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Zug

Aprilscherze – lustig oder nicht?

Sind die Spässe am ersten Tag des vierten Monats im Jahr, auch abgesehen von der Pandemie, noch zeitgemäss?
Raphael Biermayr
Harry Ziegler

Eigentlich schickt man jemanden in den April. Das heisst, man trägt ihm beispielsweise einen unnützen Botengang auf. Oder man lässt ihn zu einer vermeintlichen Attraktion reisen. Letzteres machen Medien gern. So hiess es in der Vergangenheit im Kanton Zug etwa, dass das sprechende Auto K.I.T.T aus «Knight Rider» in einem Einkaufszentrum zu sehen wäre. Wer dort vorbeiging, wurde mit einem «April, April!» empfangen.

Im vergangenen Jahr – mitten im ersten Lockdown – verzichteten die meisten pandemiehalber auf öffentliche Aprilscherze. Das dürfte auch dieses Jahr der Fall sein. Doch anstatt etwas Umfangreiches zu planen und damit möglicherweise irgendeine der beileibe nicht leicht zu merkenden Massnahmen zu verletzen, kann man den grossen Spass auch im Kleinen finden. So entlockt ein «Ein Anruf für Dich, ich verbinde» garantiert für Lacher bei den wenigen Verbliebenen im Büro, wenn der Angesprochene an der Maske fingernd von der Kaffeemaschine zum Platz eilt, um den Hörer vergeblich abzunehmen.

Nichts geht allerdings über den Aprilscherz schlechthin, der Kinder seit Generationen zum Jauchzen bringt, und älteren Semestern wenigstens ein Schmunzeln entlockt: Der Hinweis «Deine Schuhbändel sind offen» – und das, obwohl jene tadellos gebunden sind! Probieren Sie es am besten beim erstbesten Fremden aus, der ihnen heute über den Weg läuft – es sei denn, er trägt Sandalen oder Schuhe mit Klettverschlüssen.

Scherze müssen aus der Situation entstehen. Sonst sind sie nur mässig lustig. So wie die meisten orchestrierten Aprilscherze. Diese sind ja in der Regel schnell durchschaubar. Man mag nun einwenden, gerade in dieser Zeit, in der es nichts zu scherzen gibt, würden Scherze zur Auflockerung der Stimmung beitragen. Das mag sein, nur müssen es gute Scherze sein. Also wie anfangs geschrieben, solche aus der Situation heraus, dem Augenblick. Vorfabrizierte Heiterkeit zündet meistens nicht.

Man mag mir nun vorwerfen humorlos, sauertöpfisch gar veranlagt zu sein. Was übrigens nicht so ist. Ich kann über gute Scherze, die auf meine Kosten gemacht werden, am lautesten lachen. Natürlich auch darüber, wenn mir ein Scherz besonders gut gelungen ist. Und das unabhängig vom Tag. Woraus oder wie der Aprilscherz entstanden ist, darüber weiss man wenig bis gar nichts. Bekannt ist lediglich, dass der 1. April, wie beispielsweise Freitag, der 13., im früheren Volksglauben ebenfalls zu den Unglückstagen zählte – sagt Wikipedia.

So betrachtet war damals nichts gegen einen guten Scherz einzuwenden, um dem Tag den vermeintlichen Schrecken zu nehmen. Heute allerdings ist das unnötig. Auch in der Pandemiezeit. Viel eher zu Heiterkeit Anlass geben die Scherze im Kleinen– wie eben der von meinem Kollegen erwähnte fingierte Telefonanruf – ein guter Scherz aus dem Augenblick heraus. So soll es sein.

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