Marco Morosoli
Die kleinen Freuden sind ein Lebensquell erster Güte. Das zeigt sich im Augenblick des internationalen Lock- und Speechdowns eindrücklich. Wenn von aussen kein Leuchtturm in Sicht ist, dann baue dir ganz einfach selber einen. In der vergangenen Woche hatte ich wieder ein Erweckungserlebnis. Ich habe nach ich weiss nicht wie langer Zeit endlich einen einfachen Weg gefunden, um Tonbandkassetten zu digitalisieren. Ich habe damit etwas aus der Vergangenheit ins Jetzt geholt: die Musik, welche mein Vater einst mit Hilfe eines Spulentonbandes aufnahm und später auf Compactkassetten übertrug.
Die ältesten Lieder sind älter als ich. Da es ja mittlerweile auch eine App gibt, mit welcher Lieder bestimmbar sind, habe ich es gemerkt. Die Band von James Last ist mehr als einmal vertreten. Es hat auch Ländler- und Zitherstücke drauf, wo die vorerwähnte Computerhilfe streikt. Halb so wild. Wichtig ist vielmehr, dass ich diese Erinnerungsstücke gerettet habe. Noch heute weiss ich die Liederabfolge auswendig. Ich bin mehr oder weniger mit dieser Musik gross geworden. Damals waren drei TV-Kanäle schon ein Luxus und die Anzahl der Radiostationen überschaubar.
Einzig auf Kurzwelle tanzte der Bär. Dort gab es an guten Tagen Radio Tirana in einer Qualität zu empfangen, die derjenigen des Schweizer Radios entsprach. Radio Moskau oder die Stimme der DDR waren oftmals auch klarer zu empfangen als viele westliche Stationen. Die Ostsender animierten einen auch, Fragen zu stellen. Die auf Schreibmaschine getippten Antworten liessen nicht lange auf sich warten. Einzig einmal, als ich mich erdreistete, in Moskau zu fragen, wieso es in der Sowjetunion so viele Missernten gebe, blieb Radio Moskau stumm.
So gesehen ist Radio hören heute dröge. Zwei Klicks und ich höre das Programm des Senders V-103 The People's Station. Dieser sendet aus Amerikanisch-Samoa im Südpazifik. Radio FRS sendet aus Port Stanley auf den Falklandinseln. Nur eine Radiostation auf dem Eiland Tristan da Cunha im Südatlantik habe ich bis jetzt nicht gefunden. Es mag daran liegen, dass sich auf einer Insel mit rund 250 Bewohnern eine Radiostation kaum lohnen dürfte.