«Hinter uns liegen schwierige Jahre, wo wir das Ausüben unseres geliebten Hobbys schmerzlich vermisst haben», bemerkte Beat Durrer, Präsident der Alpnachstader Jodlergruppe Bärgröseli, zu Konzertbeginn. «Wir freuen uns sehr, dass ihr da seid und wir in alter Frische wieder für euch juizen dürfen.» Der riesige Zustrom von Jodlerfreunden am vergangenen Samstagabend war Beweis genug. Erstmals konzertierten sie unter der neuen musikalischen Leitung von Marc Zeller und liefen, wie gewohnt, zur gesanglichen Höchstform auf. Sicher ein Verdienst ihres musikalischen Leiters. «Wir Städerjodler», so Durrer «wissen um seine fachliche Kompetenz und schätzen seine Zuverlässigkeit. Seine interessanten Proben, in denen er uns dann und wann ganz gehörig fordert, sind für uns ebenfalls sehr lehrreich», ergänzte er. Zellers Arbeit trägt hörbare Früchte, denn bestechend sicher und differenziert kamen der «Tummligrat-Juiz», Adolf Stählis «Mis Plätzli» und die weiteren Vorträge daher.
«Nadins Fräid» uraufgeführt
«Hinter jedem Naturjuiz steht eine Geschichte ohne Worte», sagte Urs Aufdermauer zu seiner Neuschöpfung. So hätte Tochter Nadine (6) beim Morgenessen bemerkt: «Dui Dädi, ich wett ai sälber ä Juiz we mey Schweschter Lena.» «Luegid mier äinisch», war Dädi’s Antwort. Der 45-jährige Forstwart machte sich Gedanken über Gefühle, Erlebnisse und Empfindungen seinem Töchterchen gegenüber und liess diese Überlegungen in eine vierteilige Melodie fliessen. Der gehörfällige Juiz mit emotionalem Hintergrund erlebte eine zweite Aufführung.
Hochkarätiges aus Herisau
Es kommt nicht von ungefähr, dass das Chörli aus dem Herisauer Ortsteil Saum Obwaldner Gastrecht geniessen durfte. Die gegenseitige Freundschaft mit den Bärgröselern war mit ein Grund, die Jodlervertretung aus Appenzell Ausserrhoden in Kägiswil auftreten zu lassen. Was die sieben Frauen und 13 Männer aus der Ostschweiz darboten, war gesanglich hohe Schule. Überdies gefallen die sauber vorgetragene Melodieführung und die unterschiedlichen Einsätze in den Registerbegleitungen. Neben «Schelleschötte» und Talerschwingen wird der Pflege von Liedern und Zäuerli, von denen es weder Noten noch Komponisten gibt, Beachtung geschenkt. Die überlieferten Gesänge werden über das Gehör an weitere Generationen weitergegeben.
Würde es nach dem Bekanntheitsgrad der Jodlerfamilie Steuri aus Grindelwald gehen, dann wäre Forschungspotenzial nötig. Was aber die Eltern Annerös und Daniel Steuri mit ihren Töchtern Ramona, Nadine und Melanie gesanglich und musikalisch darbieten, ist ganz beachtlich. Ob als Gesangsquartett oder als Schwyzerörgelitrio mit Gitarren- und Bassbegleitung, die Bauernfamilie Steuri überzeugt in jeder Beziehung.
Flaschenklavier zum Klingen gebracht
Die Erfindung des Flaschenklaviers geht auf das Jahr 1964 zurück. Aus dem Gespräch mit Toni Bürger jun. (58) geht hervor, dass sein Vater als Pionier des Illgauer Ländlermusikstils und Erfinder vom Flaschenklavier galt. Der kürzlich verstorbene Toni sen. liess sich durch einen Zirkusclown inspirieren, der mit einem Vasenklavier auftrat. Bürgler startete einen Versuch mit unterschiedlich grossen und mit Wasser angefüllten Flaschen, die nach der Tonleiter aufeinander abgestimmt sind. Zehn Töne, die mit Kochkellen erzeugt werden, müssen ausreichen, um eine Melodie zu spielen. Es sind durchwegs Eigenkompositionen von Toni Bürgler sen., die gespielt werden. Der Klaviervirtuose wartete mit etlichen Kostproben auf, wobei das Paradestück «Gyr’s Wunsch» nicht fehlen durfte. Das Ländlertrio Bürgler-Laimbacher, ebenfalls schwyzerischer Herkunft, leistete den Begleitpart. Nach Konzertende spielte es auch zum Tanz auf. Aufhorchen liess auch Fabienne Ettlin als versierte Programmbegleiterin.
Verlosung
Für das Bärgröseli-Konzert am Samstag, 29. Oktober, in Kägiswil verlosen wir zweimal zwei Tickets. Bitte senden Sie uns bis am Dienstag, 25. Oktober, Mitternacht, ein E-Mail mit dem Betreff «Bärgröseli» an redaktion@obwaldnerzeitung.ch . Die Gewinnerinnen und Gewinner werden benachrichtigt.
Weitere Konzerte mit anderen Gastformationen Dienstag, 25. Oktober, 19.30 Uhr, in der Pfarrkirche Alpnach. Keine Reservation. Samstag, 29. Oktober 2022, 20 Uhr, MZA Kägiswil, Online-Platzreservation unter www.baergroeseli.ch .
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