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Asylwesen

Asylunterkunft in Sempach kostet den Kanton bis zu 100'000 Franken

Im alten Bürogebäude der Firma Suisag auf der Sempacher Allmend soll eine Flüchtlingsunterkunft für 50 Personen entstehen. Der Standort ist abgelegen und ist nicht durch den öffentlichen Verkehr erschlossen.

Im alten Bürogebäude der Firma Suisag sollen 50 Flüchtlinge einquartiert werden.
Bild: Bild: Google Maps

In Sempach entsteht im ehemaligen und heute leer stehenden Firmengebäude der Suisag auf der Allmend eine Asylunterkunft. Die temporäre Unterkunft soll ihren Betrieb bereits im Oktober aufnehmen und Platz für rund 50 Personen bieten. Betrieben wird sie von der zuständigen Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen (DAF). Der Betrieb ist bis Anfang 2024 geplant.

Auf Anfrage erklärt Stefanie Saladin, Assistenz Dienstellenleitung beim DAF, dass vor dem Einzug der schutzbedürftigen Personen noch Umbauten nötig sind. So brauche es eine grössere Küche, damit sich die Bewohnenden besser selbst verpflegen könnten. «Entsprechend müssen noch einige Leitungen verlegt werden.»

Ausserdem habe man Duschcontainer organisiert, die noch mit dem Gebäude verbunden werden müssten. Die genauen Kosten für die Umbauten liegen gemäss Saladin noch nicht abschliessend vor, «bewegen sich jedoch zwischen 50'000 und 100'000 Franken».

Nächste Bushaltestelle ist 1,7 Kilometer entfernt

Warum genau dieser eher abgelegene Standort den Anforderungen des Kantons entspricht, begründet Stefanie Saladin so: «Es ist ein leer stehendes Gebäude, das unsere Kriterien an Wohnraum zur Nutzung als Kollektivunterkunft entspricht und mit wenig baulichem Aufwand zur Unterbringung von Geflüchteten genutzt werden kann.»

Konkreter wird der Sempacher Sozialvorsteher Hanspeter Achermann. In die Allmend fahre kein Bus, die Leute müssten deshalb an die nächstgelegene Bushaltestelle Höltscheren laufen. Gemäss Google Maps ist die Haltestelle 1,7 Kilometer von der Allmend entfernt. Fussweg: 20 Minuten. Diese Distanz liegt gemäss dem kantonalen Anforderungskatalog für Wohnraum zur Nutzung als Kollektivunterkunft für den Asyl- und Flüchtlingsbereich noch im «zumutbaren» Bereich. Im zuoberst aufgeführten Punkt «Anbindung an öffentlichen Verkehr» wird eine maximale Gehdistanz von 30 Minuten genannt.

Sempach braucht noch mehr Plätze

Der erwähnte Anforderungskatalog sorgte vergangene Woche für Kritik im Kantonsrat. So warf die Krienser Stadtpräsidentin Christine Kaufmann-Wolf (Mitte) dem Kanton vor, ein leer stehendes Gebäude der Armasuisse mitten in Kriens abgelehnt zu haben. Und das «trotz Einzelzimmer, fünf Minuten Gehdistanz zum Bahnhof und auch noch schöner Aussicht». Beim Krienser Sozialdepartement heisst es dazu, ein Grund für die Ablehnung von Seiten des Kantons seien die sanitären Anlagen gewesen.

Mehr Kompetenzen für die Gemeinden verlangte daher Sibylle Boos-Braun, Präsidentin des Verbands Luzerner Gemeinden. «Gemeinden sollten selber entscheiden, ob eine Wohnung genügt, der Kanton sollte nur Stichproben machen.» Sie kritisierte auch die Ersatzabgaben, die Gemeinden leisten müssen, wenn sie die Sollbestände nicht erfüllen.

Dieses Problem ist in Sempach mit der geplanten Unterkunft in der Allmend nun gelöst. Gemäss Sozialvorsteher Hanspeter Achermann erreiche man den Sollbestand von 75 Prozent, die der Kanton bis zum 1. September von den Gemeinden einforderte. Jedoch ist weiterhin offen, ob der Kanton für die Zeit zwischen September und Oktober doch noch eine Rechnung an Sempach schickt. Achermann betont:

«Wir würden nicht zahlen.»

Schliesslich habe man den Kanton bereits im Juni auf den möglichen Standort beim Suisag-Gebäude hingewiesen.

Zurücklehnen kann sich die Stadt Sempach sowieso noch nicht. Bis zum 1. Dezember muss der Erfüllungsgrad bei 90 Prozent liegen. Dieses Ziel ist gemäss Hanspeter Achermann noch nicht erreicht. «Dafür brauchen wir noch zusätzliche Wohnungen.»

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