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Obwalden

Alt Bundesrätin Leuthard zeigt, wie Wirtschaftskapitäne Chancen in der Krise nutzen können

Von einer Krise in die nächste: Wie können Unternehmen damit umgehen? Wege zeigte Doris Leuthard am Wirtschaftsapéro in Sarnen auf – und erhob den Mahnfinger.
Der Sarner Gemeindepräsident Jürg Berlinger und alt Bundesrätin Doris Leuthard beim Wirtschaftsapéro in Aula Cher. (Bild: Izedin Arnautovic (Sarnen, 6. April 2022))
Rund 220 Personen nahmen am Wirtschaftsapéro teil. (Bild: Izedin Arnautovic (Sarnen, 6. April 2022))

Primus Camenzind

Primus Camenzind

Zuerst die Pandemie, dann der Ukraine-Krieg: Das betrifft auch die lokale Wirtschaft, wie der Sarner Gemeindepräsident Jürg Berlinger beim Stelldichein der regionalen Industrie und des Gewerbes in der Aula Cher aufzeigte. Er skizzierte am Mittwochabend die Veränderungen, denen die Branche seit dem letzten Wirtschaftsapéro am 21. Januar 2020 ausgesetzt war und noch ist. «Eine lange Zeit, in der vieles passiert ist auf der Welt, aber bestimmt auch bei ihnen im Unternehmen», gab der Gastgeber zu verstehen.

Als Gastreferentin vor Ort war alt Bundesrätin Doris Leuthard. Sie ist auch nach ihrem Rücktritt aus der Landesregierung Ende 2018 im Wirtschaftsraum Schweiz aktiv und weiss, von was sie spricht. Ihr Thema «Mit Zuversicht in die Zukunft: Wie wir die Chancen nutzen – für uns und unsere Wirtschaft» zog die rund 220 Besucherinnen und Besucher vollends in den Bann. Leuthard gab zu verstehen:

«Auch wenn wir denken, aus der Pandemie raus zu sein, befinden wir uns wegen des Krieges in der Ukraine weiterhin im Krisenmodus.»

Sie rechnet nicht mit einem raschen Ende, «und selbst wenn dieses eintritt, wird uns die Krise noch ziemlich lang beschäftigen». Für die Tatsache, dass viele Unternehmer während der Pandemie gut gearbeitet haben, hat Leuthard eine Erklärung: «Wir mussten bisher nicht so viele einschneidende Massnahmen ertragen wie andere Länder im europäischen Raum und haben ausserdem ein gesundes Mass an Sicherheit und Verantwortung gefunden.» Aber auch die Schweiz, Obwalden und Sarnen seien nicht geschützt vor den jüngsten globalen Ereignissen, welche dem Krieg geschuldet seien. «Wer in der Krise über Chancen spricht, tut gut daran zu überlegen, das Geschäftsmodell seines Betriebs entsprechend anzupassen», riet die Ex-Magistratin den Unternehmern.

Zunehmende Investitionsrisiken

Wer im Ausland investieren möchte, brauche vom entsprechenden Land einen gewissen staatlichen Schutz. «Seit einigen Jahren kündigen autoritäre Regimes solche Abkommen oder schliessen keine neuen mehr ab. Das kann für unsere Unternehmen verheerend sein», betonte die 59-jährige Juristin und Volkswirtschafterin. Man könne allerdings nicht einfach raus aus Ländern wie Russland oder Weissrussland. «Wir tragen auch Verantwortung gegenüber den von uns dort Beschäftigten.» Die stünden vor dem Nichts; ohne Sozialleistungen, Kurzarbeitsgeld oder Arbeitslosenversicherung.

Wenn «gescheiterte» Unternehmen aus dem Ausland zurück in unser Land kommen, werde bei uns des hohen Lohnniveaus wegen wiederum mehr Wettbewerbsdruck entstehen. «Mit dem Osten ist es derzeit also etwas schwieriger. Wie steht’s mit China?», lautete die Frage der Referentin. Es sei unabdingbar, auch in diesen Beziehungen die allgemeine Verlässlichkeit – besonders bei den Lieferketten – zu überprüfen. In der Folge bezeichnete Leuthard den Energiebereich auch in der Schweiz als elementar. «Das muss uns beschäftigen», obwohl die Lage vor allem im ländlichen Raum recht stabil sei. Ihr Aufruf: «Nützt die Chance in eurer Region, autonom Energie zu produzieren, statt teuer einzukaufen.»

Klartext bei Immobilienpreisen

Der prominente Gast sprach von weiteren spezifischen Chancen für Obwalden: Energie aus Biomasse, Ernährung/Lebensmittelproduktion, Holzverarbeitung, Qualität und Umschulung der Arbeitskräfte, Digitalisierung und vieles mehr. «In diesen Bereichen müsst ihr unbedingt hochfahren», forderte Leuthard das lokale Gewerbe und die Wirtschaft auf. Ihren Mahnfinger erhob sie allerdings beim Stichwort Immobilien. Die steigenden Preise in der Region bezeichnete sie als erschreckend.

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