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Zug

Zuger Raiffeisenbanken wollen weniger abhängig von Hypotheken werden

Der Verband blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2021 mit einem Bruttogewinn von 29 Millionen Franken zurück. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung stellt sich die Frage nach der Zahl der Standorte – und der Bankomaten.
Michael Iten, Präsident, und Brigitte Blöchlinger, Mediensprecherin des Zuger Verbands der Raiffeisenbanken, in der einstigen Gaststube des Restaurants Krone in Neuheim. (Bild: Zuger Raiffeisenbanken/PD (2. Februar 2022))

Raphael Biermayr

Bestwerte kennzeichnen das Geschäftsjahr 2021 der sechs Zuger Raiffeisenbanken, wie der Verband am Mittwoch mitteilte. Die Bilanzsumme hat erstmals die Grenze von 6 Milliarden Franken geknackt. Die anvertrauten Kundengelder gehen auf die Marke von 5 Milliarden Franken zu. Und das Depotvolumen ist im Vorjahresvergleich geradezu explodiert: um über 20 Prozent auf rund 1,79 Milliarden Franken. Diese Steigerung machte den einzigen rückläufigen Bereich, der Nettoerfolg aus dem Zinsgeschäft, mehr als wett. Unter dem Strich stehen ein Geschäftserfolg von 25,3 sowie ein Bruttogewinn von 29 Millionen Franken.

Kein Wunder, war Michael Iten in aufgeräumter Stimmung. Der Präsident des Zuger Verbands der Raiffeisenbanken präsentierte die Zahlen 2021 am Standort Neuheim in besonderer Umgebung: dem einstigen Restaurant Krone. Die Bank hat im historisch bedeutsamen Gebäude von 1839 eine Wohnung gemietet. Diese dient ihr für Beratungen und besondere Anlässe.

Verstärkt auf Anlagen setzen

Michael Iten erwähnte, dass die Bank sich «weniger abhängig» vom Hypothekargeschäft machen wolle. Dieser Bereich ist wegen der Zinslage im Vergleich zum Anlagegeschäft weniger attraktiv für Banken. Er ist allerdings das Urgeschäft der Raiffeisen. Im Zuger Verband machen die Hypothekarforderungen mit 4,57 Milliarden Franken denn auch den Löwenanteil auf der Aktivseite der Bilanz aus.

Die Kunden sollen ihr Geld jedoch vermehrt an den Kapitalmärkten investieren. Brigitte Blöchlinger, die Chefin der Bank Menzingen-Neuheim, schwärmte am Mittwoch von den grossen Fortschritten, die die Bank im Anlagegeschäft in den fast 27 Jahren ihrer Tätigkeit im Unternehmen erzielt habe. Dass Raiffeisen mit «Rio» mittlerweile auch ein Digitalangebot führt, bei dem Kunden direkt Geld anlegen können, würde sich kaum bemerkbar machen. Bei Anlagen sei die persönliche Beratung unabdingbar.

Der Schalter werde hingegen immer weniger besucht. Damit stellt sich die Frage nach der Zahl der Standorte. Die Raiffeisenbanken sind nach der Schliessung der Geschäftsstelle in Oberägeri 2020 weiterhin in zehn von elf Zuger Gemeinden vertreten. Das zieht Kosten nach sich. Laut Präsident Michael Iten sei dem Verband nicht bekannt, dass Standorte geschlossen würden. Auch die grosse Zahl der – immer seltener genutzten – Bankomaten im Kanton soll nach Kenntnis des Verbands aufrechterhalten werden.

Alleinstehende Banken nur noch in zwei Gemeinden

Und wie sieht es mit weiteren Zusammenlegungen aus? Schon heute bilden zahlreiche Niederlassungen im Kanton in Verbünden eine Bank: Zug, Baar und Walchwil; Cham und Steinhausen; Menzingen und Neuheim sowie Unterägeri in der Genossenschaft Ägerital-Sattel. Nur in den Gemeinden Hünenberg und Risch existieren noch alleinstehende Banken. Michael Iten zufolge hat der Verband keine Kenntnis, dass sich daran etwas ändern soll.

Eine weitere «Hochzeit» von Raiffeisenbanken im Kanton Zug ist derzeit also anscheinend kein Thema. Dabei hätte die Verkündung einer solchen doch so gut gepasst am 2.2.2022.

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