notifications
Gesundheitsrisiko

Belastung bei Bächen, Hecht und Egli zu hoch – jetzt bekämpft Zug die PFAS-Gefahr

Der Kanton Zug will die PFAS-Belastung (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) eindämmen, um die Bevölkerung zu schützen. Bereits wurden einige Massnahmen umgesetzt.
Ein frisch gefangener Hecht. Weil sich PFAS über die Nahrungskette akkumulieren, wurden bei Zuger Raubfischen erhöhte Werte der künstlichen Chemikalie festgestellt. (Symbolbild)
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller

PFAS. Bis vor wenigen Monaten war das der breiten Bevölkerung wohl keine geläufige Abkürzung. Sie steht für «Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen» – auch nicht sehr vielsagend. Greifbarer sind da schon folgende Begriffe: «Ewigkeitschemikalie», «tickende Zeitbombe» oder «Grundwasser verseucht».

Solche Begriffe findet man in aktuellen Schlagzeilen über PFAS in Schweizer Medienportalen. Bei den PFAS handelt es sich um nur schwer abbaubare Chemikalien, die seit Jahrzehnten in der Industrie verwendet werden und in die Nahrungskette gelangen können. Bei Menschen besteht darum ein Gesundheitsrisiko, wie das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit warnte.

PFAS gaben in der Schweiz im vergangenen Sommer erstmals gross zu reden. Der Kanton St. Gallen verbot gar den Verkauf von Fleisch, in welchem giftige Chemikalien nachgewiesen wurden. Nun reagiert auch der Kanton Zug: Hier wurde eine interdisziplinäre, direktionsübergreifende Arbeitsgruppe gebildet, «um geeignete Massnahmen zum Schutz von Gesundheit und Umwelt zu ergreifen», wie es in einer Mitteilung heisst. Zunächst brauche es aber eine Bestandsaufnahme; nachfolgend die Befunde:

Trinkwasser: 2023 wurden elf Trinkwasserproben aus dem Verteilnetz, welches die Versorgung eines Grossteils der Zuger Bevölkerung abdeckt, auf PFAS-Belastungen kontrolliert. «Alle Proben haben den Höchstgehalt eingehalten», schreibt die Zuger Baudirektion.

Fische: Weniger gut sieht es bei Fischen aus. 2024 wurden national geltende PFAS-Höchstgehalte für Fisch, Fleisch und Eier eingeführt. Werden die Werte überschritten, dürfen diese Lebensmittel nicht verkauft werden. Der Kanton Zug machte dieses Jahr bei Berufsfischern eine Stichprobe von Fischen aus dem Zuger- und Ägerisee, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Resultat: «Die Proben aus dem Ägerisee haben die Höchstgehalte nicht überschritten. Im Zugersee zeigte sich, dass die Werte bei Hecht und Egli über den festgelegten Höchstgehalten lagen.» Bei Felchen und Rotaugen seien keine Höchstgehalte überschritten worden. Der Kanton Zug betont, beim Verzehr PFAS-belasteter Fische bestehe «keine akute Gefährdung für die Bevölkerung». Um verlässliche Aussagen für die Berufsfischerei und auch für Angelfischer zu machen, seien weitere Untersuchungen von Fisch nötig.

Gewässer: Weiter habe eine Überprüfung von 16 Zuflüssen im Einzugsgebiet des Zugersees und der Unteren Lorze ergeben, dass vor allem der Schwarzbach und der Sijentalbach im Ennetsee erhöhte Belastungen aufweisen. Die Ursache sei unklar und werde untersucht. Ebenfalls wurde der Zugersee an drei Stellen über die gesamte Seetiefe untersucht. Resultat: PFAS nehmen von der Seeoberfläche bis zur tiefsten Stelle zu.

Löschschaum: Zu den Standorten mit PFAS-Belastungen gehören auch Brandübungsplätze der Gemeinde- und Betriebsfeuerwehren sowie Brandereignisplätze. Eine laufende Umfrage bei den gemeindlichen Feuerwehren werde betroffene Standorte aufzeigen.

Der Kanton Zug untersucht indessen nicht nur, er ergreift bereits auch erste Massnahmen. Konkret nennt die Baudirektion folgende:

Seit Sommer wird von der Stützpunktfeuerwehr des Kantons Zug nur noch PFAS-freier Löschschaum verwendet, die Gemeindefeuerwehren verzichten gänzlich auf Löschschaum.

Beim aktuellen Bau des Tunnels Städtlerwald, der Teil der Umfahrung Cham–Hünenberg ist, wird PFAS-freier Spritzbeton verwendet. Zudem wird das Baustellenabwasser regelmässig auf PFAS-Belastungen untersucht.

Ein neues Merkblatt informiert über den Umgang mit PFAS-belastetem Aushub. Es dient dem einheitlichen Vorgehen bei der Entsorgung von Aushub- und Ausbruchmaterial.

Kommentare (0)