Fabienne Mühlemann
In der Gibraltarstrasse in der Stadt Luzern – direkt hinter der Bruchstrasse – ist in den nächsten Jahren ein grosses Bauprojekt geplant. Dort, wo das Haus mit der Nummer vier steht, soll ein rund 21 Meter hohes Wohngebäude entstehen. Das bedeutet gleichzeitig, dass das fast hundertjährige Haus abgerissen werden muss. Der Neubau wird fast doppelt so hoch, wie das ursprüngliche Haus. Das zeigt ein entsprechendes Baugesuch im Luzerner Stadthaus, welches noch bis am 28. August öffentlich aufliegt.
Wie der Eigentümer und Architekt Alexander Galliker erklärt, ist das Haus in einem sanierungsbedürftigen Zustand. «Es steht auf unstabilem Baugrund und hat sich in den letzten Jahren seitlich gesenkt», so Galliker. Der Erhalt des bald hundertjährigen Gebäudes sei, anders als bei dem Nebengebäude 4a, deshalb ausserordentlich aufwendig, da der Untergrund Teil des Krienbach-Systems sei. Geologische Abklärungen haben ergeben, dass diverse unterschiedliche Schichten die Stabilität des bestehenden Hauses auf Dauer nicht gewährleisten können.
Das Gebäudeinnere sei, anders als von Aussen vermutet, mehrfach renoviert worden. Der grösste Teil wurde in den 80er-Jahren saniert, womit nicht mehr viel von der Ursprungssubstanz erhalten ist. «Ausserdem hat es keinen Lift und die Treppen entsprechen nicht mehr den Brandschutznormen», so Galliker. Auch eine Aufstockung wurde geprüft, diese wäre jedoch wegen des instabilen Untergrunds wirtschaftlich nicht vertretbar. Daher sei ein Neubau die einzige Variante gewesen. Dieser wird direkt an die Gibraltarstrasse 4a anschliessen, welche erst vor ein paar Jahren saniert wurde.
Kleinwohnungen sind im Trend
Der Neubau wird sechs Geschosse mit mehreren Ein-, Zwei- und Dreizimmerwohnungen und eine Attika beinhalten. «Bezahlbare Kleinwohnungen an zentraler Lage sind sehr gesucht», so Galliker. Daher ist sein Ziel, Wohnungen zu errichten, die unter 1000 Franken vermietet werden können. Die Wohnungen werden flächenmässig nicht gross werden, trotzdem habe man alles, was man braucht. Im Bauplan werden die Wohnungen mit 22 bis 60 Quadratmetern angegeben. Es könne gar eine eigene Waschmaschine platziert werden. «So können Einzelpersonen oder auch kleine Familien in der Stadt preiswert wohnen», sagt Galliker. Der neue Wohnblock wird auch Kellerabteile haben, was zuvor nicht der Fall war.
Das Gebäude wird flächenmässig kleiner werden, das Haus soll hinten nicht mehr bis ganz an die Grenzmauer reichen. Dafür wird dort ein begrünter Innenhof als Begegnungszone und ein überdachter Velostand entstehen.
In welcher Farbe das Gebäude gestrichen wird, ist noch nicht klar. «Die Farbgebung wird mit dem Stadtarchitekten besprochen», sagt Galliker. Es sei angedacht, mit einem Grünton zu arbeiten. Auch will man ökologische Baumaterialien verwenden. «Holz ist eine Möglichkeit. Das müssen wir aber noch anschauen», so der Eigentümer.
Fensterläden statt Lamellenstoren
Die Gibraltarstrasse ist eher unscheinbar, hat wegen der älteren Häusern aber durchaus einen gewissen Charme. Dass der Neubau diesen zerstören könnte, glaubt Galliker nicht. «Wir haben geschaut, dass das Wohngebäude mit der Nummer 4a ein Ensemble bildet. Die Höhe orientiert sich am Haus «Elfriede» am Beginn der Gibraltarstrasse.» Es werden absichtlich Fensterläden und keine Lamellenstoren eingebaut, damit sich das Gebäude in die Umgebung eingliedert. Die Baukosten werden sich laut Gesuch auf 1,75 Millionen Franken belaufen.