Rahel Hug
Als die Gemeinde Baar im April 2018 ihren Rechnungsabschluss präsentierte – mit einem Plus von fast 20 Millionen Franken –, dachten wohl viele, dieses Ergebnis sei nicht mehr zu toppen. Nun, ein Jahr später, fällt der Mehrertrag noch höher aus: um ganze 10 Millionen Franken. Die Rechnung 2018 schliesst bei einem Aufwand von 131,9 Millionen und einem Ertrag von 161,6 Millionen mit einem Ertragsüberschuss von 29,7 Millionen Franken.
Woher dieser Geldsegen? Pirmin Andermatt (CVP), der neue Baarer Finanzvorsteher, spricht von einer Überraschung. «Ein gutes Ergebnis hat sich abgezeichnet, doch dass es derart gut ausfällt, damit haben wir nicht gerechnet.» Die Steuererträge fielen unter anderem wegen höherer Gewinnsteuern um 26,9 Millionen Franken höher aus. Die natürlichen Personen haben Mehrerträge von 10,8 Millionen, die juristischen Personen 14,0 Millionen und die Sondersteuern 2,1 Millionen Franken beigesteuert. «Über die Hälfte des fiskalischen Mehrertrags ist nebst dem anhaltenden Bevölkerungswachstum und der ansprechenden Wirtschaftsentwicklung auf Firmen aus unterschiedlichen Geschäftsfeldern zurückzuführen, deren Steuersubstrat aufgrund ihres guten Jahresergebnisses 2017 gegenüber dem Vorjahr noch gestiegen ist», heisst es in der Mitteilung der Gemeinde Baar zur Rechnung.
Ähnliche Situation wie beim Kanton Zug
Die Gewinnsteuern aus Vorjahren hätten sich innerhalb von drei Jahren von 27,4 im Jahr 2016 auf 47,2 Millionen Franken im Jahr 2018 nahezu verdoppelt. Höhere Quellensteuererträge sowie gesteigerte Grundstückgewinnsteuer- und Erbschaftssteuererträge runden das positive Ergebnis ab. «Das sind Faktoren, die man schlicht und einfach nicht genau vorhersehen kann», sagt Pirmin Andermatt. Die Situation sei ähnlich wie im Kanton Zug, ergänzt er. Die letzte Woche präsentierte Staatsrechnung schloss ebenfalls mit einem massiven Überschuss von 149,2 Millionen Franken (Ausgabe vom 5. April). Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler nannte als Gründe unter anderem die verbesserte Wirtschaftslage und das anhaltend hohe Bevölkerungswachstum.
Auf der Aufwandseite präsentiert die Gemeinde Baar eine Punktlandung. Der Gesamtaufwand wurde bei einem budgetierten Volumen von 132,8 Millionen Franken um 0,7 Prozent unterschritten. «Alle Abteilungen haben Budgetgenauigkeit bewiesen», sagt der Finanzchef. «Und wir haben schlanke Strukturen, das zahlt sich aus.» Doch in Zukunft werden hier wieder Kosten auf die Gemeinde zukommen. Denn laut Mitteilung wurde der Stellenetat in den letzten drei Jahren kaum erhöht. «Das Wachstum betrug lediglich 0,1 Prozent pro Jahr. Es zeigt sich, dass Baar im Personalbereich Nachholbedarf hat.»
Grosse Investitionen stehen bevor
Im Jahr 2018 zeigten sich die Nettoinvestitionen mit 4,6 Millionen Franken. So konnte etwa die Teilsanierung des Schulhauses Sternmatt 2 abgeschlossen werden. Der Betrag ist tief für eine Gemeinde in der Grösse Baars. Der Grund ist, dass die wirklich grossen Projekte erst noch anstehen – und dafür kann der Gemeinderat den aktuellen Geldsegen gut gebrauchen. Der Neubau des Schulhauses Wiesental werde in den nächsten Jahren der grösste Posten sein, so Andermatt. 75 Millionen Franken sind für den Bau in der Investitionsrechnung einkalkuliert. Das Investitionsvolumen für die nächsten 15 Jahre beläuft sich auf knapp 300 Millionen Franken.
Es sei vorgesehen, aus dem Ertragsüberschuss 2018 Vorfinanzierungsreserven für zukünftige, noch nicht beschlossene Bauvorhaben zu bilden, führt Andermatt aus. «Die kommenden Generationen sollen profitieren.» Baar ist also finanziell gut gerüstet für die Zukunft. Doch wie geht es weiter? Wird das Plus im Rechnungsabschluss 2019 noch höher als in diesem Jahr ausfallen? Darüber könne er nur mutmassen, sagt der CVP-Gemeinderat. Er könne sich vorstellen, dass Baar 2019 noch einmal von der finanziellen Grosswetterlage profitieren könne, und dass danach ab 2020 eine Stagnation oder ein Rückgang einsetze. «Doch ich kann nicht in die Kristallkugel blicken.»
Die Eigenkapitalquote ist hoch
Dank der hohen Steuererträge hat das Finanzvermögen auf der Aktivseite um 35,8 auf 186,5 Millionen Franken zugenommen. Das Verwaltungsvermögen veränderte sich einerseits infolge der Investitionen und andererseits wegen der Abschreibungen. Insgesamt ist es um 5,0 auf 52,8 Millionen Franken gesunken. Laut Mitteilung bezahlt die Gemeinde für die hohen Eigenmittel dank Diversifikation weiterhin keine Negativzinsen. Auf der Passivseite beträgt das Eigenkapital dank des Plus, das bis zur Verwendung diesem zugeordnet wird, 220,3 Millionen Franken. Das entspreche einer Eigenkapitalquote von 92,0 Prozent, heisst es in der Mitteilung. Und weiter: «Die hohe Quote ist ein Zeichen für eine sehr gesunde Bilanz.»