Rahel Hug
Rahel Hug
Die Autofahrt von Sins auf den Freiämter Hausberg Horben ist für Beat Villiger eine Reise durch seine Kindheit. Im Weiler Holderstock ist der Zuger CVP-Regierungsrat als eines von elf Kindern einer Bauernfamilie aufgewachsen. Der Weg führt weiter nach Alikon, wo der heute 61-Jährige die Primarschule besucht hat. Bei der Alpwirtschaft Horben angekommen, ist das Thema Familie nach wie vor allgegenwärtig: Der Bruder des Sicherheitsdirektors, Stefan Villiger, wirtet hier seit 18 Jahren.
Wanderungen oder Velotouren zum Freiämter Ausflugsrestaurant gehören zu Beat Villigers liebsten Freizeitbeschäftigungen. «Der Horben ist für mich der Inbegriff von Unkompliziertheit. Hier trifft man auch mal Doris Leuthard am Stammtisch, die Leute sind sehr freundlich. Und am schönsten ist natürlich der herrliche Blick nach Zug», sagt Villiger mit einem Schmunzeln.
Gute Zusammenarbeit, starke Vertrauensbasis
Nachdem er bei der Gemeinde Sins eine Verwaltungslehre absolviert und dort als Gemeindeschreiber gearbeitet hatte, zog es Villiger nach Baar, wo er elf Jahre als Gemeindeschreiber und Notar tätig war. Es folgte der Schritt in die Selbstständigkeit: Bevor Villiger 2006 in die kantonale Exekutive gewählt wurde, führte er ein eigenes Treuhandbüro.
Inzwischen ist der gebürtige Freiämter bereits in der dritten Legislatur als Regierungsrat. Politikmüde ist er noch lange nicht, wie er bekräftigt: «Rückmeldungen aus meinem Umfeld und aus meinem Team sowie meine laufenden Projekte haben mich bewogen, noch einmal zu kandidieren.» Die Zusammenarbeit in seinen Abteilungen funktioniere sehr gut, es herrsche eine starke Vertrauensbasis. «Die Politik ist mein Leben geworden, sie prägt meinen Alltag von morgens bis abends und macht mir nach wie vor Freude.»
Wenn Beat Villiger über seine Arbeit im Regierungsrat spricht, bleibt er bescheiden. Er ist ein ruhiger Politiker, einer, der gut überlegt, bevor er eine Frage beantwortet. Die Sicherheitsdirektion sei sowohl organisatorisch und auch kompetenzmässig sehr gut aufgestellt. Darauf sei er stolz, erklärt Villiger. Er habe in den letzten Jahren sicherheitspolitische Schwerpunkte setzen können, ergänzt er und zählt etwa das Hooligankonkordat, das Übertretungsstrafgesetz mit dem Litteringverbot oder die Videoüberwachung auf. Zufrieden ist der CVP-Mann auch mit der öffentlichen Sicherheit im Kanton. «2017 waren die Zahlen zu Verkehrsunfällen und zur Kriminalität so gut wie noch nie.» Dies sei jedoch die objektive Betrachtung. «Das heisst nicht, dass das subjektive Sicherheitsgefühl besser geworden ist.» Mit Cyberattacken und Terrorismus gebe es neue, grössere und komplexere Herausforderungen. «Die Politik muss diese anpacken. Sie muss agieren und nicht reagieren.» In diesem Bereich plädiert Villiger für eine starke Zusammenarbeit der Kantone, einen «kooperativen Föderalismus», wie er es nennt. Im polizeilichen Bereich beispielsweise setzt sich Villiger für gemeinsame Einsatzleitzentralen in der Zentralschweiz ein.
Ein Geschäft aus der nun zu Ende gehenden Legislatur bleibt als «Pleite» für Beat Villiger in Erinnerung: Das Hundegesetz, das im Kantonsrat 2015 knapp versenkt wurde. Diese Niederlage hat Villiger längst verdaut. Doch: «Ich habe mich damals schon geärgert, weil ich die Objektivität vermisste und es manchmal auch darauf ankommt, aus wessen politischer Küche eine Vorlage kommt.»
Aktuell stehen die Revisionen des Bevölkerungsschutzgesetzes und des Feuerschutzgesetzes auf Villigers politischer Agenda. Keine Themen, die für grosse Schlagzeilen sorgen, aber dennoch Projekte, die ihm an dem Herzen liegen, denn: «Ein gutes Gesetz braucht seine Zeit», ist Villiger überzeugt.
Sparen in der Verwaltung: «Zenit ist erreicht»
Neben den Themen aus seiner Direktion beschäftigen ihn auch «die grossen Linien, die wir als Gesamtregierung verfolgen». Beispielsweise, die Kantonsfinanzen ins Lot zu bringen. Villiger ist überzeugt, dass der Kanton mit dem Projekt «Finanzen 2019», das zurzeit vom Parlament behandelt wird, auf gutem Weg ist. Der Kantonsrat hat bekanntlich in erster Lesung eine befristete Steuererhöhung für das Jahr 2020 befürwortet. Villiger ist ein Politiker, der nie einen Hehl daraus gemacht hat, auch Steuererhöhungen in Betracht zu ziehen. Was nämlich die Sparmöglichkeiten in der Verwaltung angeht, sei «der Zenit erreicht», ist er der Ansicht.
Auf den Wahlsonntag vom 7. Oktober ist der langjährige Regierungsrat gespannt. «Wahlen können immer für Überraschungen sorgen.» Die Möglichkeit, dass es zu einem zweiten Wahlgang komme, sei durchaus realistisch. Seine Wiederwahl sieht er aber nicht in Gefahr. Auf seine seit 2014 nicht mehr aktualisierte Website angesprochen, sagt er: «Sie ist mir nicht mehr so wichtig wie auch schon, ich werde sie aber noch aktualisieren. Auch auf Social Media bin ich darum nicht sehr aktiv. Ich suche wenn immer möglich den persönlichen Kontakt und Austausch. Das ist mir wichtiger und bringt viel mehr.» Man müsse aufpassen, dass die Digitalisierung die Distanz zwischen Bürgerschaft und Verwaltung sowie Politik nicht vergrössere. «Der Bürger muss weiterhin im Mittelpunkt stehen.»
Persönliche Kontakte sind dem Sicherheitsdirektor auch im Privatleben wichtig: Denn der stille Schaffer in der Zuger Regierung ist ein geselliger Mensch. Beschäftigt sich Beat Villiger nicht mit Politik, kommen ihm nahestehende Personen auch mal in den Genuss eines Volkslieds, das er zum Besten gibt. «An Familienfesten und sonstigen Anlässen singe ich gerne», verrät er. Neben der Brassband Abtwil, wo er den Titel des Ehrenpräsidenten trägt, ist Villiger Mitglied im Veloclub Sins. Dass Villiger viele Kontakte hat, merkt man auch während des Interviews in der Alpwirtschaft Horben. Immer wieder wird er angesprochen, hält kurz ein Schwätzchen. Ob dies dem Baarer mit Freiämter Wurzeln für die Wiederwahl zu Gute kommt, wird sich am 7. Oktober weisen.