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Badmintonspielerin Burkart blickt zurück: Als Katzen auf dem Spielfeld standen

Céline Burkart (24) aus Hünenberg hat sich von der internationalen Bühne verabschiedet.
Céline Burkart blickt auf eine abwechslungsreiche Karriere auf grosser Bühne zurück. Bild: Maria Schmid (Zug, 30. Oktober 2019)

Michael Wyss

Die vormalige Nationalspielerin Céline Burkart hat nach der vergangenen Saison bekanntgegeben, dass sie nicht mehr an internationalen Wettkämpfen teilnehmen wird. Die 24-jährige Hünenbergerin wird aber nicht ganz von der Bildfläche verschwinden. Sie spielt weiterhin in der höchsten Schweizer Liga für die Union Tafers-Fribourg im Damen- und Mixed-Doppel. Hier blickt sie zurück auf Denkwürdiges und Amüsantes auf dem internationalen Parkett.

Gründe für den Rücktritt

«Schon zu Beginn des Jahres hatten wir die ersten Zweifel. Wir hatten andere Ansichten als der Verband uns unsere Trainer, wie es weitergehen soll. Die Trainingsstrukturen in der Schweiz mit Sparringpartnern und Konkurrenz fehlen, was alles andere als ideal ist, um einen weiteren Schritt in Richtung Weltspitze zu machen», sagt Céline Burkart offen, um zu ergänzen: «Wir haben den Glauben verloren, dass wir unsere gesteckten Ziele jemals erreichen werden. Wir wollten unter die Top 30 in der Weltrangliste, bewegten uns aber in den Top 60, was uns nicht befriedigte. Es fehlte immer mehr die Freude, was das Wichtigste ist in einer Randsportart, wo Engagement und Überzeugung zu 110 Prozent stimmen müssen.»

Das sei für sie auch die grösste Enttäuschung gewesen, dass sie und ihr Partner während ihrer Karriere nie ihr volles Potenzial haben ausschöpfen können. «Ich nenne es unsere schlimmste und grösste Niederlage. Wir kamen nicht mehr voran, das war schon frustrierend. Denn wir waren bereit, alles zu geben.» Und das sind keine Worte, die aus der Luft gegriffen sind, denn Burkart verlegte ihren Wohnsitz vom Kanton Zug extra in den Kanton Bern, wo der Stützpunkt der Nationalmannschaft liegt. «Es war ein grosser Schritt für mich, meine Familie, das Umfeld und Heimat zu verlassen», blickt sie zurück.

Kurioses

«Ein Turnier im Oktober 2018 war unser erstes Turnier auf dem afrikanischen Kontinent. Wir wussten nicht genau, was uns dort erwartet. Als plötzlich Katzen auf dem Spielfeld standen und es einen Unterbruch gab, staunten wir nicht schlecht. Auch die Aufschlags- und Linienrichter haben die Sache nicht so ganz ernst genommen und sind während des Spiels aufgestanden und nicht mehr gekommen – kurios.»

Grösste Erfolge

«Der Turniersieg im Oktober 2016 in Yverdon zählt dazu. Ich gewann im Mixed-Doppel mit meinem Lebenspartner Oliver Schaller überraschend das Swiss International.» Im Final besiegte das Schweizer Duo die französischen Vertreter Thom Gicquel/Delphine Delrue in einem Herzschlagfinal mit 2:1 (21:17, 10:21, 21:19). «Das war ein Hitchcock. Ich kann mich noch gut erinnern, als wäre es gestern gewesen», sagt Burkart. «Dass wir diesen Moment vor Heimpublikum mit unseren Familien und Freunden feiern durften, war einzigartig. Da wir überhaupt nicht mit diesem Sieg gerechnet hatten und es der erste Turniersieg auf internationaler Ebene war, war er umso schöner.»

«Im Mai dieses Jahres gab es zudem beim Sudirman Cup, der Team-Weltmeisterschaft, ein besonders umkämpftes Match im Mixed-Doppel gegen ein Duo aus Sri Lanka.» Die Schweiz, die mit insgesamt sieben Spielern anreiste, verlor die Partie 2:3. «Ich gewann die Begegnung mit meinem Partner Oliver Schaller 2:0 nach Sätzen und jeweils 21:18 nach Punkten. Es war ein intensives, ausgeglichenes Spiel mit langen Ballwechseln.»

Gänsehautmoment

Ins Schwärmen kommt die in Bern lebende Hünenbergerin auch, wenn sie an die Heimweltmeisterschaften denkt, die im vergangenen August in Basel stattfanden. «Wir wussten, dass dies unser letztes internationales Turnier sein würde. Es gab sehr emotionale Momente und zugleich war es das Turnier mit der besten Stimmung. Die Fans haben uns in der St.Jakobshalle mit Kuhglocken und Schweizerfahnen angefeuert. Beim Einlaufen auf das Spielfeld hatte ich Gänsehaut. Wir haben eines unserer besten Spiele gespielt. Was will man mehr? Es war der perfekte Abschluss für mich und meinen Lebenspartner.»

Lebensschule

«Die Einsätze im Ausland oder die Wettkämpfe in der Schweiz mit internationaler Besetzung waren eine grossartige Erfahrung. Sport ist eine Lebensschule, denn man muss unter anderem diszipliniert, fleissig und willensstark sein. Auch Teamfähigkeit ist gefragt, gerade in einem so kleinen Land wie der Schweiz ist man aufeinander angewiesen. Zudem habe ich viele Freundschaften geknüpft, Länder bereist und Kulturen kennen lernen dürfen.» Burkart konnte auch immer auf die moralische Unterstützung ihrer Familie zählen. «Sie haben mir ermöglicht, dass ich meine Passion leben konnte.»

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