Ernesto Piazza
Die Bergkäserei Marbach AG will sich neu ausrichten. «Unter dem Titel ‹Produktevielfalt und Käseerlebnis› wollen wir künftig die gesamte Wertschöpfung hierbehalten», erklärt Verwaltungsratspräsident Peter Brunner. Mit diesem Entscheid konzentriere man den künftigen Fokus vor allem auf die eigenen Spezialitäten. Denn Brunner sagt: «Mit diesen Produkten lässt sich noch Geld verdienen.» Zur Inszenierung des Käseerlebnisses wurde vom Regierungsrat ein NRP-Beitrag zugesichert, wie von Seite Entwicklungsträger Region Luzern West ersichtlich ist.
Das heisst gleichzeitig auch: Man löst sich hauptsächlich von der Industriekäseproduktion. «Hier hat sich der Marktpreis für uns in eine negative Richtung entwickelt», sagt Brunner. «Bei einem Exportanteil von 70 bis 80 Prozent und einem Euro, der von einmal 1.20 Franken auf etwas über einen Franken gesunken ist, schenkt das finanziell ein.»
Zudem betont der Verwaltungsratspräsident: Das Unternehmen sei nicht auf die Produktion von Massenware ausgerichtet. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Milchverarbeitung von einst rund acht Millionen Liter auf mittlerweile jährlich zirka 20 Millionen Liter zugenommen hat. Doch hierfür sind effiziente Abläufe unumgänglich. Dazu kommt, dass das Produzieren von Industrieware in einem touristischen Berggebiet nicht vielversprechend ist.
Auf der Suche nach zusätzlichen Absatzkanälen
Künftig setzt nun die Bergkäserei Marbach vermehrt auf Spezialitäten, auch auf Produktevielfalt bei ihren Eigenmarken. Ein Beispiel hierfür ist der sogenannte Hexerkäse. Er ist in verschiedenen Variationen und unterschiedlichen Duftnoten auf dem Markt. Mit dazu gehört ebenfalls die Fondue-Mischung sowie das Mozzarella Sortiment aus Büffel- und aus Kuhmilch oder der Buratta. Das ist eine mit Rahm gefüllte Sonderform des Mozzarellas. Mit einigen dieser Produkte sei man schon viele Jahre in den Regalen von Grossverteilern vertreten, sagt Geschäftsführer Michael Jaun, «und wir suchen weitere Absatzkanäle. Zudem gleisen wir eine Lösung für Lohnaufträge auf».
In die Neuausrichtung will die Bergkäserei Marbach fünf bis sieben Millionen Franken investieren. «Momentan sind wir dabei die Finanzierung sicherzustellen», erklärt VRP-Brunner.
Konkret ist damit geplant, durch eine neue Erschliessung die Abläufe zu optimieren und dadurch die Effizienz zu steigern. Etwas salopp formuliert: Die Milch soll vorne reinfliessen und der Käse hinten rauskommen. Zu den Investitionen gehören ebenfalls eine neue Käsepresse und ein Käsekeller für die eigenen Marken. «Wir wollen die Produkte selber ‹anschmieren› und künftig rundum betreuen. Momentan haben wir jedoch keine Reifungsmöglichkeiten im Haus», sagt Jaun. «Wir möchten dem Käser die Möglichkeit geben, sein Produkt vor Ort pflegen zu können.» Der Verkaufsladen, das eigentliche Geschäftslokal, wird ebenfalls vergrössert. Zudem hat die Bergkäserei Marbach AG eine anliegende Landparzelle erworben. Diese bietet dem Unternehmen weitere Entwicklungsmöglichkeiten.
«Käseherstellung als Erlebnis anbieten»
Mit den Anpassungen bei der Besuchergalerie soll sie zum Treff werden, um das Käseerlebnis zu zelebrieren. Besuchten in den vergangenen Jahren pro Jahr 100 bis 120 Gruppen die Bergkäserei, stieg diese Zahl 2019 auf 170 an. «Wir wollen die Käseherstellung als Erlebnis anbieten», sagt Regula Jaun, welche unter anderem für die Besichtigungen zuständig ist. Der Besuch soll zu einem Rundgang ausgebaut werden, auf welchem man Einblick in die Welt der Milchverarbeitung und Informationen über die Region erhält. Besucher sollen dabei auch selber käsen können.
Bis Herbst 2021 soll das Projekt umgesetzt werden
Diese Anlässe könnten ebenfalls Teil eines Schlechtwetterprogramms sein. «Wir zeigen den Besuchern die Biosphäre auf kleinem Raum», so Regula Jaun. Die Region habe eine lange Tradition. Beispielsweise für einen Boxenstopp, oder als Rahmenprogramm-Bestandteil bei Seminaren: Michael Jaun betont: «Das Entlebuch ist als Tourismusort akzeptiert. Jetzt muss sich die Region weiter bewegen.» Feriengäste, Passanten, Tagestouristen, nicht zu vergessen auch die Dorf- und Stammkundschaft sollen vom «Schritt nach vorne» profitieren, betonen die Verantwortlichen.
Man sei ein Opfer der Umwälzung in der ganzen Käsebranche, weiss Brunner. «Jetzt müssen wir den Mut haben, uns neu zu erfinden. Das Leben ist eine Geschichte von permanenten Veränderungen», betont Michael Jaun. Mit den geplanten Investitionen will die Bergkäserei ein klares Zeichen für den Standort Marbach setzen – und auch für den Erhalt der Arbeitsplätze vor Ort.
Im Mai soll der Verwaltungsrat das Projekt absegnen. Die Baueingabe ist für den Sommer geplant und bis im Herbst 2021 wollen die Verantwortlichen das Projekt umsetzen.
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