notifications
Zug

«Bei der PH Zug trafen zwei Kulturen aufeinander»

Die Pädagogische Hochschule Zug bildet seit bald 15 Jahren Kindergärtner und Primarlehrer aus. Im Gespräch erzählen Rektorin Esther Kamm und Dozent Henk Geuke von den teils harzigen Anfängen der Ausbildungsstätte und dem Jubiläum.
Die PH Zug ist noch immer familiär, da sind sich Dozent Henk Geuke und Rektorin Esther Kamm einig.

Interview: Laura Sibold

Esther Kamm und Henk Geuke, im Herbst 2004 startete der erste Studiengang an der Pädagogischen Hochschule Zug. Können Sie sich noch daran erinnern?

Geuke: Ich unterrichtete damals parallel am Lehrerseminar St. Michael und an der Pädagogischen Hochschule Zug. Das Lehrerseminar war bis 2006 in Betrieb, ein Jahr später schlossen die ersten PH-Studenten ihr Studium ab. Das Lehrerseminar wurde lückenlos durch die Hochschule abgelöst. Was jetzt simpel klingt, war damals aber nicht ganz einfach. Es war eine bewegte und spannungsgeladene Zeit.

Was führte damals zu Spannungen auf dem Campus?

Geuke: Während knapp zwei Jahren wurden Lehrerseminar und Hochschule unter einem Dach geführt. Da trafen zwei sehr unterschiedliche Kulturen aufeinander. Auf der einen Seite stand das Seminar, quasi als letzte Bastion, mit seinen alteingesessenen Lehrern, von denen nur die wenigsten von der Pädagogischen Hochschule übernommen wurden. Auf der anderen Seite standen da die neu ausgebildeten Fachdozenten, die die Hochschule voller Elan vorantreiben wollten. Auf dem Campus war gleichzeitig Nostalgie- und Aufbruchstimmung spürbar.

Der Kanton Zug wehrte sich in den 1990er-Jahren mit Händen und Füssen gegen eine pädagogische Lehrerausbildung. Wieso war das so?

Kamm: Das hat mit den Lehrerseminaren zu tun. Lehrer wurden früher bei den Schwestern vom Heiligen Kreuz in Menzingen, im Kloster Heiligkreuz in Cham sowie im freien katholischen Lehrerseminar St. Michael in Zug ausgebildet. Der Kanton tat sich mit der Idee einer nachmaturitären Lehrerbildung schwer, weil man diese Struktur nicht kannte. Auch der Vorwurf der Akademisierung wurde laut. Man hatte Angst, dass die Ausbildung nicht mehr so praxisnah sein würde.

Die Lehrerbildung im Kanton Zug hat eine über 150-jährige Geschichte. Bestimmt ist der Zeitgeist der ehemaligen Seminare noch spürbar.

Geuke: Es sind noch viele Lehrpersonen im Kanton Zug tätig, die an einem Lehrerseminar ausgebildet wurden. Zudem gibt es Seminaristen von damals, die heute an der PH Zug arbeiten.

Kamm: Persönliche Kontakte sind für uns noch immer sehr wichtig. Wir sind mit etwa 370 Studierenden heute noch eine überschaubare und familiäre Schule. Das entspricht dem Zeitgeist von früher.

Die PH Zug wurde durch das Konkordat Pädagogische Hochschule Zentralschweiz mit den Standorten Luzern und Schwyz gegründet. Was bedeutete das für Zug?

Kamm: Die Grösse und Qualität der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz hat der PH Zug zu Ansehen und Einfluss verholfen. In der Entwicklung der Teilschulen wurde vieles professioneller und effizienter gelöst. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn jede Schule das selber gemacht hätte. Das gilt für die Administration und für die Grundlagen in den vier Leistungsaufträgen Ausbildung, Weiterbildung, Forschung und Entwicklung und Dienstleistungen für Dritte.

Seit 2013 ist die PH Zug eine eigenständige kantonale Hochschule. Was hat sich seither verändert?

Geuke: Die Aufkündigung war für die PH Zug eine grosse Herausforderung. Eine Hochschule musste sauber aufgelöst werden und parallel dazu eine neue entstehen. Weil die PH Zug die erste eigenständige Hochschule des Kantons war, musste auch innerhalb der Bildungsverwaltung erst Know-how aufgebaut werden.

Kamm: Seit 2015 ist das Bundesgesetz zur Förderung der Hochschulen und der Koordination im Schweizer Hochschulbereich in Kraft. Seither arbeiten die Hochschulen enger zusammen. Das heisst aber nicht, dass die PH heute weniger praxisnah ist.

Ob praxisnah oder nicht, die PH Zug legt einen Schwerpunkt auf die Forschung.

Kamm: Das stimmt, wir hatten von Anfang an Institute, die einen Forschungsauftrag erhielten. Das Institut für internationale Zusammenarbeit in Bildungsfragen war 2002 das erste. 2003 startete das Institut für Bildungsmanagement und -ökonomie und sechs Jahre später das Zentrum Mündlichkeit. Heute müssen wir aber aufpassen, dass wir gegenüber anderen PHs nicht ins Hintertreffen geraten. Unser finanzieller Spielraum für nötige Weiterentwicklungen ist eingeschränkt, auch wegen kantonaler Sparpakete.

Soll die PH Zug trotzdem weiter wachsen?

Kamm: Wir wollen eine persönliche Hochschule bleiben, auch weil wir am jetzigen Standort nicht unbegrenzt grösser werden können. Ein leichtes Wachstum können wir uns aber vorstellen, auch aus finanziellen Überlegungen. Unsere Infrastruktur war ursprünglich auf 300 Studierende ausgerichtet. Durch neue Unterrichtsformen können wir aber wachsen. Zum Beispiel haben unsere Studenten nur an vier Tagen Unterrichtspräsenz. Der fünfte Tag ist für selbstständiges Arbeiten reserviert.

Dieses Jahr wird die PH Zug 15-jährig. Ist ein Jubiläumsfest geplant?

Kamm: Am Samstag, 29. Juni, feiern wir 15 Jahre PH Zug, aber auch über 150 Jahre Lehrerbildung im Kanton Zug. Unsere Jubiläumsfeier soll ein Ort des Austauschs über Generationen hinweg sein. Im Programm möchten wir Ehemalige und Studierende integrieren. Aber auch für Kinder bieten wir etwas an. So wird unser Roberta Regio Zentrum einen Kurs zum Thema «Lernen mit Robotern» anbieten.

Hinweis

Interessierte, die am Jubiläum mitwirken möchten, können sich bei Luc Ulmer unter 041 727 12 53 oder luc.ulmer@phzg.ch melden.

Kommentare (0)