einfach ist das in der Realität nicht, wie ein Selbstversuch unserer Zeitung zeigt.

Jene Apotheken, die online Termine anbieten, sind bis mindestens am 6. April ausgebucht. In der Permanence-Praxis im Bahnhof Luzern ist keine Anmeldung nötig, doch die Mitarbeiterin warnt vor langen Wartezeiten. Nach mehreren Anrufen klappt's doch noch: Das medizinische Zentrum in Hochdorf bietet einen Termin am frühen Dienstagabend an.

Dass die Testkapazitäten nicht ausreichen, hat man offensichtlich auch beim Kanton festgestellt. Am Dienstagabend schreibt er in einer kurzfristig verfassten Mitteilung, die Kapazitäten würden rasch wieder ausgebaut. Er begründet dies mit der «wieder angestiegenen Nachfrage». Gegenwärtig würden «verschiedene Optionen an unterschiedlichen Standorten geprüft, damit insbesondere mit Blick auf die Zeit vor Ostern mehr Testmöglichkeiten zur Verfügung stehen».

Die Mitteilung kommt überraschend. Denn nicht einmal eine Woche zuvor, am 17. März, informierte der Kanton über die Schliessung des Testzentrums auf der Luzerner Allmend. Die Standorte Entlebuch und Nottwil sollten zurückgebaut werden. Das Gesundheits- und Sozialdepartement begründete dies damit, dass die Nachfrage zu gering sei. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt die neue Teststrategie des Bundesrats bereits bekannt.

Apotheken werden von Testwilligen überrannt

Dass der Ausbau der Testkapazitäten dringend nötig ist, zeigen die Recherchen unserer Zeitung. Auf Anfrage bestätigen mehrere Apothekerinnen, dass sie regelrecht von Testwilligen überrannt werden. «Wir könnten ununterbrochen testen», sagt Doris Vollenweider, Geschäftsleitungsmitglied der «Dr. Schmid's See-Apotheke» in Luzern.

«Die Bekanntgabe der neuen Strategie des Bundesrats kam so kurzfristig, dass nicht genügend Testzentren eingerichtet werden konnten.»

Die See-Apotheke führt mehrmals pro Woche Schnelltests durch, jeweils vormittags oder nachmittags. Die Zeit reicht dann für zirka 30 Personen. «Die Nachfrage ist um ein Vielfaches höher», sagt Vollenweider. Zusätzlich hält die Apotheke einige Termine frei, um auch Personen testen zu können, die Symptome aufweisen. Diese dürften neben all den Schnelltests für Reisen oder Familienbesuche nicht vergessen werden. Gerade diese Menschen müssten kurzfristig zu einem Test kommen.

Die Apotheke will das Team aufstocken, um mehr Testfenster anbieten zu können. «Es ist schön, dass wir so viel Arbeit haben», freut sich Vollenweider – und fügt mit einem Schmunzeln an: «Aber wir sind immer noch hauptsächlich eine Apotheke und gerne für alle unsere Kunden da.»

Die schwierige Situation kennt Karin Häfliger. Sie ist Inhaberin der Sonnen Apotheke in Emmenbrücke und Vorstandsmitglied des Luzerner Apothekervereins. Sie hält im Verein Kontakt mit den Apotheken, die Schnelltests anbieten. Das sind aktuell sieben Betriebe. Pro Woche können gemäss Häfliger zirka 800 durchgeführt werden. Zwar wurden die Kapazitäten laufend ausgebaut und in den nächsten Wochen werden zwei bis drei weitere Apotheken hinzukommen. Trotzdem: «Auch das wird nicht reichen. Und wir bräuchten sie jetzt.»

Reisetätigkeit über Ostern erhöht Nachfrage

Dass der Unterschied zwischen Angebot und Nachfrage so gross ist, hat laut Häfliger mehrere Gründe. Die Apotheken hätten erst am 12. März von den Plänen des Bundesrats erfahren, dass ab dem 15. März alle Schnelltests gratis sein werden. «Nachdem der Bundesrat die Öffentlichkeit und uns Apotheken informiert hat, ist die Nachfrage über Nacht massiv gestiegen», sagt Häfliger. Hinzu kommt, dass es wieder mehr Coronafälle gibt. Und offenbar wollen viele über Ostern verreisen und reservieren deshalb jetzt schon Termine für die Schnelltests. «Jetzt kommt alles zusammen. Das bringt uns in eine extrem herausfordernde Situation», sagt Häfliger. Sie rechnet vor:

«Wenn sich bis Ostern nur 5 Prozent der 410'000 Luzernerinnen und Luzerner testen wollen, wären gut 20'000 Tests nötig. Unmöglich.»

Besorgt ist Karin Häfliger zudem mit Blick auf den 26. März. Dann will der Kanton sein Drive-in-Testzentrum auf der Luzerner Allmend schliessen, wie er am 17. März angekündigt hatte. Ob er daran festhalten wird, war im Dienstagabend offen. Vor dem Armee-Ausbildungszentrum (AAL) werden derzeit Schnelltests und die genaueren PCR-Tests durchgeführt.

Häfliger drück sich diplomatisch aus: «Vor der Änderung der Teststrategie des Bundes habe ich nachvollziehen können, dass man die Zentren schliesst, obwohl ich das Angebot im ‹Drive-in› Luzern immer sehr geschätzt habe. Und nun wären wir Apotheker sehr froh, wenn wir die Unterstützung des Kantons weiterhin hätten.» Dass dieser seine Testkapazitäten wieder ausbauen will, nimmt sie deshalb erfreut zur Kenntnis.

Andere Apothekerinnen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchten, zeigen kein Verständnis für den Schliessungsentscheid. Wenn das Testzentrum auf der Allmend wegfällt, wird der Druck auf die Apotheken noch grösser werden. Ob die geplanten Massentests in Firmen und die noch nicht zugelassenen Selbsttests für zu Hause die nötige Entlastung bringen werden, ist zurzeit ungewiss. Die grösste Schwierigkeit ist für Häfliger, dass die Nachfrage nach Coronatests wellenartig steigt und wieder sinkt. «Das macht eine Planung fast unmöglich. Und wenn zusätzliche Kapazitäten benötigt werden, haben wir kaum Vorlaufzeit.»

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