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Baar: QR-Code für blinde Besucher

Die hauseigene Ausstellung des heilpädagogischen Schul- und Beratungszentrums Sonnenberg in Baar wurde ausgebaut. Vor allem für Blinde wurde das Museum attraktiver gestaltet.
Schwester Boriska Winiger, die viele Jahre an der Schule gearbeitet hat, konzipierte auch die Ausstellung im Zentrum Sonnenberg. (Bild: Stefan Kaiser (Baar, 1. Februar 2019))

Vanessa Varisco

«Eine Ausstellung gehört nicht zu den Hauptaufgaben einer Schule. Dennoch ist es uns ein Anliegen die Geschichte unserer Institution einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen», erklärt Thomas Dietziker, Direktor des heilpädagogischen Schul- und Beratungszentrums Sonnenberg. Seit längerer Zeit bewirtschaftet die Schule deshalb an der Weststrasse 3 ein Museum. Nun ist man aber noch einige Schritte weitergegangen: Für jede Station über die Entwicklung der Schule sind Audiodeskriptionen verfügbar, was das Museum für blinde Besucher besser zugänglich gemacht. Mit dem Smartphone wird ein QR-Code eingescannt und der zugehörige Text von einer App vorgelesen. «Für Sehende mag die Computerstimme fremd klingen, doch Blinde haben sich gut daran gewöhnt», berichtet Martha Vollenweider, welche sich um die Programmierung der Codes gekümmert hat.

Geschichte der fast 100-jährigen Schule

Auch Anfassen können die Besucher einiges; Gegenstände, welche innerhalb der Ausstellung hinter Acrylglas geschützt sind, sind in Zweitausführung in einem Schrank vorhanden, sodass sie in die Hände genommen werden können. «Ein Museum zum Verweilen, Tasten und Hören», resümiert Schwester Boriska Winiger, welche die Exposition gemeinsam mit Grafiker Emil Gut realisiert hat. Aufgebaut ist die Ausstellung hufeisenförmig. Auf hüfthohen Schränken werden allerlei Gegenstände aus der Geschichte vom Sonnenberg oder aber auch Geräte zur Blindenbildung damals und heute präsentiert. Zusätzlich sind an den Wänden metallene Lochtafeln angebracht, an denen weitere Objekte befestigt sind. Auf kleiner Fläche wird viel gezeigt: wie Stenografie für Sehbehinderte, Schreibtafeln oder Druckverfahren. Für die sehenden Besucher sind neben den Gegenständen schmale Acryltafeln mit Erklärungen angebracht worden. «Die Ausstellung ist sicherlich für viele spannend. Vor allem auch für Blinde, die hier die Möglichkeit haben, alte Geräte, auf denen sie schreiben gelernt haben, wieder einmal anfassen zu können», führt Schwester Boriska aus.

Da die Schule viele Anfragen bekommt, wie ein Schulzimmer für Blinde aussieht, ist am Ende des Rundgangs die Ausstattung eines solchen Raumes aufgebaut. Zu sehen sind ein Pult, ein Computer für Blinde sowie Lern- und Hilfsmittel. Rund drei Jahre hat die Ausarbeitung gedauert für dieses Museum. «Wir haben viel Zeit und Energie investiert. Manchmal mussten wir uns auf neues Terrain wagen», erzählen Emil Gut und Schwester Boriska. Sie spielen damit auf das rote Fadenkreuz in der Mitte des Raumes an, in dessen Nischen die Geschichte des Sonnenbergs ausführlich geschildert wird. Feine Reliefs für Blinde, welche verschiedene Länder darstellen, hängen hinter Acrylglas. Weiter ist die ausführliche Geschichte der fast 100-jährigen Institution zu sehen und auch Bilder, welche Kinder der Schule gemalt haben, finden ihren Platz.

Forschende und Gruppen besuchen das Museum

Bereits 1988 war die Ausstellung anlässlich des Kongresses der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen im Sonnenberg zu sehen. Um sich als Institution mit einer Ausstellung zu präsentieren, recherchierte Schwester Boriska viel und sammelte alles, was an Objekten vorhanden war. Weil kein eigener Raum zur Verfügung stand, hatte der Grafiker Emil Gut damals die Idee, ein offenes Museum zu gestalten, welches vom Verwaltungszimmer über die Aula bis hin zum Schulhaus führte.

Im Lauf der Zeit musste es schliesslich zweimal teilweise abgebaut werden, bis es seinen heutigen Standort fand und mit der jüngsten Neuerung ergänzt wurde. «Wir konnten nicht alles gleichzeitig machen», entgegnet Dietziker auf die Frage, weshalb man nicht von Anfang an die Texte digitalisiert habe. «Heute besuchen uns viele Forschende, Lehrpersonen aber auch Gruppen», weiss Direktor Dietziker und ist gespannt, welche Besucher das erweiterte Angebot anlocken wird.

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