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Luzern

Ballwil kriegt wohl keinen Bahntunnel – der Gemeinderat bedauert den Verzicht

Der Kanton Luzern favorisiert den Umbau des bestehenden Kreisels. Die aus Planersicht beste Variante kostet rund 28 Millionen Franken. Das ist deutlich günstiger als die Tieflegung der Bahn.
Die Seetalbahn durchquert in Ballwil den Kreisel. Mit einem Umbau will der Kanton die Verkehrssicherheit erhöhen. (Bild: Nadia Schärli (Ballwil, 30. November 2021))
Die Variante zur Optimierung derOrtsdurchfahrt Ballwil. (Quelle: Kanton Luzern/vif)
Verkehrssituation beim Kreisel in Ballwil mit dem Café Rosenegg. (Dominik Wunderli (Ballwil, 15. September 2021))

Reto Bieri

Reto Bieri

Reto Bieri

Reto Bieri

Zu Stosszeiten wälzt sich viel Verkehr durch die drei Seetaler Gemeinden Ballwil, Eschenbach und Hochdorf. Um die Probleme zu beheben, sind umfangreiche Verkehrsplanungen im Gange. Am weitesten fortgeschritten sind sie in Ballwil. Am Dienstagabend haben Kanton und Gemeinde der Bevölkerung die aus fachlicher Sicht beste Variante präsentiert.

Laut Kantonsingenieur Gregor Schwegler hat sich gezeigt, dass der Umbau des Kreisels ergänzt mit weiteren Massnahmen am zweckmässigsten ist. «Die anderen Lösungsvorschläge weisen entweder erhebliche Nachteile auf oder sind vom Aufwand her nicht zu rechtfertigen.» So war am Schluss auch noch eine Variante mit einem knapp 700 Meter langen Bahntunnel im Rennen. Diese würde allerdings rund 180 Millionen Franken kosten. Die nun vorgeschlagene Bestvariante verursacht Kosten von maximal 28 Millionen Franken.

Eines der beiden Restaurants muss weichen

Die Tieflegung der Bahn mit einer unterirdischen Haltestelle würde zwar ausreichend Platz für eine Umgestaltung der Ortsdurchfahrt schaffen. Trotz der hohen Investitionssumme bliebe die Verkehrsmenge aber unverändert gross, sagte Jan Bautz, Projektleiter des Planungsteams. Die Eingriffe seien beträchtlich. So müssten für den Bau des Tunnels diverse Gebäude abgerissen werden, darunter das Restaurant Sternen.

Insgesamt wurden in der Machbarkeitsstudie im vergangenen Jahr vier Varianten näher untersucht. Zwei davon – ein Trasseewechsel zwischen Bahn und Strasse sowie ein Einbahnsystem unter Einbezug der Weiherstrasse zur Entlastung des Kreisels – seien im Einverständnis mit der 30-köpfigen Begleitgruppe verworfen worden.

Ballwiler Kreisel ist ein kantonaler Unfallhotspot

Mit dem nun vorgeschlagenen Kreiselumbau will der Kanton besonders die Sicherheit erhöhen, denn der 2005 gebaute Ballwiler Kreisel ist ein Unfallhotspot im kantonalen Strassennetz. Mittelinseln an den Ortseingängen sollen bewirken, dass die Autos ihre Geschwindigkeit reduzieren. Der Veloverkehr soll künftig separat hinter dem Trassee der Seetalbahn zum Bahnhofplatz und via Wilerhofweg weiter in Richtung Hochdorf geführt werden.

Der Kreisel wird zudem gegen Westen verlagert. Damit durchquert die Seetalbahn diesen nur noch am Rand. Dazu muss allerdings das Café-Restaurant Rosenegg abgebrochen werden. Das könnte durch eine ovale Kreiselform zwar verhindert werden, gehe aber auf Kosten der Sicherheit. «Die kreisrunde Geometrie verhindert, dass die Autos zu schnell durchfahren», so Bautz.

Gemeinde Ballwil bedauert den Verzicht auf den Bahntunnel

Enttäuscht zeigte sich die Gemeinde Ballwil. Man könne die Resultate der fachlichen Beurteilung und den Entscheid des Kantons für die Bestvariante zwar nachvollziehen, sehe in einer Tieflegung der Bahn jedoch deutliche Vorteile für Ballwil, sagte die fürs Ressort Bau zuständige Gemeinderätin Petra Jenni. «Der Verkehr wird künftig nicht weniger. Aus Sicht des Gemeinderats löst nur die Tieflegung der Bahn das Problem langfristig.» Ausserdem biete sie die Möglichkeit, die Ortsdurchfahrt umzugestalten und aufzuwerten. Aus diesem Grund werde sich die Gemeinde im anschliessenden Prozess weiterhin für eine Umsetzung der Lösung Bahntunnel einsetzen.

Noch ist nichts entschieden

«Definitiv entschieden ist noch nichts», betonte Kantonsingenieur Gregor Schwegler. Man wolle zuerst die Resultate der Verkehrsplanungen in Hochdorf und Eschenbach abwarten. «Diese führen wir zusammen mit dem Ergebnis der Machbarkeitsstudie Ballwil in einer Planungssynthese zusammen, bevor wir unsere Empfehlungen zuhanden des Regierungsrats abgeben.» Ein entsprechender Entscheid werde voraussichtlich Anfang 2023 vorliegen. «Wir müssen aber auch schauen, dass die Gesamtlösung finanzierbar ist.» Tatsächlich werden die Kosten wohl einen Knackpunkt darstellen. Alleine in Eschenbach zum Beispiel betragen die geschätzten Kosten für die kürzlich präsentierten Umfahrungsvariantenzwischen 200 und 440 Millionen Franken.

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