Fabienne Mühlemann
Das Licht ist aus, die Stühle hochgestellt: Nur Beat und Romy Amrein sind am Nachmittag in ihrem Restaurant amrein'S in Sursee anzutreffen. Das Bild, welches Corona zu verdanken ist, steht auch sinnbildlich für ihren Aufbruch. Denn die Pächter verlassen das Lokal im Mai nach über elf Jahren. «Es war eine schöne Zeit, doch nun möchten wir noch etwas Neues ausprobieren», begründen sie diesen Schritt. Im September werden sie beim Mühleplatz in Sursee ein kleines französisches Bistro namens «Chez Be» – also «bei Beat», oder Be, wie er von vielen genannt wird, eröffnen. Das «amrein'S» ist nun zum Preis von 2'650'000 Franken ausgeschrieben.
Romy und Beat Amrein widmen bereits ihr ganzes Leben der Gastronomie. Die 56-Jährige ist im «Rössli» in Ettiswil gross geworden, ihrer Familie gehörte das Restaurant. Romy Amrein erzählt:
«Ich bin mit der ganzen Hektik aufgewachsen. Auch mich hat damals das Gastro-Fieber gepackt, und es hält bis heute an.»
Kennen gelernt hat sie Beat im «Adler» in Nebikon, wo er als Koch gerade eine Lehre absolvierte. Danach reisten sie von Restaurant zu Restaurant, mit Ende 30 wurden sie dann im «Wyhof» in Sursee sesshaft. Später führten sie den «Mostkrug» in St.Erhard. Und 2010 eröffneten sie das «amrein'S» – eine Erfolgsgeschichte.
16 «Gault-Millau»-Punkte gesammelt
Das «amrein'S» ist mittlerweile das Aushängeschild der Surseer Gastronomie, denn mit 16 «Gault-Millau»-Punkten hat es so viele wie kein anderes in der Region. Menus wie Lammrack mit Randen-Risotto, Jakobsmuscheln oder Surf and Turf findet man hier auf der Karte. «Wir stehen für konstant gutes und kreativ-traditionelles Essen. Und wir haben stets Ambitionen, noch besser zu werden», erklärt «Gault-Millau»-Koch Beat Amrein das Konzept. Doch mit den Punkten steigen auch immer die Erwartungen der Gäste. Amrein sagt:
«Es war nicht immer einfach, man steht ständig unter Druck. Das werde ich am neuen Standort nicht vermissen.»
Im «Chez Be» erwarten den Gast französische Spezialitäten wie Entrecôte Café de Paris, Coq au Vin oder Moules-Frites. «Wir lieben die französische Küche und freuen uns, das Bistro mit 25 Sitzplätzen nur zu zweit zu führen – ohne Druck und ohne Rücksicht auf ‹Gault-Millau›-Punkte», so der 55-Jährige. Denn seit er 16 Jahre alt ist, steht er praktisch jeden Tag in der Küche. So waren auch Kinder bei den Amreins nie ein Thema. «Gastronomie und Familie zu vereinbaren, ist schwierig. Wir arbeiten gerne, für uns stimmt das so.» Im neuen Bistro werden sie aber sicher noch jemanden als Aushilfe einstellen, welcher die beiden etwas unterstützt. «Mit 30 Jahren hätten wir uns niemals getraut, ein Lokal ganz allein zu führen. Nun sind wir jedoch ein eingespieltes Team», sagt Romy Amrein. Das «Chez Be» wird jeweils von Mittwoch bis Samstag geöffnet sein.
Noch mehr Inspirationen sammeln
Doch momentan ist das Ehepaar noch mit dem «amrein'S» beschäftigt. Denn: «Die Coronamassnahmen setzen uns zu. Immerhin erhalten wir durch das Take-away ein paar Einnahmen, unsere Mitarbeitenden sind auf Kurzarbeit», sagt sie. Den Abschied von ihrem Restaurant haben sie sich schon anders vorgestellt.
«Doch so haben wir immerhin genug Zeit, uns auf den neuen Betrieb vorzubereiten. Und die Leute lernen, die Gastronomie wieder vermehrt zu schätzen. Dadurch gehen wir gestärkt aus der Krise hervor.»
Und was haben die beiden in der arbeitsfreien Zeit zwischen Mai und September geplant? Romy Amrein: «Wir wollen eine Reise machen, am liebsten nach Belgien und in die Bretagne. Dort holen wir uns noch mehr Inspirationen für unser neues Bistro.»