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Stans

Ausstellung zeigt: Die Stanser Älperchilbi gab’s schon vor dem Franzosenüberfall

Die Stanser Älperchilbi, welche am Sonntag, 16. Oktober, stattfindet, ist ein Volksfest mit jahrhundertealter Tradition. Im Salzmagazin erzählen Objekte dazu farbige Geschichten.

Älper Hauptmann Serge Odermatt und Museumsleiterin Carmen Stirnimann erzählen im Nidwaldner Museum spannende Geschichten zur Stanser Älperchilbi.
Bild: Bild: Romano Cuonz (Stans, 26.September 2022)

Als Napoleons Franzosen am 9. September 1798 in Nidwalden einfielen und für Schreckenstage sorgten, mussten die Stanser ein überaus beliebtes Volksfest absagen: die Älperchilbi! Dass die Älperbruderschaft schon 1778 – also 20 Jahre vor der Schlacht am Allweg – egründet worden war, ist vielen Stanserinnen und Stansern längst nicht mehr bewusst.

Für die Leiterin des Nidwaldner Museums, Carmen Stirnimann, war dies Grund genug, dem Traditionsverein eine kleine Sonderschau zu widmen. Sie und der diesjährige erste Hauptmann der Älperbruderschaft, Serge Odermatt, erzählen und illustrieren spannende Geschichten.

Ein besonderes Erntedankfest

Serge Odermatt – von Beruf Schulleiter in Hergiswil – zeigt voll Stolz auf das altehrwürdige Protokollbuch in der Vitrine und sagt: «Seit 1779 sind die Älperbeamten darin urkundlich festgehalten.» Ja, das Stanser Erntedankfest sei in mancher Hinsicht besonders. Nicht von einer Älplerchilbi spricht man im Hauptort, sondern von der Älperchilbi ohne L im Wort. Dies wirke sich auf den Anlass aus, erklärt Odermatt: «Unter den 50 Beamten, die Jahr für Jahr neu gewählt werden, sind neben Landwirten auch alle andern Berufe vom Lehrer über den Zahnarzt bis zum Schuhmacher vertreten.» Ende 19. Jahrhundert verdrängte modernes Sonntagsgewand die Tracht, erst in den 1950er-Jahren kam sie wieder.

Seit eh und je spielt sich das dreitägige Volksfest nach einem strengen Regieplan ab. Jeder Beamte hat seine Aufgabe: Einer muss für die Tanne auf dem Dorfplatz sorgen, ein anderer ist für den Volksapéro zuständig und, und, und. Am Festtag findet zuerst der feierliche Gottesdienst in der Kirche statt. Nachmittags kommt dann die Bevölkerung auf ihre Rechnung: Im Umzug werden ganze «Sänte Veh», Geissen und Schafe durchs Dorf getrieben. Auf dem Dorfplatz vergnügen sich Kinder beim Tannenklettern. Schliesslich darf herzhaft über die Sprüche gelacht werden. Reimen wird sie auch dieses Jahr Noldi Odermatt.

Als die Älper «beklaut» wurden

In der kleinen Schau im Salzmagazin erzählt jeder einzelne Gegenstand seine eigene Geschichte. «Da ist etwa die Holzschatulle, die im Auftrag des 1. Pflegers 1817 angefertigt wurde», sagt Carmen Stirnimann. Sie befand sich stets in der Obhut des Älperschreibers und diente früher als Tresor für das Vermögen der Bruderschaft. 1888 aber plünderte der damalige Amtsinhaber – er hatte mit seiner Firma Probleme – die Schatulle und floh mit dem ganzen Geld ins Ausland. Heute dient der hölzerne Tresor nur noch dekorativen Zwecken. Gezeigt werden auch eine Nidwaldner Werktagstracht mit «Reissäckli» und ein Trachtenhut mit «Älpermeie».

An der Chilbi hat jeder Geladene mit einem «Älpermeitli» an der Hand zu erscheinen. Nur schon wegen des «Chilbitanz» am Montagabend! Wie schwierig die Suche nach einer Begleiterin für Junggesellen werden kann, schildert eine weitere Geschichte: Ein Älper war bis zum Vorabend nicht fündig geworden. In seiner Not legte er der holländischen Bardame eines Nidwaldner Restaurants flugs eine Tracht auf den Tresen und sagte dazu: «Sonntagmorgen um sieben im Engel, ich lade dich zur Älperchilbi ein!» Die Frau amüsierte sich bei den Älpern prächtig. Ein Paar aber wurden die beiden nicht! Apropos Heiratsabsichten: Wer noch ledig ist, muss das «Fazèneetli» sichtbar tragen.

Im Museum steht auch ein Rosmarinstrauch. Die Geschichte dazu: Jedes Älperpaar erhält vier Rosmarinzweige. Einer wird an die Tracht geheftet, einer in der Hand gehalten. Durch die ätherischen Öle der Zweige erhoffte man sich früher Schutz vor der Pest. Böse Zungen allerdings behaupten, dass der starke Rosmarinduft wohl auch Körper- und Stallgerüche zu überdecken gehabt habe.

Die «Butzis» als Filmstars

Auf einem Bildschirm erhält man in der Ausstellung auch einen Einblick ins bunte Geschehen am Chilbisonntag aus den Jahren 2018 bis 2021. Aspiranten auf einen Oscar sind dabei die «Butzi», die von der Chilbi nicht wegzudenken wären. Die beiden, «Wilmannli und Wildwyyb», sind knurrenden und auch furchteinflössenden Figuren. Mit ihren «Grotzli» sorgen sie für Ordnung im Dorf. Mal treiben sie die frechen Buben über den Dorfplatz, mal verteilen sie Zältli und Nüssli. Auch zwei besonders schöne «Butzimasken», angefertigt vom unvergesslichen Künstler José de Nève, sind im Salzmagazin zu bestaunen.

Im Museum nochmals zu sehen: die wertvollen alten Stanser «Butzi-Masken» von José de Nève.
Bild: Bild: Romano Cuonz (Stans, 26. September 2022)

Die Stanser Älperchilbi mit Umzug und Sprüchen findet am Sonntag, 16. Oktober, statt. Die Ausstellung im Salzmagazin dauert noch bis zum 30. Oktober. Am 26. Oktober ist um 18.30 Uhr eine dialogische Führung vorgesehen.

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