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Obwalden

Auch die 5G-Antenne in Flüeli-Ranft ist umstritten

Die IG 5G-freies Obwalden hat gegen ein weiteres Gesuch Einsprache eingereicht. Auch wenn sie selbst Zweifel an ihrem Erfolg hat.
Die Swisscom will die Mobilfunkanlage im Ifang aufrüsten. (Bild: Marion Wannemacher (18. März 2021))

Matthias Piazza

Im Ifang in Flüeli-Ranft will die Swisscom eine bestehende Mobilfunkantenne, nachdem sie zuerst als Bagatelle bewilligt wurde, nun mit einem ordentlichen Baugesuch auf die 5G-Technologie umrüsten. So schnell wird der Mobilfunkanbieter diesen Schritt allerdings nicht vollziehen. Denn gegen dieses Baugesuch ist eine Einsprache eingegangen. Im Oktober 2019 wurde für dieselbe bereits ein Rechtsbegehren eingereicht, welches immer noch beim Regierungsrat hängig ist. Dahinter steht die IG 5G-freies Obwalden. Die mittlerweile zu einem Verein umgewandelte Interessengemeinschaft mit 20 Mitgliedern wehrt sich seit Anfang im ganzen Kanton gegen die Errichtung von Mobilfunkantennen mit 5G-Technologie. «Für 5G werden in der Regel hochfrequente, adaptive Antennen verwendet, die mit 3600 Megahertz senden», erklärt Präsidentin Anita Schälin. «Die ausgestrahlte elektrische Feldstärke der Anlage sowie die ausgesendete Frequenz der Funkwelle sind schädlich für Mensch, Tier und Umwelt. Sie senken die Stoffwechselleistung der Zellen oder können gar DNA-Basenbrüche zuführen, was zu einer Zellmutation führen kann. Das belegen auch Studien. Schädlich sind die Störstrahlen bei kleiner Dosis und langer Einwirkzeit. Sprich, wenn New Radio (5G) eingeführt wird, treten gesundheitliche Spätfolgen ein.»

Der zuständige Gemeinderat Karl Kiser bestätigt, dass diese eine Einsprache eingegangen ist. Diese würde der Gesamtgemeinderat prüfen.

Schon gegen 20 5G-Antennen in Obwalden

Die IG 5G-freies Obwalden scheint die flächendeckende Aufrüstung nicht aufhalten zu können. So gibt's im Kanton Obwalden schon gegen 20 Mobilfunkantennen, die mit der 5G-Technologie senden, wie der Karte des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) zu entnehmen ist, auf www.funksender.ch. «Bisher wurden sämtliche unserer Einsprachen von den Gemeinden abgewiesen», gibt Anita Schälin unumwunden zu. Trotzdem will sich die IG mit aller Kraft weiterhin gegen 5G-Antennen in Obwalden wehren. Abgewiesene Beschwerden werden in der Regel weitergezogen. So muss nun der Regierungsrat über ein Rechtsbegehren für zwei 5G-Antennen in Sarnen (Ramersberg und Flüelistrasse) befinden, die er im Bagatellverfahren bewilligte. Die Gemeinden können bei Aufrüstungen von Mobilfunkantennen nämlich darauf verzichten, ein Baugesuch zu verlangen. In diesem Fall kann anstelle der Einsprache aber ein Rechtsbegehren eingereicht werden. Sarnen hat inzwischen das Bagatellverfahren sistiert.

Und auch der ablehnende Gemeindeentschluss für eine Antenne beim Blumenweg in Engelberg wurde angefochten. In Lungern wurde eine Einsprache für eine Antenne Richtung Brünig bei der Gemeinde gemacht, welche abgelehnt und auch nicht weitergezogen wurde. Ebenfalls in Lungern sind Rechtsbegehren für drei als Bagatelle bewilligte Antennen in Bearbeitung (Bürglen, Tunnelportal Süd und Fluhmatt). Für diese hat die IG laut Anita Schälin bereits 169 Unterschriften zusammen. Einen Erfolg konnte die IG in Giswil verbuchen. Binnen einer Woche konnten über 200 Unterschriften im Einsprache-Radius für eine Antenne im Hirserenried gesammelt und eingereicht werden. Das Baugesuch wurde zurückgezogen. Über eine 5G-Antenne im Sarner Quartier Feld muss nun gar das Verwaltungsgericht befinden. Und ein Rechtsbegehren für eine 5G-Aufrüstung beim Kirchturm Kerns ist beim Gemeinderat noch hängig.

Kanton verlässt sich auf Bundesamt für Umwelt

Für die technische Prüfung solcher Gesuche ist die Dienststelle Umweltschutz des Kantons Obwalden zuständig. «Wir prüfen solche Gesuche auf die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte», sagt dazu deren Leiter Marco Dusi. «Dabei stützen wir uns auf die Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung, die der Bundesrat erlassen hat.» Dieser stütze sich seinerseits auf die fachliche Expertise des Bundesamts für Umwelt (Bafu) ab, welches den Auftrag habe, den Stand der Wissenschaft und der Forschung zu den Auswirkungen nichtionisierender Strahlung laufend zu verfolgen und zu beurteilen.

Die Swisscom betonte schon früher gegenüber unserer Zeitung, dass gemäss den zuständigen Behörden wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Bafu die geltenden Grenzwerte Mensch und Umwelt vor möglichen negativen Auswirkungen von 5G schützen würden.

Winterthur macht ihr Mut

Trotz der Misserfolge erachtet Anita Schälin die Aktivitäten der IG nicht als einen Kampf gegen Windmühlen. «Mit unseren Einsprachen können wir die Aufrüstung auf die schädliche 5G-Technologie zumindest verzögern. Und später vielleicht doch noch einen Durchbruch erzielen.» Mut machen ihr zwei Fälle in Winterthur. Dort hiessen im Februar zwei Gerichte Rekurse von Winterthurer 5G-Gegner teilweise gut. Der Verein Ohne 5G hatte Berechnungen vorgelegt, wonach in einem bestimmten Wohnhaus der Grenzwert überschritten werden könnte. «Nicht unplausibel», fand das Gericht. Salt musste nachbessern und ein neues Gesuch einreichen. In einem zweiten Fall hatte der Präsident des Vereins Stopp 5G im Januar Rekurs gegen zwei Projekte der Swisscom in seinem Wohnquartier eingereicht. Vor Baurekursgericht blitzte er zwar ab, doch die zweite Instanz, das Verwaltungsgericht des Kantons Zürich, hiess seinen Rekurs teilweise gut. Eine Baubewilligung für eine herkömmliche Mobilfunkanlage könne nicht ohne vertiefte Abklärungen der Bewilligung für eine Anlage mit adaptiven Antennen gleichgesetzt werden, argumentierte das Gericht. Denn adaptive Antennen, die ihre Sendeleistung gezielt in die Richtung des Mobilfunkgeräts fokussieren, könnten in der Nähe der Anlage eine höhere Strahlenbelastung verursachen als herkömmliche Antennen.

IG 5G freies Obwalden: www.5g-freies-obwalden.ch

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