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Luzern

Luzerner SP lanciert Kita-Initiative – Eltern sollen nur noch maximal 30 Prozent der Kosten selber tragen

Luzern ist der einzige Kanton der Schweiz, der die externe Kinderbetreuung gesetzlich nicht regelt. Die SP will dies mit ihrer Initiative ändern. Auf den Kanton kämen Mehrkosten von ungefähr 40 Millionen Franken zu.
Die SP des Kantons fordert bezahlbare Kitas für alle. (Bild: Pius Amrein)

Dominik Weingartner

Die Luzerner SP will die familienergänzende Kinderbetreuung auf kantonaler Ebene gesetzlich verankern. Dazu lanciert sie die Initiative «Bezahlbare Kitas für alle». Die Unterschriftensammlung hat bereits begonnen und sei gut angelaufen, sagt der Stadtluzerner SP-Kantonsrat Urban Sager auf Anfrage. «Wir haben bereits über 1000 Unterschriften gesammelt.» Damit die Initiative zu Stande kommt, muss die SP innert eines Jahres 4000 Unterschriften sammeln. Sager: «Gerade auf dem Land sind die Rückmeldungen sehr positiv. Offenbar ist dort die Dringlichkeit unseres Anliegens sehr gross.»

Doch was will die Initiative konkret? Laut Sager beinhaltet sie drei Aspekte: flächendeckende Kinderbetreuung, stärkere finanzielle Unterstützung für Eltern sowie faire Arbeitsbedingungen in den Kitas.

Bislang sind im Kanton Luzern die Gemeinden zuständig für die finanzielle Unterstützung von Eltern, die ihre Kinder in einer Kita betreuen lassen. Knapp die Hälfte der 80 Luzerner Gemeinden kennt das System der Betreuungsgutscheine, mit denen Eltern entlastet werden. Eine kantonale Regelung gibt es nicht. Sager: «Luzern ist der einzige Kanton der Schweiz, der die Kinderbetreuung gesetzlich nicht regelt. Das wollen wir ändern.»

Gemeinden und Unternehmen sollen mitfinanzieren

So will die SP, dass Familien höchstens 30 Prozent der Vollkosten pro Kind tragen müssen. Den Rest würde die öffentliche Hand übernehmen. Unter Vollkosten versteht die Partei die Kosten, die bei den Kitas tatsächlich anfallen. «Das sind zum grössten Teil Personalkosten», sagt Sager. Laut ihm würden jährlich ungefähr 40 Millionen Franken an Mehrkosten auf den Kanton zukommen. Das seien Kosten, die aktuell die Eltern tragen müssten, betont Sager. «Es ist aber nicht die Idee, dass der Kanton dies alleine finanzieren muss. Er kann die Gemeinden und die Unternehmen an der Finanzierung beteiligen.»

Gerade kleinere Unternehmen würden von bezahlbaren Kitas profitieren, ist Sager überzeugt. Sie könnten im Kampf um Fachkräfte Nachteile gegenüber grossen Firmen wettmachen. Denn: «Grosse Unternehmen betreiben bereits heute eigene Kitas oder unterstützen Eltern bei der externen Kinderbetreuung finanziell.»

Praktikum vor der Lehre ist in der Branche weit verbreitet

Sager glaubt, dass das Anliegen der SP bis ins bürgerliche Lager Unterstützung finden wird. «Bei Mitte und FDP sehen wir Chancen. Auch der Gewerbeverband hat ein Interesse daran, dass Fachkräfte nicht an die Kinderbetreuung verloren gehen.» Er verweist zudem auf den Kanton Schwyz, wo die rein bürgerliche Regierung einer ähnlichen SP-Initiative einen Gegenvorschlag gegenüberstellt, der weiter geht als die Initiative.

Neben dem flächendeckenden Angebot und der Finanzierung will die Luzerner SP faire Arbeitsbedingungen in den Kitas gesetzlich vorschreiben. «In der Kita-Branche ist es weit verbreitet, dass vor der Lehre ein einjähriges Praktikum gemacht werden muss. Das ist eine finanzielle Ausbeutung von 15- bis 16-jährigen Jugendlichen, meistens Mädchen», sagt Sager. Die stärkere finanzielle Beteiligung der öffentlichen Hand soll helfen, den Kostendruck bei den Kitas zu lindern. Denn höhere Personalkosten hätten teurere Plätze zur Folge, weshalb die externe Kinderbetreuung für Familien finanziell noch schwerer zu stemmen seien. Sager: «Das ist der Teufelskreis, den wir mit unserer Initiative aufbrechen wollen.»

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