Sonntagmorgen am Eingang des Museums Burg Zug. Eine schöne Adlige mit schwarzem Hut, roter Samtjacke und Spitzen-Dekolleté, in der Rechten einen Fächer, in der Linken eine Taschenuhr, blickt den Besucher vom Plakat herunter an. Über einen QR-Code kann man sie auf das eigene Handy bannen, wo sie – oh Wunder – zu sprechen beginnt.
Die edle Zuger Dame heisst Regina Kolin und erklärt den Zuschauern, was zu ihrer Zeit, dem 17. Jahrhundert, gerade an Speis und Trank en vogue war, beispielsweise ein ganz neues Getränk namens Kaffee. Sie ist die Gastgeberin des Museums am 7. Schweizer Schlössertag, der sich um Essen und Trinken aus unterschiedlichen Jahrhunderten dreht.
Drei Angebote in der Burg Zug
Der Schweizer Schlössertag findet seit 2016 in Kooperation mit dem Verband «Die Schweizer Schlösser» (DSS) statt, dem 28 Schlösser und Burgen im ganzen Land angehören und der ihre kulturtouristischen, politischen und kommerziellen Anliegen national und international vertritt. Für seine diesjährige Ausgabe stand das Kurationsteam des Museums Burg Zug mit drei Angeboten bereit.
Zum Workshop «Essen und Trinken im Mittelalter» hat sich eine Gruppe aus ein paar Familien und Einzelpersonen am Museumseingang eingefunden. Punkt elf Uhr treten in langen groben Kleidern, weissen Hauben und Schürzen die Köchin Anna und die Magd Berta vor die Gruppe und entführen die kleinen und grossen Gäste auf einen interaktiven Trip in längst vergangene Zeiten.
Woher nimmt man das Wasser zum Kochen? Aus dem Ziehbrunnen, mit einem Eimer. Und natürlich kocht man auf offenem Feuer. Eine Feuerschale mit aufgeschichtetem Holz steht im Burggraben bereit. Daneben zwei grosse Holztische. Die Kinder dürfen raten, was das Menu sein soll, das aus Brot, Eiern, Milch und Zucker entstehen soll, nämlich «Arme Ritter», in Pfannen über dem Feuer gebacken.
In kleinen Döschen gibt es Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Zimt, und Anna erzählt, wie teuer diese Gewürze sind und dass man damit sehr sparsam sein müsse. Dann lässt sie Jung und Alt die Kräutlein bestimmen, die im Wasserglas bereitstehen und die damals so wichtig waren, um die Speisen munden zu lassen oder Krankheiten zu heilen: Petersilie, Schnittlauch, Liebstöckel, Salbei, Pfefferminze, Färberkamille, Wermut.
Es geht auch ohne Zündhölzer
Eine grosse Attraktion ist das Feuermachen ohne Zündhölzer. In sechs Grüppchen versuchen sich Väter und Kinder daran, entlocken Feuersteinen und Feuereisen Funken, die auf einen Zunderpilz fallen, der wiederum dürres Heu und dann Holz entflammt.
Der Blasebalg kommt aus den eigenen Lungen, da wird gepustet, bis es brennt und raucht. Dann wird gerührt, gequirlt, geschnitten, zerstampft, und wie in den Grossküchen von damals ist Teamwork alles. Am Ende darf das selbstgemachte Mahl mit den richtigen Tischsitten verzehrt werden.
Auch die laufende Sonderausstellung «Braun.Vieh.Zucht.» war Teil des Schlössertags, denn das Nutztier Kuh wurde in früheren Jahrhunderten «from nose to tail» verwertet, lieferte Grundnahrungsmittel und andere Produkte.
Eine Führung näherte sich dem Thema über drei Türen – Stall, Labor und Stube. Damit sind drei Aspekte der Nutztierhaltung angesprochen: die konkrete tägliche Arbeit; Zucht, Genetik und Klimaproblematik; der emotionale Bezug. Ein abschliessender Apéro bot eine Gesprächsplattform für unterschiedliche Ansichten zum Thema.
Für die Jüngsten ab drei Jahren gab es zuoberst unter dem Dach des Museums eine Märlistunde, in der es ebenfalls um Kulinarisches ging. Nach dem Zuhören durften die Kinder ein Kräutersalz als Souvenir basteln.