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Hochdorf

Bei der Remise dampfen die Loks am Wochenende wieder

Am Wochenende treffen sich beim Remisenfest des Vereins Historische Seethalbahn nicht nur Freunde von nostalgischen Eisenbahnen. Diesmal ist die Ausstellung der Modelleisenbahner noch internationaler und exklusiver.
Präsident Marcel Anderhub, hier vor der Remise, freut sich auf das Festwochenende. Bild: Corinne Glanzmann (29. August 2016)

Ernesto Piazza

In Hochdorf trifft das Original auf das Modell: Bereits zum 11. Mal geht am Wochenende das Remisenfest über die Gleise. Der Anlass sei längst nicht mehr ausschliesslich für Liebhaber von nostalgischen Eisenbahnen, erklärt der Präsident des organisierenden Vereins Historische Seethalbahn, Marcel Anderhub. Der Anlass geniesse auch bei der übrigen Bevölkerung viel Resonanz. So hoffen die Organisatoren auf insgesamt rund 1000 Besucher.

Zu bestaunen gibt es aus der «guten, alten Eisenbahnzeit» diverse Objekte in Originalgrösse. Mit von der Partie sind auch verschiedene Lokomotiven. Etwa die letzte original Seetalbahn-Lokomotive «Beinwil» und die «NOB 456». Neben den beiden Dampfloks gehört das «Krokodil» als Dauerleihgabe der Oensingen–Balsthal–Bahn mit zum Inventar des Vereins und ist ebenfalls in der unter Denkmal stehenden Remise stationiert. Weiter stellt die Dampfbahn Bern extra für den Anlass die mächtige, hundertjährige Dampflok «Habersack» zur Verfügung. Sie reist für das Fest aus dem Emmental an und ist an den beiden Tagen – zusammen mit dem Seetalkrokodil – zwischen Hochdorf und Eschenbach mit Passagieren unterwegs. Zusätzliche Fahrten werden am Wochenende auch nach Hitzkirch angeboten. Zudem gibt es an beiden Tagen einen Dampfzubringer von Luzern zum Festgelände. Dort sind weitere Wagenkompositionen zu sehen. Das Spielfest für die Kleinen ist ein fester Bestandteil des Anlasses.

«Modelleisenbahn ist Babystube für den Mann»

Im vereinseigenen Lokomotivdepot, in der Remise also, gibt es am Wochenende auch Modelleisenbahnanlagen aus ganz Europa zu bestaunen. «Die Ausstellung ist noch internationaler und exklusiver geworden», sagt Anderhub. Deren Organisator Michael Kohler ist selber Modelleisenbahnbauer – und dies seit seiner Kindheit. Er habe diese Beschäftigung von seinem Vater mitbekommen. Das Hobby gibt ihm die Möglichkeit vom Alltag abzuschalten. «Mich fasziniert der Bau von Modellen und damit auch den Bezug zu Geschichte, Geografie und Kultur herzustellen», sagt Kohler. Gefragt sei Kreativität und Geduld. Eine Herausforderung ist ebenfalls, die Bahnen, Häuser oder Menschen möglichst realistisch den jeweiligen Epochen entsprechend zu bauen. In Hochdorf stellt auch ein Belgier aus, der eine Trameisenbahn zeigt, welche es tatsächlich so gegeben habt. «Die Modelleisenbahn ist die Babystube für den Mann», so Kohler. Bisher hat er Tausende von Stunden in sein Hobby investiert. Der monetäre Aufwand sei aber schwierig abzuschätzen. «Es gibt Modelleisenbahnbauer, die das Rohmaterial kaufen und das Objekt von Grund auf erstellen. Diese kommen finanziell günstiger weg als diejenigen, die Einzelteile erwerben und sie zusammensetzen.»

Kohler fasziniert vor allem «der Charme der französischen Eisenbahnen». Seine private Anlage hat eine Länge von ungefähr 14 Meter. Er kann sie auch auseinandernehmen und wieder neu zusammenstecken. Im Oktober besucht der Modelleisenbahnbauer eine Ausstellung in Belgien. Im November ist er in Berlin, im Mai im französischen Lille.

Einen Wermutstropfen musste der Verein Historische Seethalbahn allerdings im Sommer schlucken. Der Ende Mai gemeinsam mit der Sursee-Triengen-Bahn und der Sursee-Triengen-Historic ausgearbeitete Vertragsentwurf über eine langfristige Zusammenarbeit wurde nicht unterzeichnet. Diese hätte darin ab 1. Januar 2019 geregelt werden sollen. Man habe ihnen ohne nachvollziehbare Gründe mitgeteilt, dass Geschäftsleitung und Verwaltungsrat der Sursee-Triengen-Bahn die Kooperation nicht weiter verfolge und den Dampfbetrieb künftig in eigener Regie ausführen wolle, sagt der Präsident des Vereins Historische Seethalbahn, Marcel Anderhub.

Verein braucht Geld und hofft auf kantonale Hilfe

Dieser Umstand hindert den Verein aber nicht daran, weiter Dampf zu geben. Dazu gehört auch, den ihm gehörenden Original-Seetalwagen wieder fahrtüchtig zu machen. Des Weiteren wird der «rote» Seetaler revidiert. «Die Arbeiten sind recht weit fortgeschritten», erklärt der Vereinspräsident. Für die Finanzierung fehlen aber noch rund 150 000 Franken. Und nachdem man beim Kanton Luzern hierfür einen negativen Bescheid bekommen hat, will man sich jetzt an den Kanton Aargau wenden. «Wir hoffen, aus dessen Lotteriefonds einen Beitrag zu erhalten», sagt Marcel Anderhub.

Hinweis: Weitere Infos zum Remisenfest: www.historische-seethalbahn.ch

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