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Kanton Uri

«Auch hier gibt es Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind»: Kassier des Hilfswerks der Kirchen Uri tritt nach zehn Jahren zurück

Noch bis Ende des kommenden Jahres hütet Simon Gnos die Finanzen des Hilfswerks der Kirchen Uri und lenkt als Mitglied des Vorstandes die Geschicke des gemeinnützigen Vereins. 

«Schon mit dem Fussballspielen habe ich mir einen Teamsport ausgesucht, dabei ist mir auch der Austausch mit anderen wichtig und die damit einhergehende Horizonterweiterung. Deshalb macht mir die Gremienarbeit Spass», konstatiert Simon Gnos. Seit fast zehn Jahren hat er das Amt des Kassiers im Vorstand des Hilfswerks der Kirchen Uri inne.

Im Vorstandsteam herrsche eine sehr gute Gesprächskultur, auch wenn es – wie wohl in jedem Team – ab und zu kontrovers zugehe. Im Notfall müsse dann halt per Abstimmung eine Entscheidung herbeigeführt werden, plaudert Gnos aus dem Nähkästchen. Dann tragen der regelmässige Kuchenplausch nach den Sitzungen und gelegentliche Ausflüge wieder dazu bei, die Gemeinschaft zusammenzuschweissen.

Simon Gnos ist mit seinen 40 Jahren das jüngste Mitglied im Vorstand des Hilfswerks der Kirchen Uri und hütet die Finanzen des gemeinnützigen Vereins noch bis Ende des nächsten Jahres.
Bild: Bild: Claudia Naujoks

2011 beendet Simon Gnos sein Studium der Betriebswirtschaft in Zürich und wird im Jahr 2013 von seiner damaligen Schwiegermutter in spe gefragt, ob er im Hilfswerk mithelfen und die vakant gewordene Stelle des Kassiers im Vorstand übernehmen könnte. Noch etwas unbedarft, was da genau auf ihn zukommen würde, aber davon überzeugt, dass es eine gute Sache sei, sagt er kurz entschlossen zu. «Damals hatte ich noch Zeit», seufzt er schmunzelnd. Gnos erzählt:

«Ich konnte genau die im Studium erworbenen Kompetenzen einsetzen, habe aber auch Dinge erfahren, die sonst nicht unbedingt zu mir durchgedrungen wären.»

Menschen in einer Notlage etwas zurückgeben

Gesellschaftlich habe sich ein Spektrum eröffnet, von dem er vorher nichts wusste. Manchmal hätte man das Gefühl, im Kanton Uri sei noch heile Welt, aber auch hier gebe es Menschen, die in irgendeiner Weise auf Hilfe angewiesen sind. Das habe ihn noch mehr in seiner anfänglichen Motivation bestärkt, mit seinem Arbeitseinsatz im Hilfswerk der Gesellschaft und den Menschen, die in einer Notlage sind, etwas zurückzugeben. Gnos, der in Bürglen aufgewachsen ist, zieht zwei Jahre nach seinem Studienabschluss wieder zurück in den Kanton Uri und kommt als Betriebswirt bei einem Bauunternehmen in Schattdorf unter.

Inzwischen hat er drei Kinder im Alter von 7, 5 und 3 Jahren, sodass er erst spät am Abend zu den Arbeiten fürs Hilfswerk kommt. Familie und Beruf fordern ihren Tribut, und deshalb möchte er zum Ende des nächsten Jahres seinen Posten im Vorstand als Kassier zur Verfügung stellen. Immerhin:

«Ich habe diese Aufgabe immer gerne gemacht und es bedeutet nicht, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann, mich irgendwann wieder dort einzubringen.»

Leidenschaft für Sport

Er kann sich auch vorstellen, sich in Zukunft in einem Sportverein zu engagieren. Denn Sport ist eine Leidenschaft des jungen Familienvaters, hat er doch als Kind und Jugendlicher rund 20 Jahre im Schattdorfer Fussballclub «tschuttet», bis ein zweimaliger Kreuzbandriss seine Karriere jäh beendete.

Nun möchte er seine Kinder in ihren sportlichen Aktivitäten begleiten. Oft konkurrenzieren die Trainingszeiten und damit das Bringen und Holen der Kinder mit den Vorstandssitzungen im Hilfswerk. Deshalb die Rücktrittsentscheidung.

Die Suche nach jemandem, der bereit ist, den Posten im Frühjahr 2023 zu übernehmen war erfreulicherweise positiv. Mit einem ehemaligen Gründungsmitglied will sich eine Person zur Verfügung stellen, die das Hilfswerk bereits von innen kennt und auch in der Materie Rechnungswesen, Buchhaltung, Budgeterstellung und Jahresabschluss versiert ist.

Ehrenamtliche lenken die Geschicke

Das Hilfswerk der Kirchen Uri profitiert von viel freiwilligem Engagement. Dazu gehört auch die ehrenamtliche Vorstandstätigkeit. Maria Egli, die nach einer langjährigen Tätigkeit als Stellenleiterin des Hilfswerks in diesen Wochen in Pension geht, drückt auf Anfrage aus, wie wichtig das zuverlässige und umsichtige Engagement des Vereinsvorstandes für die Entwicklungen der Organisation in den vergangenen Jahren gewesen sei. Ein Vorstandsamt sei zwar mit einer grossen Verantwortung verbunden, biete aber Gestaltungsmöglichkeiten und die Gelegenheit, viel zu bewirken. Aktuell sucht das Hilfswerk der Kirchen Uri auf das Frühjahr 2023 noch eine neue Aktuarin oder einen neuen Aktuar. Die Organisation freut sich auf Interessierte und erteilt gerne weitere Auskünfte unter Tel. 041/870 23 88 oder E-Mail: info@hilfswerkuri.ch. (cna)

Kreativität bei der Erschliessung von Geldquellen ist gefragt

Gerade als Finanzier sieht Simon Gnos das Dilemma, in dem sich soziale Organisationen immer wieder befinden. Einerseits konnte die Geschäftsstelle im Laufe der Jahre Bereiche ausbauen und dabei Freiwillige gewinnen, die das Hilfswerk namhaft unterstützen. Im Zuge dessen mussten aber auch die Stellenprozente im Verwaltungsbereich aufgestockt werden. Mit der erfreulichen Entwicklung ist auch der Organisationsaufwand gestiegen.

Zwar leistet das Seraphische Liebeswerk in Solothurn, das einst die Vorgängerorganisation des Kinder- und Familienhilfswerks ins Leben gerufen hatte, noch einen grossen Kostenbeitrag. Doch damit könnte auch nicht für immer gerechnet werden, meint der Finanzier. Darüber hinaus setzen sich die Einnahmen aus Geldern der beiden Landeskirchen, einzelnen Kirchgemeinden, Opferaufnahmen in den Pfarreien, Vermietungen, Spenden und gewissen Entschädigungen zusammen.

Angewiesen auf Spenden

Somit war der Umbau und die Erweiterung der Liegenschaft an der Seedorferstrasse in Altdorf, in der sich die Büroräumlichkeiten befinden, wichtig zur Vergrösserung der Einnahmequellen des Hilfswerks. Denn die Mieteinnahmen fliessen nach Abzug der Rückzahlungen für den aufgenommenen Kredit und der Verwaltungskosten in die Geschäftsstelle des gemeinnützigen Vereins.

Die Tatsache, dass die Stiftung Diakonie Uri dem Hilfswerk der Kirchen Uri die Büroräume gleichzeitig kostenlos zur Verfügung stellt, hilft ebenso. Trotzdem sei man angewiesen auf Spenden, wobei das Generieren von solchen auch eine Herausforderung sei, so Simon Gnos. Auch die Kirchen hätten nicht unendliche finanzielle Möglichkeiten zur Abstützung ihres Hilfswerks.

Ehrenamtliche Vorstandsarbeit gebührt Anerkennung

Der Vorstand arbeitet völlig ohne Entgelt, das hat Tradition und niemand im Gremium würde auf die Idee kommen, dass man sich Sitzungsgeld auszahlen wollen würde, erklärt Gnos auf die Frage nach der Entschädigungsweise. In der über das normale Mass hinaus belastenden Zeit des Umbaus seien zwar gewisse Beträge zur Entschädigung gesprochen worden. Ihm persönlich sei es aber wichtig gewesen, diese wieder zurückzugeben. Schliesslich wollte er seiner Prämisse treu bleiben, zu geben, nicht zu bekommen. Das sei ja die Idee hinter der Freiwilligenarbeit.

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