Marion Wannemacher
Auf dem Landenberg rumort es. Zwei Laster stehen an der Einfahrt. Einer davon hat seinen Kran ausgefahren. Am Ende der Tragseile hängt eine kostbare Last: eine Metallskulptur auf einem Kubus. «Steht sie richtig herum?», fragt Ueli Rytz, Kurator des Künstlers. «Nein, dreht sie um neunzig Grad, so», zeigt der in Solothurn geborene Schang Hutter mit der Hand an. Nun blicken die vier Figuren Richtung Zeughaus. Das Kunstwerk entwickelt eine ganz andere Dynamik.
«Er weiss, was er will und hat seinen Plan minutiös im Kopf», sagt Rytz, der schon lange mit ihm zusammenarbeitet. «Er trifft seine Entscheide schnell, hat aber ein offenes Ohr für praktische Einwände», weiss Hutters Sohn David, der ihm zur Seite steht.
Riesige Freude über die Zusage von Schang Hutter
Das neueste Projekt von Schang Hutter, den niemand mit seinem Geburtsnamen Jean Albert anspricht, ist eine Ausstellung ab Oktober auf dem Landenberg. Vor etwa zwei Jahren hatte Edith Zurgilgen vom neu gegründeten Verein «Kunst auf dem Landenberg» erstmals Kontakt mit dem bekannten Schweizer Bildhauer. Da dieser Interesse zeigte, fragte sie ihn an. Natürlich sei die Freude beim Verein riesig darüber, einen derart bedeutenden Künstler gewonnen zu haben.
Erstmalig kommt es zur Premiere einer besonderen Art für den Künstler: Er wird gemeinsam mit seiner Tochter Lisa Hutter Schwahn in Sarnen ausstellen. Diese geht in ihren Arbeiten der Frage nach, woher die Kraft kommt. Sie verknüpft in ihren Bildern und Installationen aktuelle Lebensfragen mit der Symbolwelt prähistorischer Kulturen. Sie vernäht Papier, kombiniert Stickerei mit Malerei und baut Figuren und Installationen aus Leinwand, Papier und Holz.
Hutter fasziniert die Verletzlichkeit des Menschen
Schang Hutter, der nach gesundheitlichen Schwierigkeiten im Elektrorollstuhl sitzt und Mühe mit dem Sprechen hat, freut sich auf die gemeinsame Ausstellung mit seiner Tochter: «Das ist schön», äussert er kurz. Angetan zeigt er sich auch von der Umgebung des Landenbergs und von der einmaligen Aussicht. Seine Kunstwerke werden in diesem Rahmen inszeniert. Mitten auf dem grossen Platz steht eine mindestens drei Meter hohe abstrakte Figurengruppe. In ihrer filigranen Ästhetik beweist sie dennoch Dominanz. Einen Sonderplatz erhält die «Huldigung für Steve Biko», den afrikanischen Freiheitskämpfer, der Ende der Siebziger für seine Überzeugungen in Südafrika sterben musste. Sie steht unterhalb der Zuschauerränge. Geradezu verstörend wirkt die Plastik eines verletzten oder toten Menschen, der unvermittelt am Wegrand liegt.
«Die Verletzlichkeit des Menschen ist mein Lebensthema», sagt Hutter zu seinen Kunstwerken. Einst war der Bildhauer, der beim Vater eine Lehre als Steinmetz absolviert hatte, ausgezogen, um in München Frauen zu modellieren. Doch Mitte der Fünfziger traf er stattdessen auf die Spätfolgen des Zweiten Weltkriegs und dessen Opfer. Er habe dargestellt, wie «Menschen fertig gemacht werden, wie sie vernachlässigt werden, welche Folgen die Vernachlässigung für sie hat», äussert der heute 84-Jährige. Denn auch für ihn ist körperliche Arbeit mittlerweile nicht mehr möglich.
Lisa Hutter Schwahn und Schang Hutter auf dem Landenberg: 20. Oktober bis 20. Januar 2019, jeweils samstags und sonntags 14 bis 17 Uhr.