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Zug

Beim Skiclub Finstersee setzt man auch nach 75 Jahren noch auf«handmade»

Seit 75 Jahren gibt es den Skiclub Finstersee. Er ist im Dörfchen genauso verankert wie die Kirche. Um das Jubiläum gebührend zu feiern, hat sich das OK einiges einfallen lassen. So finden etwa auch nationale Skistars den Weg in die Zuger Berggemeinde.
Die Begründerin des Skiclubs: Käthi Bürgler mit ihrem Mann. 
Edgar Schuler und Melanie Jordi vom Skiclub Finstersee mit dem hölzernen Rennfahrer, der für das grosse Schi-Fäscht wirbt. (Bild: Stefan Kaiser, Finstersee, 3. Juni 2019)
Der Skiclub Finstersee zirka 1946.

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

Den Anstoss gab eine Auswärtige: Käthi Bürgler, aufgewachsen auf dem Stoos, gründete 1944 den Skiclub Finstersee, zusammen mit Clemens Elsener und weiteren Einheimischen. Das Vorhaben wurde im kleinen Dorf mit grossem Enthusiasmus aufgenommen. «Alle fuhren damals Ski», erzählt Edgar Schuler. Erinnern kann sich der heutige Vereinspräsident zwar nicht persönlich daran, dafür ist er zu jung. Der Geist von damals sei im Club aber auch heute noch spürbar. Edgar Schuler spricht vom Finstersee-Spirit. «Der Verein ist stark in der Gemeinde verankert.» Er verfügt über rund 130 Mitglieder. In diesem Jahr feiert der Verein sein 75-jähriges Bestehen.

Delegiertenversammlung von Swiss-Ski findet Dank dem Skiclub in der Zentralschweiz statt

Heute noch sind die Mitglieder des Skiclubs nicht nur im Winter gemeinsam unterwegs, auch im Sommer finden diverse Veranstaltungen statt. «Das schweisst zusammen», sagt Schuler. Hinzu kommt, dass der Skiclub Finstersee immer wieder etwas wagt. So schaffte es der Verein etwa, dass die diesjährige Delegiertenversammlung von Swiss-Ski in Menzingen stattfindet.

«Es ist fast 20 Jahre her, seit diese DV in der Zentralschweiz veranstaltet wurde»,

sagt Schuler nicht ohne Stolz. Die Versammlung, obwohl für die Teilnehmer geschlossen, ist Teil des Jubiläumsprogramms (siehe Box). Gleichzeitig gibt es mit dem Schi-Fäscht rund um die Schützenmatt viele Attraktionen für die ganze Bevölkerung. Als Besonderheit verteilen Skistars nach der DV Autogramme. Fest zugesagt haben bisher etwa die Olympia-Zweite im Freestyle-Skiing – Slopstyle, Mathilde Gremaud, Sandro Viletta, ehemaliger Skirennfahrer und Olympiasieger, oder Sandro Simonet, Skirennfahrer und Team-Weltmeister 2019. Auch der Zuger Noé Roth, Bronze-Gewinner der Ski-Freestyle (Aerials) Weltmeisterschaft.

Mehr als nur Wurst und Brot

Geschafft hat der Skiclub das mit einer originellen Bewerbung. «Wir haben ein Bewerbungsvideo gemacht mit einem der jüngsten Mitglieder und dem ältesten, das sogar bei der Gründung dabei war», erinnert sich Schuler. Damit habe man den Nerv getroffen. Auch kreiert der lokale Metzger eigens für das Jubiläum eine eigene Skiclub-Wurst, der Bäcker das Brot dazu. «Daran verdienen wir nichts, aber es bedeutet uns viel», sagt der Präsident der Skiclubs, der auch im Organisationskomitee (OK) für das Jubiläumsjahr ist. «Den ganzen Aufwand bräuchte es eigentlich nicht unbedingt», meint er und ergänzt: «Aber so sind wir halt.» Melanie Jordi, ebenfalls in einer Doppelfunktion als Vorstands- und OK-Mitglied, pflichtet ihm bei. «Das sind wunderbare Erlebnisse für den ganzen Verein.» Daran werde man sich wieder lange erinnern.

Ganz oder gar nicht, das gilt für den Skiclub im Menzinger Weiler wohl ganz besonders. So war auch der Wettkampf schon immer wichtig. Bereits kurz nach der Gründung fanden regelmässig Rennen und interne Clubrennen statt. Zwei Strecken gab es damals in Finstersee. Entweder bretterte man vom Mangeli bis zum Bostadel oder dann bis zum (ehemaligen) Restaurant Seehof, ganz unten im Dorf. Die Topografie der Moränenlandschaft tat ihr eigenes dazu. «Die Strecke war anspruchsvoll, gar legendär», erinnert sich Edgar Schuler. Er war jeweils mit grossem Ehrgeiz bei der Sache. Doch vor dem Vergnügen kam die Arbeit: Die Rennstrecke wurde mit den Skis und ohne Maschinen präpariert. Der Aufstieg musste ebenfalls zu Fuss geschafft werden.

Eine Möglichkeit, mal aus dem Dörfchen zu kommen

Sowieso war damals noch alles ein bisschen anders. «Der Skiclub hatte keine Konkurrenz durch andere Freizeitaktivitäten», sagt Melanie Jordi. Auch hatte man durch den Skiclub die Möglichkeit, mal aus dem Dörfchen rauszukommen. «Ich erinnere mich, dass mein Vater sich freute, im Hochstuckli Ski zu fahren», Schuler erfreut sich beim Gedanken daran. In Finstersee wohnten und wohnen viele Handwerker und Bauer. «Fast alles wurde selber gemacht. Wir hatten Torstangen aus Haselstöcken», sagt etwa Melanie Jordi. Die Startnummern wurden auch selber gemacht. «Das ist auch heute noch so», sagt Jordi. So sind zum Beispiel die hölzernen Slalomfahrer, die zu Werbezwecken in der Gemeinde aufgestellt werden genauso «Made in Finstersee» wie die Nachbildung des ehemaligen Clublokals, die für das Jubiläumsjahr extra angefertigt wurde – und den alten Spirit zurückholen wird.

Weitere Informationen gibt es unter www.sc-finstersee.ch

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