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Luzern

Ausbildungsreformen dürfen kein Tabu sein – zuerst braucht es aber Fakten

Sollen Absolventinnen und Absolventen von Uni und Fachhochschule jenen Teil ihrer Ausbildungskosten zurückzahlen, den sie nicht schon über die Steuern beglichen haben? Die Idee tönt verwegen, verdient aber eine öffentliche Diskussion.
Gebäudeansicht der Hochschule Luzern in Rotkreuz  (Bild: Pius Amrein (Rotkreuz, 1. Oktober 2020))

Alexander von Däniken

Die Schweiz braucht dringend mehr Fachkräfte. Allein im Bereich Informatik, Kommunikation und Technik werden gemäss dem Branchenverband ICT-Berufsbildung bis 2028 über 35'000 Fachleute fehlen – Zuwanderung und eigener Nachwuchs genügen nicht. Gleichzeitig absolvieren wohl Tausende Jugendliche und junge Erwachsene ein Studium, mit dem sie danach vielleicht wenig anfangen können, weil ihnen die Perspektiven im Arbeitsmarkt fehlen.

Sollen deshalb Absolventen tertiärer Ausbildungen verpflichtet werden, später jenen Teil ihrer Ausbildungskosten zurückzuzahlen, der nicht schon über ihre Steuern abgegolten wird? Die Idee renommierter Bildungsökonomen wird bald als Vorstoss im Luzerner Kantonsrat diskutiert. Der Ansatz wirkt auf den ersten Blick zwar befremdend. Vor allem, wenn eine Umverteilung von Geld im Fokus steht oder wenn es darum geht, die tertiäre Ausbildung weniger attraktiv zu machen. Andererseits: Muss mit Steuergeldern ein Studium finanziert werden, welches die Gesellschaft nicht braucht?

Die Debatte setzt Fakten voraus, die noch auf den Tisch müssen. Zum Beispiel über die Kosten der verschiedenen Ausbildungen und über die danach eingeschlagenen Karrieren. Aber die Diskussion ist wichtig, damit das Potenzial an jungen Berufsleuten besser genutzt wird. Bestenfalls braucht es keine finanzielle Umverteilung, wenn sich die Jugendlichen vermehrt mit Kosten und Risiken der Karrierewahl auseinandersetzen.

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