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Luzern

Auszahlungen wegen Kurzarbeit: Luzern benötigt mehr Zeit für die Bearbeitung

Im Kanton Luzern sind überdurchschnittlich viele Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen. Und Firmen warten länger auf Entschädigung.
Am rechten Reussufer bei der Luzerner Altstadt hatte es bei vergleichbarem Wetter auch schon mehr Leute, vor allem Touristen. (Symbolbild: Pius Amrein,  Luzern, 16. März 2020)

Roseline Troxler

Wie sich die Massnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus auf die Wirtschaft auswirken, zeigen Zahlen des Bundes eindrücklich. Im Januar 2020 waren im Kanton Luzern 1114 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen, im Februar 1329.

Einen drastischen Anstieg gab es im März mit rund 89'300 Personen. Noch mehr Luzerner Arbeitnehmer, nämlich knapp 97'000, waren im April auf Kurzarbeit gesetzt (Ausgabe vom 2. Mai). Das sind 38,6 Prozent der Luzerner Arbeitnehmer. Damit ist die Luzerner Wirtschaft überdurchschnittlich von Kurzarbeit betroffen. Denn schweizweit herrscht bei 36,7 Prozent der Arbeitnehmer Kurzarbeit.

Zentralschweiz: Höchster Anteil im Kanton Schwyz

Martin Bucherer, Leiter WAS wira Luzern, der für die Kurzarbeit zuständigen Behörde, erklärt den höheren Wert in Luzern wie folgt: «Wir orten die Gründe in den betroffenen Branchen, insbesondere dem Tourismus. Weitere Branchen wie Detailhandel, Uhren, Schmuck, Gastronomie, Hotel und Bekleidung hängen mit dem Tourismus zusammen.»

Am höchsten war der Anteil der von Kurzarbeit betroffenen Arbeitnehmern vergangenen Monat im Tessin mit 48,5 Prozent. In der Zentralschweiz ist der Kanton Schwyz mit 42,6 Prozent besonders betroffen. Auch in Zug sind prozentual noch mehr Arbeitnehmer auf Kurzarbeit gesetzt als in Luzern.

Die Flut an Gesuchen um Kurzarbeit belastet auch die zuständige Behörde. Seit letzter Woche werden diese von 30 Personen bearbeitet. Vor der Coronakrise war dafür ein 80-Prozent-Pensum reserviert.

Ist der Branchenmix Schuld an langen Wartezeiten?

Laut WAS wira kommt es bei der Auszahlung zu Verzögerungen, da viele Unternehmen fehlerhafte Abrechnungen einreichen. Nachabklärungen seien bei 60 Prozent der Abrechnungen nötig. Auch andere Arbeitsämter kämpfen mit diesem Problem. Laut der zuständigen Behörde im Kanton Schwyz ist die Hälfte der Gesuche fehlerhaft oder unvollständig. Bei Unternehmen gibt es nun allerdings Stimmen, welche der Luzerner Behörde zu «aufwendige Prozesse» vorwerfen. «In allen anderen Kantonen haben unsere Filialen viel schneller Gelder ausbezahlt erhalten als im Kanton Luzern», sagt etwa ein Luzerner Firmeninhaber, der in mehreren Kantonen tätig ist. Martin Bucherer räumt ein:

«Es trifft zu, dass wir vom Ausmass der eingegangenen Gesuche überrascht wurden.»

Der Kanton Luzern sei aber überdurchschnittlich von Gesuchen betroffen. «Die längere Bearbeitungszeit ist vermutlich eine Folge des Branchenmixes. So machen überdurchschnittlich viele Betriebe das erste Mal Kurzarbeitsentschädigung geltend.» Die fehlerhaften oder fehlenden Unterlagen seien das Hauptproblem: «Ohne minimalste, sehr summarische Unterlagen können wir leider keine Auszahlung veranlassen», sagt Bucherer.

Innert einer Woche rund 1000 Gesuche bearbeitet

Durch die Personalaufstockung konnte WAS wira Luzern bis Donnerstagabend gut 2400 Abrechnungen bearbeiten – 1000 mehr als vor einer Woche. Alleine für den Monat März wurden bisher 28,8 Millionen Franken ausbezahlt. Es fehlen noch knapp 1300 Abrechnungen. Die vollständig eingereichten Abrechnungen sollen bis Mitte Monat bearbeitet sein. Bucherer sagt: «Bis Ende Mai sollen auch alle Auszahlungen für vollständig eingereichte April-Abrechnungen erfolgen.» Für den April wurden bis Donnerstag 171 Abrechnungen bearbeitet.

Andere Kantone weiter mit der Bearbeitung

In anderen Kantonen ist man schon weiter. Im Kanton Uri wurden Gesuche von 292 Betrieben abgerechnet, keine weiteren Fälle seien pendent. In Nid- und Obwalden konnten alle vollständigen Dossiers innert vier Tagen abgerechnet werden. Im Kanton Schwyz haben laut dem Amt für Arbeit alle Unternehmen, die im April eine Abrechnung bei der Arbeitslosenkasse des Kantons Schwyz eingereicht haben, eine Rückmeldung erhalten. Bisher wurden 1440 Auszahlungen getätigt. Im Kanton Zug gingen für den März 2000 Gesuche ein. Der genaue Stand der Auszahlungen wurde nicht genannt. Auch im von der Einwohnerzahl vergleichbaren Kanton St. Gallen ist weniger als ein Drittel noch pendent. Laut Amtsleiterin Karin Jung hat die kantonale Arbeitslosenkasse bis Ende April 2850 Fälle behandelt – von 4000 Gesuchen. Im Kanton Aargau war bereits bis Anfang letzter Woche rund die Hälfte der Abrechnungen erledigt.

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