Christoph Näpflin
Dass die tägliche Arbeit auf dem Bauernhof ganz schön abwechslungsreich sein kann, zeigt ein Blick in den Alltag der Bergbauernfamilie Seppi und Madlen Truttmann in Seelisberg. Nebst der alltäglichen Arbeit im Bauernbetrieb empfangen sie Gäste aus der halben Welt zum Übernachten, zu einem Apéro oder einem Rundgang auf dem Hof.
Am kommenden Samstag, 31. August, räumen sie sogar einen Teil des Bergbauernbetriebes und machen dem Hoftheater Platz. «Wir machen seit 14 Jahren, also seit Beginn vom Hoftheater, bei diesem Projekt mit und haben in der Zwischenzeit langjährige Stammgäste, welche immer wieder für das Hoftheater zu uns kommen», freut sich Seppi Truttmann. In diesem Jahr spielt die Theatergruppe unter der Leitung von Hans Peter Incondi eine «schuurig schöni Bärggschiicht».
Älpler wollen Frevler das Handwerk legen
Das musikalische Lustspiel führt die Besucher auf eine Alp, auf der die Sennerin Meta mit ihrer Magd das Zepter führt. Sie singen gerne Heimatlieder und beobachten das heimatliche Wild. Als eines Morgens ein Hirsch erschossen darniederliegt, machen sich die beiden zusammen mit dem Wildhüter Xaver auf, dem Frevler das Handwerk zu legen.
Ab 18 Uhr werden die Gäste zum Abendessen auf dem Hof am Bergweg 8 in Seelisberg begrüsst, bevor dann um 20 Uhr das Hoftheater startet. «Im Anschluss sitzen wir mit den Schauspielern bei Kaffee und Kuchen zusammen», so Seppi Truttmann.
Während der vergangenen Woche weilten 50 Bauern aus Belgien in Seelisberg. Diese besuchten verschiedene Betriebe und Firmen in der Umgebung – von der Metzgerei Gabriel in Wolfenschiessen, über die Pferdekutscherei von Ulli Hurschler in Engelberg, bis zur Schnapsbrennerei Z’Graggen in Lauerz.
Sogar auf dem Handwerkerweg und beim Wildheuen im Isental waren die belgischen Gäste anzutreffen. «In Seelisberg haben sie die Bergkäserei und unseren Hof besucht und die Tradition vom ‹Tryychlen› kennen gelernt», erklärt Truttmann. «Speziell begeistert waren sie von der Aussicht und der imposanten Bergwelt, denn bei ihnen zu Hause ist nämlich alles flach.»
Alpbetrieb ist den Belgiern fremd
Grosse Unterschiede zwischen Belgien und der Schweiz gäbe es vor allem in der Betriebsgrösse. Die belgischen Bauern hätten oft 200 und mehr Kühe auf ihrem Hof und so auch eine ganz andere Bewirtschaftung, wie Truttmann zu erzählen weiss. Zudem sei die Bodenbeschaffenheit in Belgien anders als in Seelisberg.
«Den Belgiern ist zudem fremd, dass die Kühe im Sommer auf die Alp gehen können», schmunzelt Seppi Truttmann. Trotz vielen Unterschieden gibt es in Belgien und in Seelisberg viele Herausforderungen im Alltag auf dem Bauernhof zu meistern, welche – auch in Belgien – ohne Mithilfe vom Staat nicht möglich sind. «Beim Treffen mit der ‹Tryychlergruppe› aus Seelisberg sahen die belgischen Bauern zum ersten Mal Kuhglocken und waren begeistert von den ‹Tryychlen› mit ihren kunstvollen Riemenstickereien», sagt Reiseleiter Ervé Lernout, der die Bauern mit seinem Alphornspiel schliesslich noch zusätzlich überraschte.
Informationen und Anmeldungen zum Hoftheater oder zu Hofbesuchen werden direkt bei der Bauernfamilie Seppi und Madlen Truttmann unter 041 820 11 31 entgegengenommen.