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Zug

Bauchef zur Kontroverse um den neuen Partners-Group-Hauptsitz: «Man hat uns nicht einfach Pläne unterbreitet, an die wir uns zu halten haben»

Im Unterfeld Nord ist ein aussergewöhnlicher Komplex vorgesehen, der kritische Zuger Baufachleute auf den Plan gerufen hat. Jetzt bezieht der Gemeinderat Jost Arnold ausführlicher Stellung.
An dieser Stelle zwischen Nordstrasse und Bahngleis sind zwei Gebäude im Fabrikstil sowie ein begrüntes Terrassenhaus geplant. (Bild: Stefan Kaiser (Baar, 26. Januar 2021))
Bauchef Jost Arnold (FDP) (Bild: Lukas Schnurrenberger)

Raphael Biermayr

Raphael Biermayr

Dem Baarer Bauchef Jost Arnold ist es ein Anliegen, sich gegen die jüngst laut gewordene Kritik des Bauforums Zug zu wehren. Der Verein aus zahlreichen Zuger Baufachleuten moniert, dass der Gemeinderat dem Bauvorhaben des Vermögensverwalters Partners Group im Nordteil des Unterfelds einen einfachen anstelle eines ordentlichen Bebauungsplans zugrunde legte. Dadurch entfallen unter anderem ein Architekten-Wettbewerbsverfahren und eine breitere öffentliche Mitwirkung. Jost Arnold konnte sich im erwähnten Beitrag dazu äussern, beantwortete die Fragen unserer Zeitung allerdings nur oberflächlich.

Nun betont er, dass der Gemeinderat keine Wahl bezüglich des Bebauungsplans hatte: Die Abweichungen von der Einzelbauweise seien nicht stark genug für einen ordentlichen Bebauungsplan. Dies im Gegensatz zum angrenzenden Unterfeld Süd, wo Hochhäuser geplant sind. «Der Gemeinderat kann einem Kunden in einem solchen Fall nicht einfach einen ordentlichen Bebauungsplan aufdrücken», sagt der FDP-Gemeinderat klipp und klar, «schliesslich hat ein Grundeigentümer auch Rechte.» Die Firma habe von sich aus den einfachen Bebauungsplan beantragt.

Über Geschmack lässt sich nicht streiten

Das Bauforum Zug stört sich auch an der Architektur und der Platzausnutzung des neuen Hauptsitzes der Partners Group in diesem Verdichtungsgebiet. Der Komplex soll aus zwei Gebäuden im Fabrikstil des 19. Jahrhunderts sowie einem begrünten Terrassenhaus bestehen. Auf eine Geschmacksdiskussion lässt sich Jost Arnold verständlicherweise nicht ein:

«Ob etwas schön ist oder nicht, sorgt immer für unterschiedliche Meinungen.»

Er stellt klar, dass man bezüglich Architektur einen geringen Einfluss geltend machen könne. «Beim Unterfeld Nord handelt es sich um eine reine Arbeitszone in einem Aussenquartier. Das ist eine andere Voraussetzung, als wenn jemand mitten im Dorf bauen will. Solange er sich innerhalb der festgelegten Baulinien bewegt, hat er einen grossen Spielraum.»

Die Gemeinde hat, wie aus dem Planungsbericht zum einfachen Bebauungsplan hervorgeht, jedoch mehrere «Anliegen» bei der Bauherrin platziert. Dabei handele es sich nicht einfach um Wünsche, sondern um Auflagen, die einzuhalten seien, sagt Jost Arnold. Er erwähnt als Beispiel die Fassadengestaltung und dass die Fenster nicht spiegeln dürfen.

«Wir erteilen die Baubewilligung nur, wenn alle Auflagen erfüllt sind.»

Es liegt auf der Hand, warum sich der Baarer Bauchef bei unserer Zeitung um eine neuerliche Äusserungsmöglichkeit in dieser Angelegenheit bemühte: Es soll nicht der Eindruck entstehen, das schweizweit bekannte und einflussreiche börsenkotierte Unternehmen Partners Group werde bevorteilt. Arnold sagt zwar, dass «wir die insgesamt 1200 Arbeitsplätze in Baar natürlich brauchen», das Bauvorhaben aber dennoch den üblichen Prozess durchlaufen habe.

«Man hat uns nicht einfach Pläne unterbreitet, an die wir uns zu halten haben. Dieses Projekt ist das Resultat einer engen Zusammenarbeit zwischen der Firma und der Gemeinde und ihren Kommissionen.»

Neben den erwähnten Auflagen an den Bau gingen aus dem Quartiergestaltungsplan Vorschriften hervor, die eingehalten würden. Dieser wurde 2018 von der Baarer Bevölkerung mitgestaltet und von der Gemeindeversammlung verabschiedet. Arnold erwähnt die für alle zugänglichen Freiräume, die maximalen Gebäudehöhen und die Erschliessungsstrasse, auf der dereinst eine Buslinie die Bahnhöfe Baar und Zug auch westlich der Bahngleise verbinden soll. «Was im Unterfeld Nord entsteht, ist auch für die Öffentlichkeit eine tolle Sache», ist Jost Arnold überzeugt.

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