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Luzern

Beizen für Brummifahrer – die Liste der Betriebskantinen für Chauffeure wächst, auch im Kanton Luzern

Trotz des Beizen-Lockdowns können Berufschauffeure seit dem 20. Januar unter bestimmten Bedingungen in Restaurants essen. Die Chancen stehen gut, dass bald auch Bauarbeiter in solchen Kantinen bedient werden.
Routiers-Suisse-Beizen bedienen Chauffeure als Kantinen. Eine davon ist das Bahnhöfli in Triengen. Im Bild: Wirtin Yisi Qui Petruch.

(Bild: Manuela Jans-Koch (triengen, 18. Februar 2021))
Yisi Qui Petruch und Koch Stefan Jäger bedienen die Chauffeure nach vorangegangener Anmeldung im Bahnhöfli in Triengen.
(Bild: Manuela Jans-Koch (triengen, 18. Februar 2021))

Roger Rüegger

Roger Rüegger

Der Parkplatz eines Restaurants ist aussagekräftig. Wenn er regelmässig mit Lastwagen belegt ist, dürfte sich ein Besuch des Lokals lohnen. Die Chauffeure wissen, wo es zünftige Portionen zu moderaten Preisen gibt. Die Chauffeur-Beizen sind mit dreieckigen roten Schildern mit der gelben Aufschrift «Les Routiers Suisse» gekennzeichnet.

Einige dieser Gaststätten sind derzeit Oasen für die Chauffeure, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn in der trockenen Gastrowüste haben Wirte solcher Betriebe die Möglichkeit, den Berufsfahrern in der Gaststube Essen zu servieren. Der grösste Verband der Schweizer Berufsfahrer, «Les Routiers Suisse», hat zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) ein Kantinenkonzept für Chauffeure erarbeitet. Seit dem 20. Januar dürfen die Berufsfahrer in ausgewiesenen Betriebskantinen essen gehen.

Sanitäre Anlagen und ein warmes Essen in Triengen

Im Kanton Luzern bietet rund ein halbes Dutzend Relais Routiers Restaurants diesen Service. Das Nostalgie Restaurant Bahnhöfli in Triengen zum Beispiel. Hier finden Chauffeure nicht nur Wasser zum Duschen und saubere sanitäre Anlagen, sondern auch ein warmes Menu, das von der Wirtin Yisi Qiu Petruch serviert wird. Die 39-jährige Frau, die den meisten Gästen unter dem Namen Ida bekannt ist, hat ihr Lokal gleich am Tag der Entscheidung beim Verband angemeldet und ist auf der offiziellen Liste eingetragen.

Das ist Bedingung, denn nur eingetragenen Betrieben ist es erlaubt, für die Fahrer von 17 bis 22 Uhr zu öffnen. Und auch dann nur unter bestimmten Voraussetzungen. «Die Chauffeure, die in ihren Fahrzeugen auf unserem Parkplatz übernachten, sind berechtigt, hier zu essen», sagt die in China geborene und aufgewachsene Schweizerin, die auch jeden Tag Take-away-Menus anbietet. Das Bahnhöfli sei in diesem Zusammenhang nicht Restaurant, sondern Betriebskantine für Chauffeure, betont sie.

Überraschter Chauffeur kannte das Angebot nicht

Bisher kehrten allerdings erst etwa eine Handvoll Lastwagenchauffeure im Bahnhöfli ein. Ida erklärt:

«Triengen liegt eben nicht direkt an der Autobahn, weshalb nicht sehr viele den Weg zu uns finden.»

Dafür durfte sie schon am ersten Tag einen Gast begrüssen. «Dieser Chauffeur übernachtet regelmässig auf unserem Platz. Am 20. Januar bestellte er von unterwegs telefonisch das Take-away-Menu, welches er in seiner Kabine zu sich nehmen wollte. Er wusste noch nichts von der neuen Regelung», erzählt die Wirtin. Nach dem Gespräch mit dem Chauffeur setzte sie sich umgehend an den Computer und meldetet ihren Betrieb beim Verband als Kantine an, während Koch Stefan Jäger nach Wochen wieder einmal für einen anwesenden Gast ein Essen zubereiten durfte.

Auch Brummi-Fahrer Jannik Schwarz stärkt und erfrischt sich regelmässig in einem der Lokale, die auf der aktuellen Liste der Betriebskantinen «Corona» aufgeführt sind. Ida servierte ihm am 17. Februar ein Kalbsrahmgeschnetzeltes und Röstikroketten. Der 25-jährige Chauffeur, der für die Alfred Flückiger AG in Rüegsau fährt, sagt:

«Diese Betriebskantinen sind für mich ein Lichtblick. Wer tagsüber allein unterwegs ist, freut sich auf ein gemeinsames Essen und ein Gespräch mit Berufskollegen. Die Geselligkeit fehlt uns, besonders wenn man die ganze Woche auf Achse ist.»

Nach dem Abendessen in Gesellschaft übernachtete Schwarz auf einem der vier Stellplätze in Triengen und fuhr anderntags Richtung Ostschweiz, wo er am Abend die Gastfreundschaft im Landgasthof Mühlebach in Altendorf genoss.

Im «Blauen Esel» bewährt sich das Kantinenkonzept

In Reiden können sich Chauffeure im «Blauen Esel» stärken. Das Restaurant liegt an der Hauptstrasse und verfügt über 15 Stellplätze. Dank dem Autobahnanschluss und der zentralen Lage ist die Gaststube regelmässig gut besucht. Wirtin Silvia Schacher, die den «Blauen Esel» mit ihrem Mann seit 25 Jahren führt, sagt:

«Wir sind jeden Abend besetzt und natürlich mega froh, dass wir wenigstens auf diese Weise arbeiten können.»

Nur der Freitag läuft jeweils nicht besonders gut, weil viele Chauffeure am Wochenende nach Hause fahren. Immerhin kann Silvia Schacher auf die Holländer zählen, die kehren vereinzelt auch am Freitag im «Esel» ein. Schweizweit öffnen aktuell gemäss Liste des Verbands Routiers Suisse 60 Betriebskantinen den Chauffeuren ihre Türen, am 25. Januar waren es noch deren 38.

Dürfen die Bauarbeiter auch bald in die Beiz?

Eine Sonderbewilligung, wie es Relais Routiers Restaurants vorenthalten ist, soll demnächst auch weiteren Betrieben erteilt werden. Die Engelberger SVP-Nationalrätin Monika Rüegger lancierte Ende Januar die Petition «Beizen für Büezer».

Innert zehn Tagen wurden 50'000 Unterschriften gesammelt. Ziel ist, dass Betriebe Arbeiter von Baustellen bekochen und bedienen dürfen. Die Gäste müssten im Vorfeld angemeldet werden und die Restaurants müssen die Essen dem Kanton melden. Das BAG unterstützt den Vorschlag im Grundsatz, wie Monika Rüegger gegenüber der «Luzerner Zeitung» am Donnerstag sagte: «Die Zuständigkeit für eine Umsetzung überträgt das BAG aber den Kantonen.»

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