Cornelia Bisch
All jene Schwingfans, die kein Ticket für die Arena des Schwingfests ergattern konnten, versammelten sich auf dem Vorplatz des Stadions Herti, auf dem Stierenmarkt oder hinter der Arena, wo je ein Public Viewing stattfand. Vor dem Herti war eine grosse Leinwand unter dem Stadiondach aufgebaut, was optimale Sicht auch bei starker Sonneneinstrahlung ermöglichte. Es lief die SRF-Liveübertragung. Zahlreiche Gastroangebote sorgen auch hier für gute Verpflegung und Laune.
Am Sonntagnachmittag, 25. August, als die Sonne gnadenlos auf den Platz niederbrannte, stellte, setzte und legte man sich je nach Verfassung vor allem in die knappen Schattenplätze und verfolgte das Wirken der Bösen von dort aus. Die Zuschauer feuerten ihre Favoriten an, applaudierten und jubelten, als befänden sie sich in der Arena. Die Stimmung war heiter und aufgeräumt, hier und dort waren einzelne Ermüdungserscheinungen sichtbar. Viele der Besucher waren im Freundes- und Familienkreis versammelt. Es gab auch ganze Gruppen und Vereine, teilweise einheitlich eingekleidet.
Die Rheintaler Fasnachtsgruppe ist mit 19 Mann angereist
So zum Beispiel die Geräteriege der Herren aus dem Aargauischen Sarmenstorf, die mit 30 Mann angerückt ist. Alle Mitglieder tragen giftgrüne T-Shirts mit der Aufschrift «Turnfahrer 2019» auf dem Rücken. Auf der Front prangt die Darstellung eines Barrenturners mit der Aufschrift «Schwinge chömmer au». «Das ist unsere alljährliche Turnfahrt», informiert der 20-jährige Sandro Stettler. «Wir sind schon am Samstag angereist, um unsere beiden Lokalmatadore, die Gebrüder Andreas und Lukas Döbeli, anzufeuern», erzählt sein Banknachbar, der 52-jährige Daniel Köchli. Man trinkt Bier, hat schon ordentlich einen Sitzen und ist entsprechend heiter.
Auch die Rheintaler Fasnachtsgruppe OHT (Oberrieter Hobel-Team) ist mit 19 Mann angereist. Alle tragen ein blaues Edelweiss-Hemd und Hüte mit Vereinsemblem. Sie hätten in Zug geschlafen, «mehr oder weniger», schmunzelt der 23-jährige Manuel Neuhold.
Applaus für die lokalen Grössen
Mittlerweile sind die Kranzkämpfe im Gang. Die Spannung steigt, der Platz füllt sich. Es richtet sich alle Aufmerksamkeit auf die Athleten. Grosser Applaus, als die beiden Lokalgrössen Pirmin Reichmuth und Marcel Bieri einen Kranz gewinnen. Man wappnet sich für den Schlussgang mit dem Innerschweizer Joel Wicki und dem Berner Christian Stucki. «Wicki gewinnt sicher», ist Thomas Senn (51) aus Edlibach überzeugt, der mit seiner Partnerin und Freunden beim Public Viewing sitzt. «Er ist wendiger und greift überraschend an. Ausserdem ist er mit Freude dabei.» Seine Tischnachbarn nicken bestätigend.
Die beiden Spitzenschwinger schreiten zur Tat. Bevor die Zuschauer wissen, wie ihnen geschieht, steht der Sieger schon fest. Schocksekunde, dann folgt die Ernüchterung. Enttäuschtes Raunen geht durch die Menge. «Es wäre schön gewesen, wenn einmal ein Innerschweizer König geworden wäre», spricht die Luzernerin Andrea Sidler (46) aus, was viele denken.
Als jedoch Christian Stucki sein sympathisches Interview gibt, söhnt man sich rasch mit ihm aus. «Ich gönne es ihm schon auch», räumt etwa Thomas Senn ein. «Wahrscheinlich ist es ja sein letztes Eidgenössisches. Joel Wicki hat noch andere Chancen.» Sagts und holt eine Runde Frustbier für sich und seine Freunde zum Abschluss eines gelungenen Festtages.